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Ein Kinderspiel – auch Spielen will gelernt sein

Was für uns die Arbeit, ist fürs Kind das Spiel. Anstrengend und schön zugleich. Übers Spiel entdecken die Kinder die Welt und lernen wichtige Dinge. Doch spielen will auch gelernt sein – oder besser noch: Eltern sollten darauf achten, dass ihr Kind das Spielen nicht verlernt.

Bis ein Kind sechs Jahre alt ist, hat es insgesamt 15.000 Stunden lang gespielt,so  haben Spieleforscher ermittelt. Das entspricht einer täglichen Spielzeit von sieben bis acht Stunden täglich. Dieser Spieltrieb sollte möglichst wenig gestört, sondern vielmehr gefördert werden. Das geschieht allerdings nicht dadurch, dass dem Kind ständig neues Spielzeug zur Verfügung gestellt wird.

 

Never stop a running system

Dieser altbekannte Spruch gilt auch fürs Kinderspiel. Unterbrochene Spiele können vom Kind nur selbst wieder aufgenommen werden. Der Grund dafür: Kinder wollen gerne Neues entdecken. Was schon bekannt ist, ist beim Einstieg ins Spiel erst einmal nicht interessant. Im Spiel sind Kinder in der Lage, einen Gegenstand oder eine Situation umfassend zu bearbeiten und von allen Seiten zu betrachten. Das kann – je nach Spielzeug und Naturell des Kindes – richtig lange dauern. Unterbrechen Sie Ihr Kind also möglichst nicht, solange es sich intensiv mit einer Sache beschäftigt. Passiert das zu oft, dann verlernt das Kind diese Fähigkeit und beginnt, sich nur noch oberflächlich mit den Dingen zu befassen. Was fürs Spielzeug gilt, gilt dann später oft auch für andere Situationen im Leben wie Lernprozesse, Beziehungen oder genaues Durchdenken.

Was Kinder beim Spielen lernen

Vor allem beim gemeinsamen Spiel lernen Kinder eine ganze Menge rund um das Thema Sozialverhalten. Aber auch die eigenen Grenzen und Fähigkeiten werden ihm deutlich. Je nach Spiel machen Kinder die unterschiedlichsten Erfahrungen:

  • Bewegung macht Spaß.
  • Anstrengung lohnt sich.
  • Ich kann etwas.
  • Gewinnen muss nicht immer sein, vom Verlieren geht die Welt nicht unter.
  • Verlieren ist schwieriger als Gewinnen.
  • Regeln machen manchmal Sinn.

Nicht immer eröffnen sich diese Lerneffekte wie zum Beispiel „Gewinnen muss nicht immer sein“ dem Kind beim ersten Mal. Vor allem Kinder, die Schwierigkeiten haben, wenn sie nicht die Gewinner sind, profitieren vom häufigen Spielen und dem Vorbild der Gelassenheit der Eltern.

Regeln im Spiel

Regeln im Spiel können Kinder in die Wut treiben oder zum Weinen bringen. Dennoch haben die Regeln wichtige Funktionen, die darüber hinausgehen, dass ein Spiel überhaupt spielbar ist. Vermeiden Sie es deshalb, Regeln im Spiel für Ihr Kind aufzuweichen. Durch Spielregeln kann Ihr Kind lernen, dass es Regeln nicht persönlich nehmen muss. Wenn mit mehreren Kindern gespielt wird, ist das besonders wichtig. „Keine Ausnahmen“ sollte die Devise lauten. Dann gibt es keine Diskussionen und keinen Streit unter den Kindern. Wenn Ihr Kind sich beschwert, weil es beim Mensch ärgere Dich nicht schon wieder geschmissen wird, können Sie ganz ruhig bleiben und sagen: So sind eben die Regeln.

Spielen ohne Zwang

„Heute nehme ich mir mal Zeit und spiele mit meinem Kind“. Wenn Sie mit dieser Einstellung nach Hause kommen, kann eine herbe Enttäuschung warten. Denn nicht immer und jederzeit ist ein Kind bereit dazu, dass die Erwachsenen mitspielen. Wenn es mit seinem eigenen Spiel beschäftigt ist, akzeptieren Sie das und zwingen Sie Ihrem Kind Ihre Gesellschaft nicht auf. Das Spiel würde dann ohnehin nicht oder nur schwer in Gang kommen. Auch Spielzeug, das Ihr Kind gerade so gar nicht interessiert, können Sie ihm kaum aufdrängen. Versuchen Sie es am besten erst gar nicht. Machen Sie Ihrem Kind Angebote hinsichtlich Spielideen oder Spielmaterial. Entscheiden darf es dann selbst. Bedenken Sie: Spiele unter Zwang oder Druck sind keine Spiele, sondern einfach nur Zwang.

Das Spiel als gemeinsames Ritual zwischen Vater und Kind

Eine gute Möglichkeit, zu Ihrem Kind eine engere Beziehung über das Spiel auszubauen sind Spiele, die sich als Rituale „einspielen“. Sie werden regelmäßig immer zur selben Zeit durchgeführt. Eine Partie „Schwarzer Peter“ mit ihrem Kleinkind nach dem Zähneputzen und vor dem Schlafengehen etwa. Oder ein paar Minuten Ballspiel, nachdem sie abends nach Hause gekommen sind. Ihr Kind kann sich austoben, sich an Ihnen messen – und nebenbei kann es Ihnen auch erzählen, was an seinem Tag so wichtig war.