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Wie sich mit Kindern die Beziehung zu den eigenen Eltern verändert

Mit der Geburt des eigenen Kindes erhalten junge Eltern neue Einsichten. Unter anderem verstehen sie nun oft auch ihre eigenen Eltern und deren Verhalten in der Vergangenheit besser. Die Großeltern sehen im Gegenzug die eigenen Kinder nun als vollwertige Erwachsene. Das Verhältnis zwischen den Generationen definiert sich dadurch oft gänzlich neu.

Für die eigenen Eltern bleibt man sein ganzes Leben „ihr Kind“ – und sie sehen sehr lange Zeit in einem auch ihr kleines Kind, ihr Baby. Das ändert sich nicht, wenn man die Schule erfolgreich abschließt, auch nicht mit einem Studienabschluss, dem Start in den Beruf, einer Heirat oder einem Hauskauf. Die eigenen Eltern sehen einen meist erst dann mit anderen Augen, wenn man ein eigenes Kind hat. Ab diesem Moment ist man nicht mehr ihr „Baby“, sondern wird als einer der ihren, als vollwertiger Erwachsener angesehen. So ist es zumindest in den meisten Familien. Die „neuen“ Großeltern sind stolz auf ihr Enkelkind und wissen, dass die jungen Eltern, ihre eigenen Kinder, nun bisher unbekannte Einsichten in das Leben bekommen werden und mit einem Baby noch ein Stück erwachsener werden.

 

Mit einem Kind versteht man die eigenen Eltern oft besser

Ein Baby verändert seine Eltern – es überkommt einen eine große Liebe, aber auch Verletzlichkeit, man übernimmt Verantwortung für ein eigenes Leben, dauerhaft und rund um die Uhr. Als Elternteil denkt man langfristiger, wird vorsichtiger und in seinem eigenen Verhalten oft konservativer. Man bekommt mit der Zeit ein besseres Verständnis für die eigenen Eltern, die Zeit und Mühen, die sie in einen selbst investiert haben und häufig begreift man auch die Art und Weise besser, wie die eigenen Eltern ihr Leben gelebt haben. Warum sie etwa nicht so „cool“ waren, wie man sich das selbst gerne gewünscht hätte, es aber vielleicht wegen der Umstände nicht konnten.

Junge Eltern machen mit ihrem Kind ständig neue Erfahrungen. Erfahrungen, die die eigenen Eltern oft so oder ähnlich auch gemacht haben. Auch, wenn man die Weisheiten der Großeltern nicht eins-zu-eins auf das eigene Kind anwenden kann oder möchte, ist es oft hilfreich zu hören, dass das, was man erlebt, ganz normal ist. Darüber hinaus stellt man sich selbst die Frage „Wie war das damals bei mir“? - eine Frage, die die eigenen Eltern oft nur zu gerne beantworten und die die Beziehung zwischen jungen Eltern und den eigenen Eltern vertiefen kann.

Großeltern sehen in den Enkeln eine neue Aufgabe

Frischgebackene Großeltern freuen sich fast immer, wenn ihr „Elternwissen“ plötzlich gefragt ist. Häufig geben sie in ihrem Enthusiasmus ungefragt gute Ratschläge. Dies ist in der Regel kein böser Wille und meist steckt auch nicht Besserwisserei hinter den Tipps, sondern der Wunsch, gebraucht zu werden. In vielen Fällen legt sich diese Phase, wenn die Großeltern sehen, dass ihre Kinder sich gut als Eltern schlagen. Dann sind sie meist stolz auf ihren Nachwuchs und halten sich etwas mehr zurück. Wenn die Großeltern Ihnen zu sehr auf die Nerven gehen, dann sollten Sie diese beiseite nehmen und höflich darauf hinweisen, dass dies ihr Kind ist und die sicher gutgemeinten Ratschläge zu weit gehen.

Jedoch sehen viele Großeltern in dem Enkelkind eine neue Aufgabe für sich und sie möchten sich zu gerne einbringen. Junge Eltern können hier unter Umständen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und die Großeltern als verantwortungsvolle - und in der Regel kostenlose – Babysitter gewinnen. Viele Großväter versuchen mit ihren Enkeln die Zeit nachzuholen, die sie mit den eigenen Kindern nicht verbracht haben.

Enkelkinder als „Lebensverlängerung“

Gerade Großeltern, die schon älter sind, gewinnen durch ein Enkelkind mitunter an Lebenskraft hinzu, finden hier eventuell auch einen neuen Grund zum weiter-leben. Mein eigener Vater, der mit einigen Gebrechen zu kämpfen hat, hat seine Enkeltochter mehrmals „seine Lebensverlängerung“ genannt. Meine Mutter dagegen starb kurz, bevor es bei uns mit der Schwangerschaft klappte. In den letzten Monaten ihres Lebens hatte sie der Lebensmut langsam verlassen. Sie fühlte sich „nicht mehr gebraucht“. Nun hätte ich so viele Fragen an sie und bin unendlich traurig, dass ich die Antworten nie mehr bekommen werde…
Auch deshalb versuche ich nun, meinen Vater möglichst viel am Leben seiner Enkeltochter teilhaben zu lassen.

 

Wie hat sich Eure Beziehung zu Euren Eltern geändert, seit ihr selbst ein Kind habt? Oder ist das bei Euch gar nicht der Fall? Wir freuen uns auf Eure Kommentare!