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Mein Kind ist Linkshänder

Früher betrachtete man Linkshändigkeit bei Kindern als eine Art Fehlbildung und erzog die Kinder um. Heute weiß man, dass das Verhältnis zwischen Rechts- und Linkshändern in etwa 50:50 beträgt. Da sich davon ca. 30% im Kleinkindalter durch Nachahmung selbst umschulen, bleiben etwa 20% „echte“ Linkshänder.

Ob ein Kind zur Rechts- oder Linkshändigkeit neigt, zeigt sich das erste Mal im Alter von ca. 9 Monaten, nämlich dann, wenn das Kind zu greifen beginnt. Wenn man nun ein linkshändig greifendes Kind in seiner Motorik unterstützt, wird es bald eindeutig links festgelegt sein. Ohne weitere Förderung oder Unterdrückung der Händigkeit ist diese etwa mit 3 Jahren klar erkennbar. Früher wurden Kinder, die alles mit links machten, konsequent umerzogen. Heute weiß man um die negativen Begleiterscheinung dieser Umgewöhnung. Allerdings sind Alltagsgegenstände nachwievor rechtshändig orientiert. Produkte für Linkshänder sind nur in einigen wenigen Fällen erhältlich.

 

Gerüchte über die Linkshändigkeit

Die Linkshändigkeit war lange von verschiedenen Legenden umrankt: So sollten Linkshänder im Durchschnitt intelligenter und auch kreativer sein, da die rechte Gehirnhälfte, die mit der linken Hand verbunden ist, für den künstlerisch-emotionalen Bereich zuständig ist. Weiterhin sollen Linkshänder eine kürzere Lebenserwartung durch ein erhöhtes Unfallrisiko im Alltag haben. Letztendlich sind diese Ergebnisse nicht genau nachvollziehbar, da nicht bekannt ist, wie viele eigentlich linkshändige Kinder auf rechts umgeschult sind.

Links- oder Rechtshänder?

In der Regel prägt sich die Neigung zu links oder rechts ganz von selbst aus, wenn sie nicht durch die Erziehung beeinflusst wird. Meist ist das Kind mit drei Jahren festgelegt. Da beidhändig agierende Kinder sehr selten sind, sollte ein Kind, das sich bis zum Ende des 4. Lebensjahres noch nicht festgelegt hat, ein Experte aufgesucht werden, um festzustellen, welche Hand die spätere Schreibhand werden kann. Darüber hinaus gibt es verschiedene Testverfahren und Beobachtungen, durch die Sie auch selbst erkennen können, welche Hand Ihr Kind bevorzugt. Aussagekräftig ist die Beobachtung von Tätigkeiten, die das Kind spontan und mit sehr wenig erzieherischem Einfluss ausübt: Licht an- und ausschalten, Tisch abwischen, einen Turm aus Bauklötzen bauen, Blumen gießen, Kämmen. Im Internet stehen einige Online-Tests zur Verfügung, mit der die Händigkeit ebenfalls bestimmt werden kann.

Probleme durch die Umschulung von links auf rechts

Hände und Gehirn hängen entwicklungsphysiologisch eng zusammen. Ein Kind be-greift seine Umwelt zuerst mit den Händen. Wird der natürliche Ablauf gestört, wie es etwa bei einer Umschulung der Fall ist, dann kann das auch die geistige Entwicklung des Kindes beeinflussen. Das heißt nicht, dass umerzogene Kinder dümmer sind, aber eventuell können sich Potentiale durch diese Störung nicht vollständig entwickeln. Schlimmstenfalls können Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Ungeschicklichkeit, Legasthenie und eine schlechte Schrift die Folge sein. Auch die Orientierung im Raum und die Fähigkeit links und rechts zu unterscheiden, können durch eine Umerziehung beeinträchtigt werden.

Schreiben lernen für Linkshänder

Gerade für linkshändige Kinder ist es wichtig, dass sie frühzeitig eine richtige Schreibhaltung lernen. Da unsere Schrift von links nach rechts verläuft, brauchen Linkshänder Strategien, um das Geschriebene sehen zu können und es vor allem nicht zu verwischen. Um dies zu umgehen, kommt es oft zu einer verkrampften Haltung der Schreibhand, was sich dadurch vermeiden lässt, dass das Papier um 30 Grad im Uhrzeigersinn gedreht wird. Dann hat das Kind freien Blick auf das Papier.

Linkshändigkeit im Alltag

Linkshänder haben es mitunter schwer, Alltagsgegenstände zu benutzen, da diese in der Regel für die rechte Hand entwickelt wurden. Dies betrifft zum Beispiel Scheren, aber auch Gemüseschäler, Korkenzieher, Fotoapparate, Computermäuse oder Musikinstrumente. Die meisten Kinder lernen, sich anzupassen und können die rechtshändigen Arbeitsmittel auch mit der linken Hand bedienen. Problematisch ist es oft, den Kindern den Umgang damit zu zeigen, wenn man selbst Rechtshänder ist. Diese Probleme weiten sich später auch auf das Schreiben lernen aus. Wie zeigt man als Rechtshänder seinem linkhändigen Kind die richtige Stifthaltung? Gar nicht so leicht, aber nicht unmöglich, wie die vielen Linkshänder beweisen, die schreiben, ihre Schuhe zubinden oder Krawatten binden können. Die einfachste und bewährte Methode ist, sich dem Kind gegenüber zu stellen oder setzen, wenn man etwas zeigt. Das Kind kann die Handhaltung dann spiegelbildlich nachahmen.

Lassen Sie Ihrem Kind die Freiheit, seine bevorzugte Hand selbst zu wählen. Auch wenn es dadurch vor einige Probleme bei der Handhabung bestimmter Dinge gestellt wird, ersparen Sie sich und Ihrem Kind viele andere Schwierigkeiten, die durch eine Umschulung auf die rechte Hand auftreten können.

 

Zum Weiterlesen:
http://www.linkshaender.at/

Büchertipp:
http://www.heilbuch.info/dies-und-das/Linkshaendige-Kinder-richtig-foerdern.html