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Wenn Kinder anfangen, selbst zu laufen – ganz großes Kino

Wenn ein Kind die ersten eigenen Schritte geht ist, kommen Gefühle wie Stolz und Begeisterung auf – bei den Kindern wie den Eltern. Wie können Eltern ihre Kinder beim laufen lernen unterstützen und was sollte man in dieser für das Kind so wichtigen Phase beachten?

Wenn Kinder beginnen, ihre ersten Schritte zu tun, dann hat das etwas Dramatisches. Das Erreichen eines für das Kind lange angestrebten Ziels, das nur mit viel Durchhaltevermögen und dem Ertragen von Frustrationen und Niederlagen, unter großen Mühen und Schmerzen (blaue Flecken) geschafft werden konnte. Dazu musste ein fast übermächtiger Gegner – die Erdanziehungskraft – überwunden werden. Kein Wunder, dass alle Kinder stolz wie Oskar sind, wenn sie einmal auf eigenen Beinen stehen. Die ganze Situation – das triumphierende Kind und die bewundernden Eltern – ist ja auch wirklich filmreif. Die ganz großen Gefühle werden hier entfacht. Eigentlich sollte das ganze Geschehen durch einen eigenen Soundtrack untermalt werden – etwa die Stars Wars – Fanfare oder die Rocky-Melodie.

 

Wie froh sind Eltern, wenn ihr Kind diesen Punkt erreicht hat. Dazu mit ihrer Hilfe – bei keinem frühen Entwicklungsschritt sind die Eltern so gefordert. Wie viele Papas und Mamas haben schon ein Dankgebet in den Himmel geschickt, dass sie sich nun endlich nicht mehr in gebückter Haltung mit dem Kind am Finger fortbewegen müssen – jetzt, da ihr Nachwuchs die ersten eigenen Schritte macht. Auch das dauernde Tragen des Kindes wird nun in absehbarer Zeit ein Ende haben. Der Rücken der Eltern würde vor Freude eine Party schmeißen, wenn er könnte. Hallelujah!

Mit den ersten Schritten kommen auch ein paar Nebenwirklungen

Die ersten Gehversuche eines Kindes – anfangs noch der Hand der Eltern – haben jedoch auch ihre Schattenseiten. Ein Kind, das sich hochziehen kann, das sich von alleine aufstellt oder gar schon die ersten Schritte macht, wird auch fallen. Darüber sollte man sich im Klaren sein. Dies wird dem Kind wehtun und zu Geschrei und blauen Flecken – meistens bleibt es dabei – führen. Zum Glück haben die Kleinen einen ausgeprägten Willen und versuchen trotz dieser Rückschläge immer wieder, ihr großes Ziel zu erreichen. Durch das Aufstehen ist die Fallhöhe jedoch gestiegen – und so kann es auch zu Platzwunden kommen. Durch das ständige Festhalten sind nun auch die Finger mehr in Gefahr als jemals zuvor. Leider kommt es häufig vor, dass sich Kinder, die gerade das Laufen lernen, in Schubladen oder gar Türen einklemmen. Hier können Eltern vorsorgen, indem sie – zusätzlich zu  erhöhter Aufmerksamkeit - ihre Wohnung noch einmal prüfen und für die neuen Fähigkeiten kindersicher machen. Ein Kind, das auf eigenen Beinen stehen kann, erreicht einfach viel mehr als zuvor.

Darüber hinaus hören mobile Kinder in der Regel häufiger als zuvor ein „nein“ von ihren Eltern. Auf unsere Kids übte in dieser Phase die Klobürste eine große Faszination aus und sie wollten sich ständig an der Kloschüssel hochziehen.

Eine unerwartete Nebenwirkung ist in vielen Fällen, dass Kinder, die das Laufen lernen, häufig durch die vielen Eindrücke überreizt sind und daher auch schlecht schlafen.  Neben den Rückschlägen beim Laufen lernen und dem häufigeren „nein“ der Eltern trägt der fehlende Schlaf dazu bei, dass Kinder in dieser Phase nicht immer bester Laune sind.

Was Eltern tun können, um ihr Kind beim Laufen-lernen zu unterstützen

Zunächst einmal sollten Kinder erst dann zum stehen und schließlich laufen ermutigen, wenn diese dazu körperlich in der Lage sind. Muskeln, Knochen und Gelenke sollten ausreichend stark sein. Ansonsten kann der Übereifer der Eltern zu dauerhaften körperlichen Beschwerden führen. Warten Sie also, bis ihr Kind von alleine versucht, sich hochzuziehen und zu stehen.

Steht ihr Kind und versucht, sich am Sofa oder Wohnzimmertisch entlangzuhangeln, dann dürfen Sie ihm gerne die Hand reichen – und das ist wörtlich gemeint. Ihr Kind wird stolz sein, mit Ihrer Unterstützung durch die Wohnung laufen zu können. Dabei sollte das Kind selbst laufen und Sie nur die Hände (später nur eine) halten, um Stürze zu verhindern. Lassen Sie Ihr Kind die Dauer des Ganzen bestimmen. Es wird Ihnen zeigen, wann es genug hat.

Lauflernhilfen wie den sogenannten „Gehfrei“ können wir nicht empfehlen. Was allerdings Sinn macht, sind Lauflernwägen, die Kinder vor sich herschieben können – was viele Kids mit großer Begeisterung tun. Hierbei muss ein Kind sich – im Gegensatz zum „Gehfrei“ - selbst auf den Beinen halten und baut so seine Muskeln auf. Der Wagen dient lediglich der Balance und ermöglicht Kindern schnell Erfolgserlebnisse – sie können sich gehend ohne die Hand der Eltern bewegen. Ein solches Gerät schont auch den Rücken der Eltern, die nicht ständig in gebückter Haltung hinter oder neben ihrem Kind herlaufen müssen (siehe oben). Beim Kauf ist zu beachten, dass der Lauflernwagen kippsicher ist (viele Modelle können durch Zuladung stabilisiert werden) und die Rollen idealerweise nicht zu schnell laufen – denn auch das ist für die Laufanfänger gefährlich.

Welches Schuhwerk sollten Kinder beim Laufen lernen tragen?

Am besten keines. Barfuß haben Kinder am meisten Gefühl und entwickeln die Muskeln in ihren Füßen optimal. Wenn die Temperaturen dies nicht zulassen sind Stoppersocken die nächstbeste Möglichkeit. Für die ersten Gehversuche vor der Tür empfehlen wir ein Paar gute Lauflernschuhe – idealerweise aus dem Fachgeschäft, da bei den ersten Schuhen Beratung (auch wegen der Größe) besonders wichtig ist.

Wir wünschen allen Eltern von Kindern in dieser Phase einen starken Rücken, gute Nerven und filmreife Erfolgserlebnisse!