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Kinder und Hygiene – wie viel ist gut, was schadet eher?

Kinder lieben Dreck und achten wenig auf Sauberkeit und Hygiene – zum Ärger und auch zur Besorgnis der Eltern. Befürchtungen, dass sich ein Kind durch mangelnde Hygiene diverse Krankheiten einfangen kann sind allerdings unnötig. Ein gewisses Maß an Sauberkeit muss natürlich sein, im Übermaß kann gerade die Hygiene im Umfeld krank machen.

Bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde Hygiene nach dem Prinzip „Viel hilft viel!“ praktiziert. Da musste die Kleidung porentief rein sein und diverse Desinfektionsreiniger warben mit Slogans „… und in Bad und WC ist alles ok!“ für ihre Produkte. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde klar, dass ein Übermaß an Hygiene das Immunsystem schwächt und den Organismus empfänglicher für Krankheitserreger macht.

 

Hygiene im Haushalt

Auch wenn ein Baby im Haushalt lebt, muss man es mit der Hygiene nicht übertreiben. Es ist zwar wichtig, in den ersten Lebensmonaten Fläschchen, Sauger und Schnuller zu sterilisieren, damit der empfindliche Organismus nicht unnötig belastet wird. Für die Bekleidung und das sonstige Umfeld reicht die normale Reinigung mit Haushaltsreinigern aus. Natürlich sollten im Haus keine Schimmelpilze durch nasse Wände oder verdorbene Nahrungsmittel umherschwirren. Mit den Sporen kommt das kindliche Immunsystem nicht klar, Atemwegserkrankungen und Allergien können die Folge sein.

Beim Umgang mit Nahrungsmitteln sollte man allerdings umsichtig und sauber handeln. Denn verdorbene Nahrungsmittel können die empfindlichen Mägen unserer Kinder unnötig durcheinander bringen und mindestens Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall auslösen. Schwämme, Geschirrhandtücher und Wischlappen sind die Lieblingsorte der Keime in der Küche. Über das Säubern von Geschirr und Oberflächen werden die Erreger großflächig erteilt. Dagegen hilft, die Putzmaterialien häufig zu wechseln und bei 70 Grad zu waschen. Plastikgeschirr sollte möglichst nicht verwendet werden, da sich auf Kunststoffflächen Keime besonders gut festsetzen können.

Im Sanitärbereich ist Sauberkeit natürlich ebenso wichtig. Nach jedem Toilettengang müssen die Hände mit Seife gewaschen werden; Toilette und Waschbecken müssen regelmäßig gereinigt werden. Auch hier sind Desinfektionsmittel unnötig, außer ein Familienmitglied leidet an einer ansteckenden Erkrankung, die über die Fäkalien übertragen werden kann.

Hygiene beim Spielen

Wenn Kinder draußen spielen, achten sie noch weniger auf Sauberkeit als sonst. Wenn man sand- und dreckverschmierte Münder sieht oder beobachtet, wie ein Kind einen genüsslichen Schluck Wasser aus einer Pfütze nimmt, dann dreht es uns Erwachsenen schnell einmal den Magen um und wir denken an Keimbelastung und diverse Krankheiten.

Doch auch hier ist die Sorge meist grundlos. Das Immunsystem eines Kindes ist zwar noch nicht voll ausgebildet, dafür aber hochaktiv und kann die Erreger, die sich im Dreck tummeln, leicht abwehren. Natürlich besteht immer ein gewisses Restrisiko, dass sich ein Kind beim Spielen doch eine Krankheit oder Parasiten einfängt, aber das Risiko ist eher gering und die Krankheiten, die auf diese Weise entstehen, sind relativ leicht zu kurieren. Gefährlich werden kann es dann, wenn der Ort, an dem das Kind spielt, mit Fäkalien verunreinigt ist. Diese können Würmer und andere Krankheiten übertragen. Häufig ist dies in Sandkästen auf öffentlichen Spielplätzen der Fall, die von Katzen als Klo missbraucht werden.

Sauberkeit ist ein Lernprozess

Im Laufe der Zeit entwickeln Kinder ein eigenes Sauberkeitsempfinden, sie ahmen die Erwachsenen nach und übernehmen deren Ansichten und Einstellungen zu Hygiene und Reinlichkeit. Ab einem Alter von etwa vier Jahren sind die Kleinen in der Lage zu beurteilen, ob etwas dreckig und unhygienisch ist. Zum Teil schlägt das Pendel dann genau ins Gegenteil um. War das Kind vorher eher schmuddelig und es war ihm egal, wie sauber es selbst und sein Umfeld war, kann es nun völlig überempfindlich werden und sich über den kleinsten Dreckfleck aufregen.

Zuviel Hygiene macht krank

Kinder, die in einer allzu sterilen häuslichen Umgebung aufwachsen, leiden häufig an Infektionen oder Allergien. Der Grund dafür ist, dass an das Immunsystem im Säuglings- und Kleinkindalter zu wenige Anforderungen gestellt werden. So hat es nicht genug Übung und kann den Krankheitserregern, die überall in der Umwelt vorkommen, nichts entgegensetzen. Nachweislich ist das Allergierisiko für Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, um 50% geringer als für Stadtkinder.

Sauberkeit ist wichtig, übertriebene Hygiene unnötig. Greifen Sie beim Hausputz auf bewährte Haushaltsmittel wie Schmierseife oder Essigreiniger zurück, dann ist der Haushalt ausreichend sauber. Es herrscht aber keine Sterilität, die sich langfristig negativ auf Ihre und die Gesundheit Ihrer Kinder auswirkt.

 

Zum Weiterlesen:
http://www.hygiene-tipps-fuer-kids.de/