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Alleinerziehende Väter - was machen sie anders?

Alleinerziehende Frauen sind in der heutigen Gesellschaft kein Aufreger mehr. Allein im Jahr 2009 gab es in Deutschland rund 2 Millionen Frauen, die den Nachwuchs ohne männliche Unterstützung erziehen. Doch was ist mit alleinerziehenden Männern? Die gibt es auch, und es sind gar nicht so wenige. Machen Sie die Sache anders als die Frauen? Besser? Schlechter? Und wie ist der gesellschaftliche Stand alleinerziehender Väter? Zumindest werden sie genauer beäugt.

Prozentual sind alleinerziehende Männer nach wie vor eine Minorität in Deutschland. 2009 machten sie mit 350.000 Vätern gerade einmal 13 Prozent aller Ein-Eltern-Familien aus. Doch die Väter, die ohne Frau versuchen, ihre Kinder zu guten Menschen zu machen, werden mehr. Zu kämpfen haben sie mit den Herausforderungen des Alltags, genau wie Mütter auch. Doch bei alleinerziehenden Vätern kommt ein Image-Problem dazu. Als hätten sie nicht auch so schon genug zu tun.

 

Softie, Weichei, Heulsuse

Alleinerziehende Mütter genießen in aller Regel einen gewissen Respekt, oft wird ihre Leistung als beeindruckend eingeschätzt. Kein Wunder, die Arbeit, die Erziehung, die Freizeitgestaltung und die finanzielle Seite – all das sind Aufgabenstellungen, die nicht einfach unter einen Hut zu bringen sind. Schon gar nicht, wenn man es alleine schaffen muss. Für alleinerziehende Väter gilt das natürlich genauso. Gleichzeitig haben sie in der Gesellschaft aber einen schweren Stand. Wer sich für die Erziehung seines Kindes ohne Frau entschieden hat (oder keine andere Wahl hatte), wird oft ein wenig schräg betrachtet. Die allgemeinen Vorurteile laufen darauf hinaus, dass ein „echter Kerl“ kein alleinerziehender Vater sein kann, sondern ein Softie oder Weichei sein muss. Das klingt erstaunlich, doch vielfach ist das die Meinung Außenstehender. Die Frauen oder Ex-Frauen von alleinerziehenden Männern kommen übrigens auch nicht besser weg. Sie stehen schnell in der Ecke der „Rabenmütter“.

 

Mütter sind anders - Väter auch

Auf die Frage, was alleinerziehende Väter anders machen als Mütter ohne Partner, kann es im Grunde nur zwei Antworten geben: Alles. Und eben nichts. Väter müssen die Tücken des Alltags genauso meistern wie Mütter auch, die Rahmenbedingungen ähneln sich naturgemäß. Andererseits wird von alleinerziehenden Vätern immer wieder insgeheim erwartet, dass sie durch ihre Rolle weiblicher werden und sich bei der Erziehung an Frauen orientieren. Aber bei aller Ähnlichkeit, die kaum von der Hand zu weisen ist, kann man über alleinerziehende Männer eines ganz gewiss sagen: sie sind nun einmal keine Frauen. Mütter können machen, was sie wollen, sie können alles richtig machen, doch sie können nicht die Väter ersetzen. Umgekehrt trifft das ebenso zu.

 

Männer starten anders

Armin Fischer weiß, wovon er spricht. Der Autor des Buches „Alleinerziehend. Männlich. Gut.“ kennt sich mit den Ausgangssituationen gut aus. Fischer sagt, dass vor dem alleinerziehenden Vater oft eine konfliktreiche Trennung steht, die den Start ins neue Leben erschwert. Klares Planen und Handeln fallen dann schwer und nicht selten sind die Kinder für eine Weile komplett von der Mutter getrennt. Das ist für alle Beteiligten eine kritische Situation. Fischer bezieht auch Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit ein. Diese ergeben das Bild, dass Männer nach der Trennung meistens versuchen, ihr bisheriges Leben in gewohnter Form weiter zu führen. Sie versuchen also, den Job weiterhin so zu machen, wie vorher und das Leben mit dem Nachwuchs mit zu integrieren. Während Frauen vielfach staatliche Geldleistungen beziehen, zum Beispiel durch die Arbeitsagenturen, sieht das bei Männern anders aus. Das liegt unter anderem daran, dass Männer, die ihren Job verlieren oder freiwillig aufgeben, finanziell deutlich schlechter dastehen als viele Frauen. Die wenigsten Männer haben Anspruch auf Unterhaltszahlungen ihrer Ex-Partnerinnen.

 

Ratlose Wissenschaft

Was aber ist nun wirklich anders an alleinerziehenden Vätern? Was machen sie anders als Mütter? So genau kann die Frage nicht beantwortet werden, zumindest nicht aus wissenschaftlicher Sicht, denn es gibt kaum Untersuchungen über die konkreten Unterschiede. Professor Wassilios Fthenakis, aus dessen Feder das Buch „Engagierte Vaterschaft“ stammt, hat sich jedoch schon seit Jahren mit dem Thema Vaterschaft beschäftigt. Er kommt zum Schluss, dass Väter das Selbstwertgefühl von Kindern maßgeblich beeinflussen und dazu beitragen, dass aus Kindern später starke Persönlichkeiten werden, wenn Väter eine wichtige Rolle in der Erziehung spielen. Und auch wenn es kaum wissenschaftlich abgesicherte Informationen über alleinerziehende Väter gibt, in der Erziehung kommt er zumindest zu einem sehr konkreten Schluss. Der Professor sagt, dass Väter in der Erziehung mehr Wert auf Sachlichkeit und weniger auf Emotionalität legen. Von dieser Herangehensweise profitieren laut Fthenakis sowohl Jungen als auch Mädchen. Er spricht davon, dass Männer sozusagen eine „subjektive Evolution“ im Laufe der Zeit hinter sich gebracht haben. Man müsse daher endlich aufhören, die alten Vorurteile weiter vor sich herzuschieben und stattdessen erkennen, dass Männer sich weiter entwickelt haben. Auch als alleinerziehende Väter.

 

Alleinerziehend heißt nicht alleine bleiben zu müssen

Was die meisten Frauen längst verstanden haben, fällt Männer oft noch schwer. Sie vermuten, alleinerziehende Väter seien „un-sexy“ und würden bis zum jüngsten Tag ohne Partnerin bleiben müssen. Armin Fischer stellt in seinem Buch fest, dass alleinerziehende Männer auf Frauen durchaus attraktiv wirken. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie Verantwortung übernehmen, weil sie fürsorglich sind und die Erziehung des Nachwuchses über die eigenen Belange stellen. Derlei Attribute kommen bei Frauen sehr wohl an. Auch wenn manch Mann vielleicht zunächst einmal ganz froh ist, allein zu sein. Doch wie alles im Leben kann sich auch das später ändern.