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Laufen lernen – So unterstützen Sie Ihr Kind

Kinder lernen im ersten Lebensjahr unglaublich viel. Mit zu den größten Leistungen gehört der aufrechte Gang, der Kindern irgendwann gegen Ende des ersten Lebensjahres ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Eltern können diese Entwicklung nicht forcieren, wohl aber können sie das Kind dabei unterstützen, seine motorischen Fähigkeiten zu entwickeln.

Um den ersten Geburtstag herum ist es meist soweit: das Kind geht die ersten Schritte. Mit 15 Monaten können 90% aller Kinder laufen. Die restlichen 10% haben ein ganz eigenes Tempo: Manche Kinder laufen bereits mit zehn Monaten, andere lassen sich Zeit, bis sie 18 Monate alt ist. Ist körperlich alles ok, besteht kein Grund zur Aufregung, denn: „Gut Ding will Weile haben“.

 

Laufen lernen – körperliche Voraussetzungen

Wann Ihr Kind laufen lernt, können Sie nicht bestimmen. Denn bevor es die Fähigkeit dazu erlangt, müssen einige körperliche Voraussetzungen geschaffen werden. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Reizweiterleitung zwischen Gehirn und Bein-, bzw. Fußmuskulatur ausgereift ist. Es braucht kräftige Muskeln, feste Knochen und stabile Gelenke, um die ersten Schritte zu tun. Wann es soweit ist, hängt von der genetischen Prägung Ihres Kindes ab. Eltern, die es übermäßig eilig haben, können ihrem Kind sogar schaden. Denn stellen Sie es zu oft auf die Füße, obwohl der Körper noch gar nicht kräftig genug ist, kann das Gelenke und Füße, aber auch das Rückgrat schädigen. O- oder X-Beine können die Folge sein. Das kann nicht passieren, wenn Sie Ihrem Kind das Laufen lernen selbst überlassen. Es hat ein gutes Gespür dafür, was es mit seinem Körper leisten kann und was nicht.

So unterstützen Sie die motorische Entwicklung

Was Eltern tun können, ist Ihrem Kind den größtmöglichen Freiraum zu lassen - und das von Anfang an. Je mehr ein Kind sich bewegen und seinen Körper ausprobieren darf, umso kräftiger wird es. Dazu gehört schon beim kleinen Baby, dass es sich auf der Krabbeldecke zurechtfinden muss, statt in der Babywippe gemütlich zu schaukeln. Auch elektrische Schaukeln oder der sogenannte „Gehfrei“ sollten nicht zur Ausstattung eines Kindes gehören. Diese Hilfsmittel schränken das Kind ein und nehmen ihm - wie die Gehhilfe - Belastungen ab, die es selber tragen muss, um sich motorisch zu entwickeln und richtig laufen zu lernen.

Damit Ihr Kind sich von Anfang an möglichst frei in der Wohnung bewegen kann, sollten Sie sie kindersicher machen. Denken Sie daran, dass sich Kinder spätestens dann, wenn sie laufen lernen wollen, überall festhalten, um sich hochzuziehen. Kippelige Möbel, Tischdecken und Teppichläufer, die wegrutschen, sollten Sie in dieser Zeit wegräumen. Lassen Sie Ihr Kind ohne Hausschuhe laufen. Sind die Böden zu kalt zum Barfußlaufen, dann ziehen Sie ihm Stoppersocken an. Je mehr Kontakt der Fuß zum Boden hat, umso leichter fällt es dem Kind, im Gleichgewicht zu bleiben. Auch Stürze gehören dazu. Haben Sie nicht zu viel Mitleid, sondern ermutigen Sie Ihr Kind, es gleich noch einmal zu versuchen – und sparen Sie nicht mit Lob, wenn es etwas Neues kann.

Was fürs Laufen gilt, gilt ebenso fürs Sitzen

Auch den Zeitpunkt des selbstständigen Sitzens sollten Sie Ihrem Kind überlassen. Setzen Sie es nicht zu früh hin und helfen Sie ihm auch nicht durch Decken oder Kissen, sich irgendwie in einer sitzenden Position zu halten. Auch wenn die Kleinen das meistens toll finden – für ihren Rücken und die motorische Entwicklung wirkt sich zu frühes Sitzen in der Regel eher negativ aus.

Ein paar Worte zu den Lauflernhilfen

Die früher sehr beliebten „Gehfreis“ kommen zum Glück so langsam aus der Mode, denn mit diesen sogenannten Lauflernhilfen schaden Sie Ihrem Kind viel mehr, als dass Sie ihm nützen. Die auf den ersten Blick so praktischen Gefährte haben gleich mehrere Nachteile: Zum einen wird die Entwicklung der Muskulatur gehemmt, da das Kind sein Körpergewicht nicht tragen muss, sondern in einer Sitzschale sitzt. Auch der Gleichgewichtssinn wird nicht entwickelt. Zusätzlich haben Kinder, die viel im Gehfrei aufbewahrt werden, kein Gefühl für Hindernisse, denn die Umrandung, die oft in Form eines Tisches ausgeführt wird, schützt vor Vollkontakt und Zusammenstößen. Zudem ist die Unfallgefahr sehr hoch. Die Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder e.V.“ (BAG) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJD) weisen ganz explizit darauf hin: Lauflernhilfen gehören zu den gefährlichsten Ausstattungsgegenständen, die es für Babys gibt. Durch die vergleichsweise hohe Geschwindigkeit (immerhin 10km/h), die die Kinder erreichen können, kommt es bei Stürzen zu schweren Verletzungen, die meistens den Kopf betreffen. Besonders gefährlich sind Türschwellen und Treppen. Also: Finger weg von Lauflernhilfen, damit tun Sie Ihrem Kind keinen Gefallen.

Mein Kind will nicht laufen lernen!

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Während alle anderen Kinder längst die ersten Schritte tun, sitzt Ihres noch vergnügt auf dem Boden herum und erobert krabbelnd seine Welt? Bis zum Alter von 18 Monaten ist das nicht bedenklich, manche Kinder lernen sogar erst mit zwei Jahren laufen. Wenn Ihr Kind grundsätzlich gesund und aktiv ist, die Koordination gut ist und sich zunehmend verbessert, sollten Sie ganz ruhig bleiben. Sind Sie trotzdem beunruhigt, können Sie einen Check beim Kinderarzt machen lassen und sich dort Rat und Hilfe holen. Oft liegt die Neigung, erst spät laufen zu lernen auch in der Familie. Wenn Vater, Opa und die Onkel auch erst mit 18 oder 19 Monaten den aufrechten Gang geprobt haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Ihr Kind es ebenso hält.