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Kinder und ihre Bedürfnisse – Warum deren Wertschätzung so wichtig ist

Kinder wollen viel und oft etwas anderes als die Eltern. Das beginnt bereits im Kleinkindalter. Für Eltern ist das in vielen Fällen nicht leicht, für die Kinder aber auch nicht. Für die gesunde Entwicklung der Kinder ist die Wertschätzung der kindlichen Bedürfnisse sehr wichtig. 

Das Gespür für die eigenen Bedürfnisse ist ein elementarer Überlebensinstinkt und bei Kindern stark ausgeprägt. Denn nur wenn sie spüren, was sie brauchen, werden sie mit allem Lebenswichtigem versorgt. Allzu viel Autorität und starre Grenzen führen oft dazu, dass dieser wichtige Instinkt verlernt wird – und damit das Gefühl für die eigenen Wünsche.

 

Die Welt dreht sich um mich!

Nahrung, Wärme, Zuwendung und eine trockene Windel – das sind die ersten Bedürfnisse von Säuglingen, die sie lautstark und vehement anmelden. Auf die Idee, dass diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden könnten, kommen die Kleinsten nicht und in den allermeisten Fällen machen sie diese Erfahrung auch nicht. Sie sind das Zentrum ihrer Welt, in dem sich alles um sie dreht. Spätestens mit Beginn der motorischen Fähigkeiten ändert sich das, das Wörtchen „Nein“ hält Einzug in den kindlichen Wortschatz. Kinder lernen, dass manche Bedürfnisse und Wünsche nicht erfüllt werden. Nicht sofort heißt bis zu einem bestimmten Alter für Kinder dasselbe wie überhaupt nicht, denn das Gefühl für die Zeit und die Fähigkeit, Bedürfnisse aufzuschieben entwickeln sich erst im Alter von zwei bis drei Jahren.

Ich spüre, was ich brauche!

Kinder wissen, was sie brauchen und wollen. Das Gespür ist für die Kleinsten klar vorhanden und wird nicht von Einschränkungen, Konditionierungen oder Glaubenssätzen überlagert. Das ist eine unschätzbar  wertvolle Fähigkeit, die das Überleben sichert und unsere Kinder stark macht. Erwachsene, die sich dieses Gespür bewahrt haben, agieren in ihrem Leben so klar wie unsere Kinder und folgen ihrem Gefühl, denn sie wissen, dass sie sich darauf verlassen können. Für Kinder beginnt mit der Entwicklung des eigenen Willens – der stark am Gefühl orientiert ist – eine Zeit der Einschränkungen. Vermeiden lässt sich dies nicht, denn in unserer Gesellschaft sind Regeln und Grenzen an der Tagesordnung. Die Gefahr besteht darin, dass die Kinder verlernen zu spüren, was sie wirklich brauchen – und so ohne Führung des so wichtigen Bauchgefühls regelrecht durchs Leben stolpern.

Wer nicht fühlt, wird manipulierbar

Das eigene Gefühl – wir nennen es oft Bauchgefühl – gehört zu den wichtigsten Wegweisern, die dem Menschen mitgegeben sind. Agieren kann dieses jedoch nur dann, wenn wir darauf vertrauen. Ein Kind, dessen Bedürfnisse von außen allzu oft unterdrückt werden, verliert dieses Vertrauen und das Bauchgefühl wird nicht ernst genommen oder gar nicht erst gespürt. Das bringt Unsicherheit ins Leben und macht Entscheidungen schwierig. Denn werden diese aus dem Kopf getroffen, dann stimmt oft etwas nicht. Das eigene Gespür zu behalten, macht das Entscheiden für oder gegen etwas leichter und die Wahrscheinlichkeit, dass eine Entscheidung die „richtige“ ist, steigt deutlich an. Eine weitere Gefahr dieser Entwicklung besteht in einer wachsenden Manipulierbarkeit. Wer nicht weiß, ob sein Gefühl richtig ist, orientiert sich an Vorbildern wie zum Beispiel der öffentlichen Meinung oder bestimmten Personen. Ob eine solche Meinung angenommen wird, hängt dann oft von Respekt oder Wertschätzung oder auch Unterwürfigkeit ab. Das eigene Gefühl spielt als Faktor keine Rolle mehr.

Vertrauen Sie auf das Gefühl!

Alle Eltern möchten, dass ihr Kind selbstbestimmt und glücklich aufwächst. Ein wichtiger Baustein ist das Vertrauen in die eigenen Wahrnehmungen und Gefühle und damit das Vertrauen in sich selbst. Neben viel Liebe und Zuwendung braucht Ihr Kind auch Ihr Vertrauen, dass seine Gefühle richtig sind. Nehmen Sie es ernst und begleiten Sie Ihr Kind, wann immer es möglich ist, auf seinem Weg, auch wenn der eine ganz andere Richtung einnimmt als Sie sich das wünschen. Ihr Kind ist ein Teil von Ihnen, aber genauso eine eigenständige Persönlichkeit mit eigenen Wünschen, Zielen und Bedürfnissen. Ihm und seinen Gefühlen zu vertrauen ist eines der größten Zeichen der Wertschätzung, die Sie Ihrem Kind geben können.