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Erste Hilfe für Kinder

Ein Alptraum - Ihr Kind stürzt vom Baum und bleibt bewusstlos am Boden liegen. Unfälle dieser Art sind im Kindesalter keine Seltenheit. Doch erschreckend wenige Eltern wissen in so einem Fall, was zu tun ist. Der letzte Erste-Hilfe-Kurs ist schon Jahre her und sie stehen ratlos vor ihrem verletzten Kind.

Die meisten Unfälle haben Kinder zuhause und in der Freizeit, 42% der Unfälle ereignen sich im Straßenverkehr. Schon im Stadtgebiet dauert es meist 10 bis 15 Minuten bis zum Eintreffen von Krankenwagen und Notarzt, lebt man auf dem Land, dann kann sich dieser Zeitraum schnell bis auf eine Stunde verlängern. In dieser Zeit können Sie meist schon einiges für Ihr Kind tun, Sie können die Erstversorgung übernehmen und die Schmerzen Ihres Kindes zumindest zum Teil lindern - theoretisch! In der Praxis steht man oft hilflos da und traut sich nicht irgendetwas zu tun. Manchmal ist es dann richtig, auf den Arzt zu warten, denn falsche Maßnahmen können die Lage des Kindes noch verschlimmern. Eine Ausnahme ist die Beatmung - hier sollten Sie nicht zögern und sei Ihr Wissen noch so unvollständig. Machen Sie einen Erste-Hilfe Kurs und frischen Sie Ihre Kenntnisse auf! Das Rote Kreuz, Krankenhäuser oder Kinderarztpraxen bieten meist Kurse speziell für Kinderunfälle an. Dort lernen Sie, was Sie im Notfall für Ihr Kind tun können und auch was Sie tunlichst unterlassen sollen.

 

Die kleine Hausapotheke

Nicht immer muss gleich der Notarzt gerufen werden. Kleinere Unfälle, die Ihrem Kind zuhause passieren, können oft selbst behandelt werden. Allerdings müssen dazu bestimmte Verbandsmittel und Medikamente im Haus vorhanden sein. Am besten, Sie stellen sich rechtzeitig eine Hausapotheke zusammen. Folgendes sollte in der Hausapotheke vorhanden sein:

  • Einmalhandschuhe
  • Verbandschere
  • Zeckenzange
  • Pinzette
  • Medizinische Kohle
  • Sab Simplex oder Lefax
  • Kernseife
  • Desinfektionsmittel (gut geeignet ist Betaisodona-Lösung)
  • Ringelblumentinktur
  • Rettungsdecke
  • Kühlkompresse
  • Nasentropfen oder -spray

 

  • Wundschnellverband
  • Heftpflaster
  • Verbandpäckchen in verschiedenen Größen
  • Verbandtuch
  • Sterile Kompressen
  • Mullbinden
  • 2 Dreieckstücher

 

  • Arnica C30 (gegen Schmerzen und stumpfe Verletzungen, zur Blutstillung)
  • Apis mellifica C30 (Bei Bienen-, Wespen- und Hornissenstichen)
  • Traumeelsalbe (zur Erstversorgung von Prellungen und Stoßverletzungen)

Alle Dinge zur Wundversorgung wie Verbandsmittel und Kompressen finden Sie gesammelt in einem Kfz-Erste-Hilfe-Kasten.

Mit einer gut gefüllten Hausapotheke können Sie die Folgen kleinerer Unfälle selbst behandeln und ersparen sich und Ihrem Kind den Stress eines Arzt- oder Krankenhausbesuches.

 

Die obersten Regeln beim Unfall

Egal, ob Sie fit in Erster Hilfe sind oder ratlos daneben stehen, für Ihr Kind und auch für Sie selbst sind folgende Ratschläge sehr wichtig, damit die Situation nicht durch unüberlegtes Handeln verschlimmert wird:

  • Bleiben Sie ruhig - nur dann können Sie überlegt und umsichtig handeln.
  • Geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass Sie wissen was zu tun ist und ihm helfen können.
  • Rufen Sie lieber einmal zu viel den Notarzt, als einmal zu wenig - auch wenn Ihr Kind dann doch nicht ins Krankenhaus muss, entstehen keine Kosten.
  • Bringen Sie Ihr Kind nur dann selbst ins Krankenhaus, wenn sein Zustand stabil ist. Sie können sich während der Fahrt nicht um es kümmern.
  • Im Zweifelsfall lieber ins Krankenhaus als zum Arzt, Krankenhäuser sind auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Darüber hinaus müssen Sie selbst und eigenverantwortlich entscheiden, was Sie für Ihr Kind tun können, wie kompetent Sie sind und was Sie sich zutrauen.

 

Was tun, wenn …

  • Ist Ihr Kind bewusstlos, überprüfen Sie Atmung und Puls, bringen Sie es in eine stabile Seitenlage und rufen Sie den Notarzt.
  • Bei Atemstillstand wird eine Beatmung nötig, die bei Säuglingen über Mund und Nase, bei Klein- und Schulkindern über die Nase erfolgt.
  • Bei Asthmaanfällen müssen Sie Ihr Kind beruhigen, es in eine aufrechte Lage bringen und wenn vorhanden, Aerosole geben.
  • Pseudokrupp äußert sich in bellendem Husten und Verkrampfung der Atemwege. Hier helfen beruhigende Worte, kalte oder feuchte Luft und notfalls Kortison-haltige Medikamente.
  • Wenn Ihr Kind einen Elektrounfall hat, dürfen Sie es nicht berühren. Schlagen Sie die Stromquelle weg, kontrollieren Sie Atmung und Puls und rufen Sie sofort den Notarzt.
  • Ist Ihr Kind ins Wasser gefallen und bewusstlos, beatmen Sie es. Versuchen Sie nie, das Wasser in der Lunge durch Schütteln oder den Heimlich-Handgriff zu entfernen. Bringen Sie es in die stabile Seitenlage und rufen Sie sobald wie möglich den Notarzt.
  • Bei starken Blutungen sollten Sie einen Druckverband anlegen. Ist die Schlagader verletzt, kann diese abgedrückt werden.
  • Hat Ihr Kind Nasenbluten, dann lassen Sie es sich nach vorne beugen. Drücken Sie die Nasenflügel zusammen (bis 10 Minuten) und legen Sie etwas Kaltes ins Genick. Stopfen Sie nichts in die Nase. Ist die Blutung nach 20 Minuten nicht gestillt, rufen Sie den Notarzt oder gehen Sie zum Arzt.
  • Die Wundversorgung muss in den ersten sechs Stunden erfolgen. Reinigen Sie die Wunde mit Leitungswasser, bei Tierbissen mit Kernseife und desinfizieren Sie sie. Je nach Größe wird ein Pflaster oder ein Wundverband angelegt. Bei größeren Wunden, Tierbissen und Wunden im Gesichtsbereich ist ärztliche Versorgung erforderlich, eventuell auch eine Erneuerung der Tetanus-Impfung.
  • Verbrennungen werden mit kaltem Wasser 10-15 Minuten lang gekühlt. Decken Sie offene Verbrennungen mit einer sterilen Auflage ab. Verbrennungen ersten und zweiten Grades können mit Combu-Doron-Lösung, verdünnter Brennnesseltinktur oder Essig behandelt werden, bei Verbrennungen dritten Grades ist ärztliche Versorgung nötig.
  • Besteht der Verdacht auf eine Vergiftung, rufen Sie umgehend die nächste Vergiftungszentrale an und informieren Sie anschließend den Notarzt. Entgiftende Maßnahmen sind die Gabe von medizinischer Kohle, Entschäumung mit Sab Simplex oder Lefax. Außer bei ätzenden Stoffen, Reinigungsmitteln und Lampenöl sollten Sie Ihr Kind zum Erbrechen bringen. Geben Sie Ihrem Kind weder Milch noch Salzwasser zu trinken!
  • Bienen- oder Wespenstiche können mit einer aufgeschnittenen Zwiebel behandelt werden. Geben Sie fünf Globuli Apis mellifica C 30 im 10-Minutenabstand bis zum Abschwellen. Bei allergischen Reaktionen und Stichen im Mundbereich, rufen Sie sofort den Notarzt.
  • Fieberkrämpfe wirken sehr dramatisch, sind aber in der Regel harmlos. Schützen Sie Ihr Kind vor Verletzungen und warten Sie das Ende des Anfalls ab. Bei Anfällen, die länger als einige Minuten dauern, sollte der Notarzt gerufen werden.

Um Ihr Kind im Falle eines Unfalles wirkungsvoll erstbehandeln zu können, sollten Sie auf jeden Fall einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren - idealerweise einen speziellen zur Versorgung vom Kindern. Dann können Sie den kleinen und großen Alltagskatastrophen erheblich gelassener entgegen sehen.

 

Hilfreiche Links:

http://www.vergiftungszentrale.de/vergz.html


http://www.erste-hilfe-fuer-kinder.de/


http://www.drk.de/angebote/erste-hilfe-und-rettung/erste-hilfe-online.html