© id-foto.de - Fotolia.com

Stillentscheidung - reine Frauensache?

Stillen ist in den ersten Lebensmonaten die optimale Ernährung fürs Baby, darin sind sich alle Experten einig. Trotzdem muss sich eine Frau für oder gegen das Stillen entscheiden. Inwieweit steht auch den Vätern ein Mitspracherecht zu? Können und sollten sie mitentscheiden? 

Ein gestilltes Kind hat den besten Start ins Leben, denn keine Säuglingsnahrung ist so optimal auf die Bedürfnisse des Babys abgestimmt wie die Muttermilch. Es erhält die Abwehrstoffe der Mutter, hat immer die richtige Trinktemperatur und die passende Nährstoffzusammensetzung. Muttermilch ist jederzeit verfügbar, das Allergierisiko des Kindes wird gesenkt, die Neigung chronischer Erkrankungen ebenfalls.  

 

Stillen ist Frauensache

Natürlich ist sie das. Denn die Frau produziert die Muttermilch, nur sie kann das Baby stillen. Die Stillzeit, die optimalerweise mindestens ein halbes Jahr dauern sollte, geht also nur Mutter und Kind etwas an? So sehen es viele Frauen und ein Großteil der Männer arrangiert sich eben damit und harrt so lange aus, bis diese Symbiose sich auf natürlichem Wege löst oder eben dann, wenn die Mutter sich entscheidet, dass es jetzt genug ist. Einige Väter sehen das aber durchaus anders und das nicht vordergründig nur, weil sie Ihre Partnerin wieder für sich haben wollen. Die Abhängigkeit von der Mutter, die das Stillen für das Baby mit sich bringt, führt gleichzeitig dazu, dass der Vater nur eingeschränkt Zeit mit dem eigenen Kind verbringen kann. Spätestens dann, wenn das Baby Hunger hat, muss es zurück an die nährende Mutterbrust.

 

Väter wollen stillen

Das Thema Stillen ist längst nicht mehr nur ein reines Frauenthema. In den meisten Familien wird das Thema Stillen schon lange vor der Geburt besprochen, die Entscheidung, ob das Baby die wertvolle Muttermilch bekommen soll, fällt meist nicht schwer. Was weniger oft besprochen wird, ist, wie lange das Baby gestillt wird. Erstens lässt sich dies ohnehin nicht hundertprozentig vorausplanen, zweitens ist vielen Paaren nicht wirklich klar, wie gravierend die Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind in die Partnerschaft eingreift und die Eltern-Kind-Bindung bestimmt. Denn Babys, die gestillt werden, sind ganz natürlich stärker auf die Mutter fixiert. Sie haben mit ihr häufigeren und intensiveren Körperkontakt und außerdem: Wer lässt schon gerne seine Hauptfutterquelle aus den Augen.

 

Mehr Zeit mit dem Kind

Väter von Kindern, die lange gestillt werden, werden häufig irgendwann unzufrieden: Sie können ihr Kind oft nicht einmal ins Bett bringen, weil es gewohnt ist, an der Mutterbrust einzuschlafen. Auch längere Ausflüge sind schwer, einmal mit dem Baby über Nacht wegzubleiben, ist undenkbar. Frauen können hier sehr stringent sein, sodass Väter tatsächlich ein „Recht aufs Kind“ einfordern müssen. Natürlich bleiben während der Stillzeit längere Vater-Kind-Ausflüge problematisch, in anderen Bereichen können jedoch Kompromisse gefunden werden. So kann zum Beispiel ein Baby, das immer mit der Mutterbrust eingeschlafen ist, sich durchaus daran gewöhnen, vom Vater ins Bett gebracht zu werden. Dann gibt es das Abendstillen eben vor dem Einschlafen. Nach einigem Protest wird sich jedes Baby mit der neuen Situation abfinden und gerne auch mit Papa ein Abendritual begehen.