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Rollenspiele bei Kindern – viel mehr als nur Theater

Schon unsere Kleinen üben sich darin, ganz groß zu sein. Rollenspiele sind bei Kindern ab dem dritten Lebensjahr zu beobachten. Die Kinder schlüpfen in unterschiedlichste Rollen und werden zu Märchenfiguren, real existierenden Personen oder zu Tieren. Was für uns Erwachsene wie ein ganz normales Kinderspiel aussieht, bietet für Kinder wichtige Lernfelder.

Im Rollenspiel interpretieren die Kleinen Alltagsszenen, aber auch Geschichten aus Büchern und Filmen für sich ganz neu. Oft sind solche Themen zu finden, die gerade im Leben des Kindes aktuell sind. Am Rollenspiel können Eltern ablesen, was ihr Kind beschäftigt, aber oft auch, welche Ängste es im Inneren hat. Deshalb lohnt sich ein zweiter Blick auf das, was uns beim ersten Hinsehen vielleicht nur als lustiges oder auch nerviges Theater erscheint.

 

Die ersten Rollenspiele

Rollenspiele begleiten die Kinder von der Kleinkind- bis zur Grundschulzeit. Die ersten Spiele, die im Alter von etwa drei Jahren zu beobachten sind, drehen sich um einfache Themen, auch die Geschichten selbst sind sehr einfach und wenig komplex – altersgerecht eben. Die Kinder leisten dennoch viel, denn sie müssen sich eine Handlung und entsprechende Rollen ausdenken, miteinander kommunizieren können und schließlich die Rollen selbst auch einzunehmen und spielen. In den ersten Lebensjahren spielt das Eltern-Kind-Verhältnis wie auch die „Existenzsicherung“ eine wichtige Rolle. Entsprechend häufig finden sich Mutter-Vater-Kind-Szenen in den verschiedensten Adaptionen oder es geht um die Nahrungs- oder Wohnungssuche.

Es wird komplizierter

Je älter die Kinder werden, umso komplexer werden auch die Rollenspiele. Bevor ein Spiel beginnt, gibt es oft lange Diskussionen, in denen die Kinder sich über Handlung und Rollenverteilung austauschen und häufig auch streiten. Die Auseinandersetzung fördert so ganz nebenbei die Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit. Befriedigende Ergebnisse aktivieren das Belohnungssystem und haben einen prima Lerneffekt: Miteinander reden ist sinnvoll und funktioniert.

Der Sinn von Rollenspielen

Die Erfahrungen, die Kinder im Rollenspiel machen, sind häufig ebenso wichtig und wertvoll, wie „echte“ Erfahrungen. Die Kleinen spielen die Welt, in der sie leben, nach. Durch das Schlüpfen in verschiedene Rollen entwickeln Sie zunehmend Verständnis für sich und andere. Rollenspiele sind also bestens geeignet, um das Einfühlungsvermögen zu schulen und verschiedene Sichtweisen kennenzulernen. Durch das Nachspielen von Alltagssituationen erprobt das Kind neue und bereits bekannte Verhaltensweisen und lernt, die Abläufe zu verstehen. Es kann im Spiel erfahren, welche Rolle ihm besonders Spaß macht und wo es eher Abneigung oder Desinteresse entwickelt. Im Rollenspiel kann sich das Sozialverhalten entwickeln, gleiches gilt wie bereits erwähnt für die Kommunikationsfähigkeit und das Konfliktverhalten. Wie in jedem Spiel mit anderen gibt es auch im Rollenspiel Regeln, die beachtet werden müssen. Das Kind lernt beim Spielen den Wert von Regeln und Verabredungen und auch, dass das Einhalten die Handlung und das Spiel voranbringen kann. Schließlich eignen sich die Spiele auch, um Erlebnisse zu verarbeiten oder innere Konflikte zu lösen. In einem sicheren (Spiel-) Rahmen ist es dem Kind zum Beispiel möglich, sich seinen Ängsten zu nähern, sie anzusehen und im günstigsten Fall zu verringern. So kann es zum Beispiel sein, dass ein Kind, das Angst vor dem Arzt hat, besonders gerne Doktorspiele mit seinen Stofftieren spielt.

Möchten Sie Ihr Kind im Rollenspiel unterstützen, so sollten Sie sich nicht übermäßig einmischen. Wenn Sie mitspielen dürfen, dann überlassen Sie Ihrem Kind die Regie und spielen Sie die Ihnen zugeteilte Rolle, so gut es geht. Vielleicht haben Sie sogar Spaß an der Sache und werden selbst zum bösen Monster, zum kuscheligen Haustier oder zum verwöhnten Muttersöhnchen. Vielen Kinder fällt ein Rollenspiel leichter, wenn es Requisiten und Verkleidungen zur Verfügung hat. Hier können Sie Ihrem Kind Verschiedenes anbieten und zur Verfügung stellen.