© Michaela Brandl - Fotolia.com

Der Schnuller – hilfreicher Tröster in allen Lebenslagen

Saugen ist ein Grundbedürfnis, das war schon in der Antike bekannt und so reichen die ältesten Schnullerfunde 3.000 Jahre in die Vergangenheit zurück. Früher verwendete man Lumpen, heute wird mit Beruhigungssaugern in allen möglichen Formen das Saugbedürfnis gestillt. Und das ist gut so – gerade für Väter, denn die können dem Kind im Gegensatz zur Mutter keinerlei anatomische Alternativen bieten.

Ob nun das eigene Kind überhaupt einen Schnuller braucht, ist vorweg nicht abzusehen. Manchem Säugling reicht das Saugen an der Mutterbrust oder an der Trinkflasche aus, manche bevorzugen den Daumen. Nimmt das Kind den Schnuller jedoch an, dann hat man einerseits ein praktisches Mittel zur Beruhigung, andererseits aber auch einen Gegenstand, der ein echtes Suchtpotential enthält. Denn wenn sich ein Säugling einmal richtig an den Schnuller gewöhnt hat, kann die Entwöhnung ganz schön schwierig werden.

 

Vom Umgang mit dem Schnuller

Bei der Verwendung eines Schnullers sollten Sie einige Regeln beachten, damit aus dem Segen des hilfreichen Gummisaugers kein langandauernder Fluch mit unschönen Spätfolgen wird:

  1. Verwenden Sie einen weichen Sauger mit einem möglichst kleinen Durchmesser,  um die Entwicklung des Kiefers möglichst wenig zu beeinträchtigen.
  2. Das Lippenschild sollte gerade und flexibel sein und nicht gebogen am Gesicht anliegen.
  3. Setzen Sie den Schnuller bewusst ein, also nur dann, wenn das Kind ihn wirklich braucht und räumen Sie ihn anschließend wieder weg.
  4. Verwenden Sie den Schnuller nicht jedes Mal, wenn Ihr Kind weint, versuchen Sie erst, die Ursachen zu ergründen
  5. Gewöhnen Sie den Schnuller spätestens mit sechs Monaten wieder ab, danach entwickelt das Kind ein persönliches Verhältnis zu seinem Nuckel und die Entwöhnung wird immer schwieriger.

Das Schnullerkind

Trotz aller guten Vorsätze entwickeln sich manche Kinder zu echten Schnullerkindern. Sei es, dass man den richtigen Zeitpunkt für die Entwöhnung verpasst hat oder dass das Kind eben einfach den kleinen Tröster vehement einfordert. Hier sollte man doppelt darauf achten, dass der Schnuller möglichst wenig verwendet wird. Größere Kinder verstehen Regeln und so können Sie zum Beispiel gemeinsam festlegen, wann das Kind den Schnuller benutzen darf. Das kann zum Einschlafen sein oder bei Krankheit oder Schmerzen. Niemals sollten Sie das Kind gleichzeitig schnullern und spielen oder schnullern und sprechen lassen. Schnell wird der Sauger sonst zum unverzichtbaren Anhängsel des Kindes und es scheint fast, als wäre er ihm im Gesicht angewachsen.

Kinder wachsen schnell und so werden Schnuller in verschiedene Größen für verschiedene Altersstufen angeboten. Dies lässt jedoch die Tatsache außer Acht, dass die Kieferhöhle längst nicht so schnell mitwächst wie der restliche Körper. Verwenden Sie die kleinste mögliche Größe für den Sauger. Neuere Schnullergenerationen sind ohnehin nur noch in zwei Größen erhältlich. Um die Gefahr von Kieferdeformierungen und späteren Zahnfehlstellungen gering zu halten, hilft nur, die Schnullerzeit auf das absolut nötige Minimum zu begrenzen.

Im dritten Lebensjahr sollte der Schnuller dann endgültig verschwinden. Bis zu diesem Zeitpunkt stehen die Chancen noch recht gut, dass sich der Kiefer wieder vollständig zurückbildet.

Der richtige Schnuller

Hier gibt es so viele Meinungen, wie Schnullerformen und jeder Hersteller nennt gute Argumente, warum gerade seine Schnullerform die beste ist. Weiterhin sind Sauger aus Latex oder Silikon erhältlich. Hierbei gilt, dass Silikonschnuller nicht mehr verwendet werden sollen, wenn die ersten Zähne da sind. Silikonsauger halten zwar länger, aber das Material ist nicht so bissfest, so dass die Kinder Stücke herausbeißen und verschlucken könnten. Bei den Schnullerformen unterscheidet man grundsätzlich zwischen drei verschiedenen Arten.

Kiefergerechte Schnuller

Sie sind asymmetrisch geformt und passen sich an die Kieferanatomie an, schützen das Kind aber bei häufigem Nuckeln genauso wenig vor Deformationen wie andere Saugerformen. Hier besteht zusätzlich die Gefahr, dass der Schnuller verkehrt herum genutzt wird und dadurch noch mehr Verformungen im Mundraum bewirken kann.

Kirschkernsauger

Die Schnuller in Form eines Kirschkerns sind der Form der mütterlichen Brustwarze nachempfunden. Diese Form vermeidet vor allem bei sehr kleinen Babys die sogenannte Saugverwirrung. Vorteil ist hier, dass der Sauger ganz automatisch aus dem Mund fällt, wenn das Kind ihn im Tiefschlaf nicht mehr festhält.

Abgeflachte Sauger

Diese Spezialform ist ebenfalls symmetrisch und der Form der Brustwarze direkt beim Saugen nachempfunden. Nachteil ist hier der große Querschnitt, der bei häufigem Gebrauch zu einer starken Deformation des Kiefers führen kann.
Welchen Schnuller ihr Kind nun bevorzugt, können Sie am besten durch Ausprobieren feststellen, die Grundregeln zur Verwendung sind für alle Formen identisch.
http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=93760;bernr=07;co=

Schnullerentwöhnung

Die Entwöhnung sollte auf jeden Fall behutsam vor sich gehen. Vergessen Sie nicht, dass Ihr Kind einen sehr persönlichen Bezug zum Schnuller hat – es ist süchtig. Bei größeren Kindern kann man Weihnachten, Ostern oder den Geburtstag benutzen, um einen Schlusspunkt zu setzen. Vielleicht holt das Christkind den Schnuller und bringt dafür ein ganz besonderes Geschenk. Manchmal hilft es auch, wenn der Schnuller einfach verloren geht. Aber achten Sie darauf, wie schwer Ihr Kind den Verlust nimmt und lassen Sie es nicht verzweifelt nach seinem Schnuller brüllen. Kleinere Kinder können langsam durch ständige schrittweise Reduktion der Schnullerzeit entwöhnt werden.

Die größte Hürde ist meist die Schlafenszeit. Versuchen Sie, dem Kind den Schnuller ganz kurz bevor es einschläft aus dem Mund zu nehmen und beruhigen Sie es dann soweit, bis es fest eingeschlafen ist. Nach einigen Tagen kommt es dann auch gut ohne das Hilfsmittel ins Traumland.

Gerade für Väter ist ein Schnuller oft das einzig wirksame Mittel zur Beruhigung eines Babys. Lassen Sie sich kein schlechtes Gewissen deswegen machen, aber versuchen Sie auch, den Schnuller nur gezielt und so wenig wie möglich einzusetzen und entwöhnen Sie Ihr Kind möglichst bald.