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So bleibt mein Kind am Ball – wie Sie die Konzentrationsfähigkeit Ihres Kindes erhöhen

Die Aufmerksamkeitsspanne von Kleinkindern ist in unseren Augen gering. Sie fangen etwas an, lassen es liegen, beginnen das nächste. Und wir Erwachsenen finden, dass man doch seine Sachen endlich mal zu Ende machen und konsequent am Ball bleiben muss. Ist das zu viel verlangt?

Eine Studie aus Oregon besagt, dass die Konzentrationsfähigkeit von Kindern viel wichtiger für akademische Erfolge ist als gute Noten in Deutsch oder Mathe. In der Langzeitstudie schneiden Kinder später besser ab, die sich schon früh konzentrieren konnten und ein Spiel oder eine Tätigkeit auch bei Schwierigkeiten nicht gleich aufgaben. So entspannend diese Ergebnisse auf der einen Seite sind, machen sie doch auch Druck – das Kind muss also so früh wie möglich lernen, sich zu konzentrieren. Den einfachsten Weg, das zu erreichen, gehen jedoch nicht unbedingt die meisten Eltern.

 

In der Ruhe liegt die Konzentration

Betrachtet man Kinder im Kindergarten beim Spiel, zeigen sich schnell gravierende Unterschiede. Während sich die einen nur minutenlang mit etwas beschäftigen, es dann hinwerfen und etwas Neues beginnen, bleiben die anderen lange und konzentriert an einer Sache. Eltern schieben das gerne auch die Mentalität und das Temperament des Kindes und haben sicher zum Teil auch damit recht. Doch es gibt noch einen anderen Aspekt, der über die frühe Ausdauer von Kindern entscheidet.

Beobachtet man kleine Babys in ihrem Verhalten, dann brauchen und fordern diese viel Aufmerksamkeit. Doch es gibt auch andere Zeiten, in denen sie sich einige Minuten – für einen Säugling eine Ewigkeit – mit einer Sache wie ihren Füßen, einem Sonnenstrahl oder einer Rassel beschäftigen. Diese ungestörte Beschäftigung ist der erste Schritt hin zur Entwicklung von Konzentrationsfähigkeit. Unterbrechen Eltern ihre Kinder dabei häufig, fördern sie damit möglicherweise eins besonders: Die Probleme Ihres Kindes, später bei der Sache zu bleiben. Besser ist, das Kind ganz in Ruhe und in seinem eigenen Tempo entdecken und erforschen zu lassen. Die meisten Kinder werden mit einem ihrem Alter entsprechenden guten Konzentrationsvermögen geboren – und mit unseren Bemühungen sorgen wir dafür, ihnen das gründlich abzugewöhnen.

Abwechslung ist wichtig?

Häufig liest man, dass Kinder viel Abwechslung brauchen, weil die Aufmerksamkeitsspanne so gering ist. Als Faustregel gilt, dass Konzentration für eine Zeit möglich ist, die dem Lebensalter mal zwei in Minuten entspricht. Das heißt ein Kleinkind mit drei Jahren kann sich etwa 6 Minuten auf eine Sache konzentrieren, bevor es das Interesse verliert. Das wiederum ist gleichbedeutend mit: Ich brauche eine Pause! Es bringt also nichts, dem Kind nach dieser Zeit der Konzentration gleich die nächste Anregung oder Aufgabe vorzusetzen mit der Vorstellung, es könne sich nun sofort auf etwas Neues konzentrieren. In Wirklichkeit ist mit der Empfehlung „Abwechslung ist wichtig!“ etwas Anderes gemeint, nämlich dass ein Kind, das im Rahmen seiner Aufmerksamkeitsspanne konzentriert mit dem Kopf gearbeitet hat, nun eine Auszeit braucht, in dem es einfach seinen Impulsen folgt.

Tipps für mehr Konzentration

Selbst Kinder, die sich im Grunde genommen gut konzentrieren können, können Probleme bekommen, wenn das Umfeld nicht stimmt. Damit Ihr Kind ganz in Ruhe und konzentriert seine Aufgaben lösen kann, können Sie es folgendermaßen unterstützen:

  • Als Ablenkungsgrund Nummer 1 zählen Fernseher oder Radio, auch andere äußere Geräuschquellen können stören. Sorgen Sie also für eine Atmosphäre, die es Ihrem Kind leichtmacht, bei der Sache zu bleiben. Das kann übrigens auch leise und unaufgeregte Hintergrundmusik sein.
  • Erst bewegen, dann konzentrieren – Neben ausreichend Bewegung vor dem Lernen gehört auch eine gesunde Ernährung zum guten und nährenden Arbeitsumfeld.
  • Nicht zu viel auf einmal! Wird eine Aufgabe zu komplex oder fühlt das Kind zu viel äußeren Druck, dann kann das ebenfalls die Konzentrationsfähigkeit stören. Sorgen Sie dafür, dass Ihrem Kind der Spaß am Lernen und Forschen erhalten bleibt. Das funktioniert am besten, wenn Sie Ihre Erwartungshaltung herunterschrauben und keinen Druck ausüben.
  • Ist eine Aufgabe zu schwer, weil dem Kind das Vorwissen fehlt oder es altersgemäß überfordert ist, kann es sich nicht konzentrieren. Auch bei Desinteresse für ein Thema ist es damit schlecht bestellt. Helfen Sie Ihrem Kind, indem Sie Interesse wecken und gemeinsam mit ihm Hintergründe erforschen oder Informationen sammeln – am besten praktische.

Nur allzu oft übertragen wir unsere eigenen Wünsche, Vorstellungen und Ziele auf unsere Kinder, wünschen uns für sie die perfekten Fähigkeiten in jedem Bereich. „Du sollst es einmal besser haben!“ spukt immer noch als Leitspruch in vielen Köpfen. Wir tun unseren Kindern einen großen Gefallen, wenn wir ihnen vertrauen und sie in ihren Vorhaben unterstützen, statt sie nach unseren Vorstellungen zu lenken. Das gilt auch, wenn es um die Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit geht.