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Das erste Date zu zweit nach der Geburt des Babys – ein Versuch

Eltern zu sein ist ein oft nervenaufreibender 24-Stunden-Job – vor allem mit einem Baby und einem weiteren Kind. Umso mehr braucht man irgendwann auch einmal eine Auszeit – mit dem Partner, ganz ohne Kind. Sich diese zu schaffen ist aber meist nicht einfach. Der Erfahrungsbericht eines Paares vom ersten Date nach der Geburt des Babys …

Hier saßen wir also in einem schmucklosen Fastfood-Restaurant und waren aufgedreht wie zwei Teenager, die aus dem Internat ausgebüxt sind. Meine Frau und ich – beide jenseits der Vierzig und nun 15 Jahre ein Paar – waren euphorisiert und albern. Wir wussten nicht, was wir in der ungewohnten Situation mit uns anfangen sollen – so zu zweit und ganz ohne Kind. Dabei hatten wir den Abend doch von langer Hand generalstabsmäßig geplant.


Ein Geburtstagsgeschenk mit Perspektive

Keine drei Wochen nach der Ankunft unseres zweiten Kindes hatte meine Frau Geburtstag. Ich schenkte ihr (und mir) Karten für das Konzert einer A-Capella-Band, die nur noch selten auftritt, uns aber sehr am Herzen liegt (unter anderem, weil zwei der Mitglieder auf unserer Hochzeit gesungen haben). Das Geschenk kam gut an – es war eine schöne Perspektive für meine Frau, dass das Leben irgendwann auch noch einmal etwas anderes bieten wird als das Wochenbett und die Umgebung der Wohnung. Wir waren auch sicher, dass wir das irgendwie hinbekommen werden – schließlich waren es ja auch noch vier Monate bis zum Konzert und wir hatten ja durch unsere Dreijährige bereits Erfahrungen als Eltern gesammelt.

Als der Termin für das Konzert langsam näher rückte versuchten wir, unser Baby daran zu gewöhnen, hin und wieder auch aus der Flasche zu trinken. Leider war sie davon weniger begeistert. Sie nahm ein paar Schlucke und verzog dann das Gesicht. Das kann ich gut verstehen – Mamas Brüste sind auf jeden Fall die reizvollere Verpackung. Weil unsere kleine Laura so quengelte waren wir auch nicht wahnsinnig konsequent in der Durchsetzung der Flaschennahrung. Es würde schon klappen. Da waren wir zuversichtlich.


Trotz bester Planung wird es am großen Abend hektisch

Für den Abend des Konzertes selbst haben wir die Schwiegereltern zu uns nach Hause bestellt. Somit war unsere ältere Tochter in bekannten und guten Händen und auch die Kleine kannte die Großeltern und deren Geruch zumindest ein wenig. 90 Minuten vor Beginn des Konzertes hatte meine Frau das Baby gestillt, das nun zufrieden vor sich hinschlummerte. Dann sprang sie in ihr Konzert-Outfit, trug oberflächlich etwas Makeup auf, wir verabschiedeten uns kurz von unserer „Großen“ und den Großeltern und rannten giggelnd zum Auto. Da wir etwas später als geplant loskamen war nur noch ein kurzer Snack in einem Fastfood-Imbiss drin, zumal es im Saal keine reservierten Plätze gab. Beim Essen kamen wir uns frei und unbeschwert vor, als ob wir etwas Verbotenes täten, wie zwei Ausbrecher auf der Flucht. Am Nachbartisch beobachteten wir ein Paar mit zwei müden Kindern und sahen uns an – zum einen voll Mitleid für die Eltern am Nachbartisch, zum anderen dachten wir natürlich an die Situation zu Hause. Aber das würde schon klappen, so versicherten wir uns gegenseitig.

Meine Frau setzte ich nah der Halle ab, während ich noch einen Parkplatz suchte. Fünf Minuten vor Beginn saßen wir voller Vorfreuden auf recht guten Plätzen an der Seite –einfach nur glücklich und erleichtert, dass wir es soweit geschafft hatten. Ein wenig hatten wir ein schlechtes Gewissen, ob es denn okay ist, was wir hier machen. Aber nach einem letzten Check der Telefone beschlossen wir, uns zu amüsieren. Es würde zu Hause schon alles gutgehen.


Eine echte Auszeit vom Eltern-sein – wenn auch nur kurz

Zu Beginn des Konzertes brauchten wir ein paar Minuten, um locker zu werden. Aber dann hatten wir Spaß, lachten, klatschten, wiegten uns zur Musik, hielten Händchen, drückten uns und genossen einfach den Moment. Es war so befreiend, es war so schön verantwortungslos und egoistisch, eine echte Auszeit vom Leben als Eltern.

Nach einer guten Stunde kam die Pause und unser erster Blick ging auf die Telefone. Wir bekamen jeder eine Sprachnachricht angezeigt, die wir beide überhört hatten. Gemeinsam hörten wir auf der Mailbox, wie meine hörbar gestresste Schwiegermutter uns mitteilte, dass die Kleine nicht aus der Flasche trinken wolle und die Situation schwierig sei.

Meine Frau und ich sahen uns an, zuckten mit den Schultern und sagten uns, dass es auch so ein schöner Abend war – wenn auch kürzer als erwartet. Wir gingen Händchenhaltend zum Auto und nahmen uns vor, dass wir so etwas wieder machen würden … irgendwann …