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„Wir bleiben treu“...und zwar uns selbst!

Vater sein heißt nicht zwingend, dass man all seine geliebten, womöglich von der Frau verhassten und mit Kindern vermeintlich unvereinbaren Angewohnheiten aufgeben muss. Immer nur Feuchttücher statt Fanschal? Gute-Nacht-Geschichte statt Feierabendbier? Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt wie man fürsorglicher Papa sein kann und zugleich Mann mit Unzulänglichkeiten bleiben darf.

Die schönste Nebensache der Welt oder: Ole, ole!!

Was waren das noch für tolle Zeiten als man mit den Kumpels am Wochenende, Unterhemden-verschwitzt und mit der Bierflasche in der Hand vor dem Fernseher oder bestenfalls im Stadium gegrölt, geschrien, gejohlt hat. Neunzig Minuten Fußball, ein ganzer Tag Party. Und dann erst die Weltmeisterschaften, Europameisterschaft und - bei Gott - die Champions League.

Und nun: Sonntag nachmittags Spaziergänge durch den Park statt Parkstadion-Atmosphäre? Bastelstunde statt Sportschau? Das muss nicht zwingend sein. Leisten Sie Überzeugungsarbeit bei Frau und Kind(ern). Fußball ist nicht nur proleten-naher Stumpfsinn, sondern kann durchaus als Familien verbindendes Hobby, das man auch mit Frau und Kindern genießen und mitgestalten kann, angesehen werden. Für seine Leidenschaft sollte man aber auch mal das Fußball-Herz strapazierende Nebenwirkungen in Kauf nehmen: zum Beispiel seiner Frau geduldig Abseits erklären oder mit ihr darüber diskutieren, ob jetzt Jürgen Klopp besser aussieht als Jogi Löw. Vielleicht zerren diese Gespräche bisweilen an Ihren Nerven, aber wenn Ihre Holde dafür den Sonntag Abend mit Gerhard Delling teilt, heißt es 1:0 für Sie.

 

„Die kleine Kneipe in unserer Straße“

Bis vor wenigen Jahren kannten Sie den Begriff Treue nur im Zusammenhang mit Ihrer Stammkneipe. In guten wie in schlechten Zeiten war dort immer ein wohlig warmes Plätzchen am Tresen für Sie frei. Mit dem Vater-sein wurde dann alles anders. Klar. Und natürlich auch zu Recht. Denn was gäbe es Ungerechteres als seine Frau jeden zweiten Abend zu Hause Dienst am Kind schieben zu lassen, während man selbst im wunderbaren Kneipen-Schoß versinkt. Das geht natürlich nicht. Aber es geht natürlich auch nicht, dass man irgendwann in seiner Stammkneipe mit „Guten Abend, was hätten Sie denn gern?“ statt „Hey, alles klar? Wie immer?“ begrüßt wird. Bei geschickten Verhandlungen und Überzeugungsarbeit, dass auch Ihre Frau sich einen freien Abend in der Woche verdient hat, sollte ab und an einem Kneipenbesuch nichts im Wege stehen.

 

„Friends will be friends“

„Ein Leben ohne Freunde ist kein Leben, wie behaglich und gesichert es auch sein mag“ hat Henry Miller gesagt. Leider erleben Väter (oder besser gesagt ihre „zurückgebliebenen“ Freunde) immer wieder, dass ein harmonisches und ausschließliches Familiengefüge die ehemals besten Freundschaften zu Grunde richtet. Aus den verschiedensten Gründen. Keine Zeit. Andere Hobbies. Unterschiedliche Lebensplanung eben.

Frauen schaffen es offensichtlich besser sich ihre Freundinnen zu erhalten. Nun gut, die haben ja das Telefon, möchte man meinen. Aber das allein kann ja nicht der Grund sein, dass die Frauen noch mit 50 Jahren wöchentliche Plauderstunde mit ihren Schulfreundinnen haben und Männer nicht. Sind Männer einfach so? Brauchen die vielleicht einfach keine Freunde? Oder zählt bei ihnen mehr der Grundsatz „Es kommt nicht drauf an wie oft ich meine Kumpels sehe.“ Es stimmt, es kommt nicht auf die Quantität der Treffen an. Aber wenn man von seinem besten Freund mal schnuckelige drei Jahre nichts hört, dann kann doch auch was nicht stimmen. Was also fährt in Männer, dass sie, sobald ein Kind das Familienglück ergänzt, ihre Freunde zu vernachlässigen scheinen? Womöglich sollten die Herren der Schöpfung in dem Fall sich doch mal ein gutes Beispiel an den Damen nehmen. Es müssen ja nicht stundenlange Telefonate sein, aber Freundschaften sollten gepflegt werden.

Was sich für viele Männerfreundschaften bewährt hat,  ist ein gemeinsames Wochenende mit den Kumpels einmal im Jahr.  Einfach ausspannen von Kind und Partnerin – und das zusammen mit den besten Freunden, wo man alte Erinnerungen pflegt und die Freundschaft bei neuen Unternehmungen festigt. Es muss ja nicht gleich in den ersten Monaten nach der Geburt sein. Ihre Frau hat dafür bestimmt Verständnis – vor allem, wenn sie ihr in Aussicht stellen, dass sie dann einmal im Jahr mit ihren Mädels ein Wochenende unterwegs sein darf und Sie sich dann um den Nachwuchs kümmern.

 

„Nur kleine Geister halten Ordnung, Genies überblicken das Chaos“

Einfach mal wieder die stinkigen Socken mitten im Schlafzimmer liegen lassen. Den leeren Pizzakarton so lange stehen lassen bis er sich von alleine bewegt. Die Staubmäuse mal wieder beim Spazierflug unterm Bett beobachten. Seine dreckigen Turnschuhe auf dem Wohnzimmertisch knallen.
Wie schön.
Aber als verantwortungsvoller Papa? Schimmelige Essensreste? Nicht gut fürs Kind. Unvorbildliches Verhalten? Nicht gut fürs Kind. Unordnung bis zur Schmerzgrenze? Nicht gut fürs Kind. Sagt die Mutti.
Kleiner Tipp: Machen Sie sich mit Ihrer Frau einen „Abgammel“-Tag im Monat aus. Alles darf liegen, wo es will. Kein Teller wird abgespült. Kein Bett wird gemacht. Essen gibt es nur aus dem Tiefkühlfach. Und wenn das Baby Spinat auf die Kacheln drapiert, darf es unter keinen Umständen weggeputzt werden. Wie schön.
Der Haken daran: Natürlich muss man auch versprechen, dass man das Chaos am nächsten Tag wieder beseitigt. Aber hey....das ist es doch wert!