Na klar, Lotta kann Radfahren von Astrid Lindgren

Kaum eine Autorin hat es verstanden, die Gefühlswelt von Kindern so realistisch wiederzugeben wie Astrid Lindgren. Sei es die Fantasie der Kinder, ihre Wünsche oder Träume. In den Figuren von Astrid Lindgren finden sich Kinder wieder und erinnern Eltern sich an ihre Wünsche, die sie hatten, als sie als Prinzessinnen, Ritter durch Wälder stapften oder in verwunschenen Gärten nach Schätzen suchten. Auch die Geschichten von Lotta sind hier keine Ausnahmen.

Lottas fünfter Geburtstag naht und sie freut sich schon sehr. Bestimmt bekommt sie in diesem Jahr ihr erstes richtiges Fahrrad. Gut, sie hat ein Dreirad, aber das ist eben nur ein Dreirad und kein Fahrrad. Lotta möchte so ein Rad wie Jonas und Mia-Maria es haben. Sie möchte auch endlich richtig Radfahren. Doch dann ist die Enttäuschung groß, als sie ihre Geschenke auspackt. Sie bekommt Spielzeugautos, ein Bilderbuch, ein Springseil und von Tante Berg ein schönes Armband – aber eben kein Fahrrad. Lotta aber weiß, wo sie ein Fahrrad finden kann: im Schuppen von Tante Berg. Als Tante Berg ihren Mittagsschlaf macht, schleicht Lotta sich in den Schuppen und „mopst“ das Fahrrad. Es ist allerdings ein Fahrrad für Erwachsene und als Lotta damit die Krachmacherstraße herunter saust muss sie feststellen, dass sie nicht weiß, wie man damit bremst. So kracht sie in die Hecke von Tante Bergs Haus und landet in den Rosensträuchern. Lotta schämt sich, dass sie das Fahrrad genommen hat, aber Tante Berg macht ihr deswegen keine Vorwürfe. Da bemerkt Lotta allerdings, dass sie ihr neues Armband verloren hat, und ist sehr traurig.
Als Lottas Vater am Abend von der Arbeit nach Hause kommt, staunt Lotta nicht schlecht: er bringt tatsächlich ein Fahrrad für Lotta mit. Es ist zwar alt, gebraucht und billig, aber Lotta freut sich darüber mehr als über alle anderen Geschenke. Schließlich findet Tante Berg auch noch Lottas Armband.

Die Lotta-Bücher bestechen dadurch, dass Lotta kein niedliches Mädchen ist, das Prinzessin sein möchte oder sich in sein Kindsein fügt, sondern dass sie eine selbstbewusste Persönlichkeit ist.  Lotta eifert den Menschen um sie herum nach und dabei geht oft gehörig etwas schief, aber Lotta lässt sich nicht von ihren Plänen abbringen. Lotta vermittelt so den kleinen Lesern, dass sie trotz ihrer Einschränkungen von Größe und Fähigkeiten schon eigenständige Persönlichkeiten sind, die ein Recht darauf haben, dass auch ihre Wünsche berücksichtigt werden.