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Den Augenblick mit Kindern genießen – es geht so schnell vorbei

Als seine Frau und die Kinder im Bett waren wollte unser Autor eigentlich noch arbeiten – und dann meldete sich das Baby. Ein Moment voller Frust wandelte sich letztlich in eine bleibende Erinnerung an eine Nacht zu zweit – Vater-Tochter-Zeit zur Geisterstunde.

Vor ein paar Tagen hat mich unsere Kleine – sie ist 12 Monate alt – wirklich genervt.

 

Meine Frau ging um 22 Uhr ins Bett und ich wollte anschließend noch etwas arbeiten. Als ich am Schreibtisch saß hörte ich, dass unsere Tochter Laura aufgewacht sein musste. Kein Problem, dachte ich – Mama ist ja da. Das Dumme war jedoch, dass unsere Kleine nicht leiser wurde, im Gegenteil – sie wurde lauter. Vielleicht können andere mit einem schreienden Kind im Hintergrund arbeiten – ich definitiv nicht. Also ging ich zu meiner Frau. Die Kleine ließ sich nicht ins Beistellbett ablegen und weder durch Stillen noch das Liegen auf Mamas Bauch beruhigen. Also beschloss ich, meine Tochter aus dem Schlafzimmer zu holen. Vielleicht würde es mir ja gelingen, sie zu beruhigen (darin bin ich ziemlich gut). So würde immerhin meine Frau zu ihrem Schlaf kommen und die Große, die neben meiner Frau schlief, würde auch nicht geweckt werden.

Eigentlich möchte Papa arbeiten – und dann meldet sich das Baby

Also nahm ich Laura auf meinem Arm mit ins Wohnzimmer, in der Hoffnung, dass sie schnell wieder einschläft. Ich machte schummriges Licht, sang ihr leise vor, wiegte sie, streichelte ihren Rücken, tätschelte ihr den Po – das volle Programm. Allein – es half nichts. Die Kleine war aufgedreht und kam nicht zur Ruhe. Ob es an den Eindrücken des Tages lag, sie mittags zu lange geschlafen hatte, die Zähne sie nervten, Wachstumsschmerzen sie quälten oder der Mond schuld war – müßig, darüber nachzudenken. Es würde jetzt nichts ändern. Ich war einfach frustriert. Schon ihre große Schwester war an dem Abend schlecht eingeschlafen und hatte unsere Nerven und Kräfte strapaziert. Ich wollte, ja ich musste eigentlich noch arbeiten, aber das konnte ich mir wohl abschminken.

Resigniert legte ich Laura schließlich auf den Boden im Wohnzimmer und gab ihr etwas Spielzeug. Das beruhigte sie fürs erste. Ich holte mir Stift und Notizblock, damit ich wenigstens ein paar Gedanken aufschreiben könnte. So würde ich dann, wenn ich zum arbeiten käme, zumindest genau wissen, was zu tun ist.

Einschlafen klappt nicht – Papa-Tochter-Zeit kurz vor der Geisterstunde

Auf dem Sofa liegend sah ich Laura beim Spielen zu. Wie sie Becher erkundete, mit ihnen klopfte, Rasseln nahm und schüttelte, wie sie Dinge in den Mund steckte und darauf herumkaute. Sehr süß anzuschauen das Ganze. Dann sah die Kleine mich an und lächelte. Sie zeigte mit die Becher, mit denen sie spielte, ließ sie dann fallen und begann dann, zum mir hinzurobben. Ich lächelte, seufzte kurz, legte das Schreibgerät beiseite und hob sie hoch zu mir auf den Schoß. Dann spielten wir miteinander – einfach so. Nicht mit dem Hintergedanken, sie müde zu machen. Wir spielten alles, was uns einfiel und uns Spaß machte. Laura saß auf meinem Schoß und wir sangen, klatschten, schaukelten, ich killerte sie, wir spielten „Guckuck“ (mein Kopf versteckt unter einem Tuch, das sie wegzieht) und „Hund“ (beide beißen in ihren Beißring und ziehen daran). Es war einfach richtig schön. Meine jüngste Tochter, ein kleines Kind, das sich so über meine Aufmerksamkeit freute, das giggelte, lachte, mit mir um die Wette strahlte. Nur wir beide in der Nacht – Papa-Tochter-Zeit kurz vor der Geisterstunde.

Irgendwann wurden ihre Reaktionen langsamer und sie begann zu gähnen. Die Müdigkeit kam doch noch. Ich packte sie wieder in ihren Schlafsack und wiegte sie, bis sie eingeschlafen war. Da lag sie nun in meinen Armen, mein nicht-mehr-Baby, das mir als kleines Kind sehr ähnlich sieht, nur viel hübscher natürlich. Ruhig im Schlaf atmend und zufrieden lächelnd. Noch immer lässt sie sich gerne von mir vor dem Bauch tragen und beschmusen. Bei ihrer großen Schwester – vier Jahre alt – ist das schon anders. Die wird nur anhänglich, wenn sie extrem müde ist. In diesem Moment wurde mir bewusst, wie schnell die Zeit mit Kindern doch vergeht – und wie sehr ich diese Stunde allein mit meiner Jüngsten genossen habe.

Eine Nacht mit meinem Kind – ganz ohne Zeitdruck oder Störung von außen

Kurz nach Mitternacht legte ich Laura dann schlafend ins Beistellbett neben Mama. Gearbeitet habe ich in der Nacht nicht mehr viel. Das habe ich später nachgeholt. Aber die Erinnerung an eine richtig schöne Nacht mit einem tollen Mädchen bleibt. Wir zwei - meine Kleine und ich ohne Zeitdruck, Hektik oder Störung von außen. Es war schön, es war besonders, ich möchte diese Erinnerung bewahren.

Wie heißt es doch bei Goethe: „Werd’ ich zum Augenblicke sagen verweile doch, du bist so schön“. Das war es – ein richtig schöner Augenblick. Irgendwann geht diese Zeit vorbei. Schneller als man denkt. An dem Abend hat mich Laura erst wirklich genervt, aber im Nachhinein war ich froh, dass mein Kind nicht schlafen konnte.

Es war ein wirklich schönes Erlebnis.

Vielleicht hat sich die Natur ja etwas dabei gedacht, dass die Dinge mit Kindern meist nicht so einfach sind, wie erhofft – das bringt Eltern und Kind näher zusammen.

Aber bitte – jede Nacht muss das auch nicht sein ;-)