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Die Entwicklung des sozialen Verhaltens bei Kindern

Das soziale Verhalten bestimmt, wie sich Menschen innerhalb von Gemeinschaften zurechtfinden. Die Entwicklung verläuft in mehreren Stufen. Das Sozialverhalten bildet sich mit steigendem Alter eines Kindes immer mehr aus. Gegliedert wird die Sozialentwicklung außerdem in zwei Bereiche, nämlich in die Beziehungen zu Erwachsenen und die zu Gleichaltrigen.

Eltern sind in Hinblick auf die Sozialentwicklung Vorbild und Sparringspartner zugleich. Sie sind die ersten Bezugspersonen, von denen bereits Säuglinge lernen, wie man sich anderen Individuen gegenüber zu verhalten hat. Für die Ausbildung des Sozialverhaltens ist ein Baby von Anfang an perfekt ausgestattet: Es nimmt seine Umwelt mit allen Sinnen wahr und reagiert darauf; es ist auf menschliche Stimmen und Gesichter fokussiert und kann selbst durch seine Gestik und Mimik erste Gefühle ausdrücken.

 

Ein Baby nimmt Kontakt auf

Bereits mit wenigen Wochen beginnt das Baby nicht nur zu reagieren, sondern nimmt konkret Kontakt mit den Menschen in seiner Umwelt auf. Dies wird durch das zunehmend schärfere Sehen und die Kontrolle über die Kopfbewegungen gefördert. Das Baby nimmt durch Blicke und Lächeln Kontakt auf, zeigt aber auch sein Unbehagen durch lautes Geschrei. Es lernt zunehmend, wie es sich mitteilen kann und freut sich über Reaktionen von anderen. Auch das Interesse an der Umgebung wächst. Im Laufe der Zeit braucht ein Baby nicht mehr so viel Körperkontakt und kann verschiedene Bedürfnisse wie zum Beispiel das nach Aufmerksamkeit und Unterhaltung auch aus seiner Umgebung oder durch reinen Blickkontakt stillen.

Erste Differenzierungen

Kinder lernen sehr schnell und so stellt auch das Baby zunehmend fest, dass die Mimik anderer Menschen unterschiedlich zu bewerten ist. Es fängt zunehmend an, sich auf freundliche Gesichter zu konzentrieren. Guckt jemand traurig oder böse, kann das beim Kind Angst oder Tränen auslösen. Fremden gegenüber entwickeln die Babys zunehmend Misstrauen oder zumindest Vorsicht, mit etwa acht Monaten setzt dann die Fremdelphase ein. Auch wenn diese Phase vorbeigeht, bleibt anschließend häufig eine gewisse Zurückhaltung. Dennoch kann das Kind jetzt, mit etwa einem Jahr, gut Kontakt zu anderen aufnehmen und übt dies auch immer wieder.

Warum weinst Du?

Etwa mit Beginn des dritten Lebensjahres entwickelt das Kind Interesse dafür, was Kummer oder Freude auslösen kann. Es erprobt die Reaktionen auf bestimmte eigene Verhaltensweisen. Viele Eltern haben jetzt das Gefühl, ständig ausgetestet zu werden. Wenn Sie genau hinsehen, werden Sie feststellen, dass Ihr Kind sie regelrecht auf Ihre Reaktionen hin beobachtet. Häufig fragen die Kinder dann auch nach, warum andere Kinder weinen oder ältere Leute böse oder traurig gucken. Bis zum Ende des vierten Jahres hat sich dann aus den eigenen Erfahrungen die Empathie entwickelt. Das Kind ist weniger ichbezogen, kann sich in andere hineinversetzen und Mitgefühl entwickeln. Dies hat in zunehmendem Maß die Fähigkeit der Rücksichtnahme zur Folge, die zu den Grundbedingungen für die Bildung von Freundschaften gehört.

Andere Kinder

Andere Kinder sind schon für Babys interessant. Mit zunehmendem Lebensalter wächst dieses Interesse und geht soweit, dass sich Teenager fast ausschließlich für ihre etwa gleichaltrigen Freunde interessieren und dort auch ihre Sorgen und Probleme besprechen. Bis es soweit ist, üben die Kinder im Spiel das soziale Verhalten – mit anderen Kindern, aber auch mit Puppen oder Stofftieren. Gerade diese Rollenspiele bilden ein riesiges Experimentierfeld und begründen damit einen großen Erfahrungsschatz. In der Kindertagesstätte oder auf dem Spielplatz wird immer wieder auch der faire und rücksichtsvolle Umgang miteinander geübt, ebenso werden auch die Folgen unsozialen Verhaltens erfahren. Als Eltern können Sie diese Entwicklung und den sozialen Umgang mit anderen Kindern durch folgende Maßnahmen unterstützen:

 

  • Bieten Sie früh die Gelegenheit zum Spiel und Umgang mit anderen Kindern.
  • Lassen Sie Kinder Ihre Konflikte so oft wie möglich selbst regeln und greifen Sie nur ein, wenn es unbedingt nötig ist.
  • Sollte ein Eingreifen nötig sein, ergreifen Sie nicht Partei, sondern trösten und schlichten Sie lediglich. Versuchen Sie gemeinsam mit den Kindern eine einfache Lösung zu finden.
  • Verhält Ihr Kind sich unsozial, zum Beispiel weil es nicht teilen will, bleiben Sie gelassen. Statt ihm zu vermitteln, dass es sich gerade unmöglich verhält, erklären Sie ihm besser, warum Teilen Sinn macht und treffen Sie fürs Kind nachvollziehbare Vereinbarungen.
  • Loben Sie Rücksichtnahme Ihres Kindes auf andere, allerdings nicht zu häufig und zu überschwänglich.

Zur Entwicklung eines gesunden Sozialverhaltens beim Kind gehören unbedingt auch Zuwendung und sozialer Kontakt von Anfang an, am besten zu verschiedenen Bezugspersonen. Kinder, denen dies fehlt, entwickeln häufig Abweichungen und Störungen, die im schlimmsten Fall bis zur Soziopathie führen können. Insbesondere fehlender Körperkontakt und aggressives oder anderweitig unangemessenes Verhalten gegenüber einem Kind führt langfristig zu Störungen.