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Wenn Kinder Ihre Eltern hauen – über den Umgang mit Aggressivität

Aggressivität ist Teil der menschlichen Natur und gehört deshalb auch zur kindlichen Entwicklung dazu. Etwa zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr erleben Kleinkinder häufig viele innere Konflikte in ihrem Wunsch nach Selbstbestimmung. Die Eltern stehen dieser Entwicklung oft genug im Weg und einige Kinder versuchen körperlich, mit diesem „Hindernis“ umzugehen.

Grundsätzlich wichtig: Wenn Kinder nach den Eltern oder anderen Personen schlagen, liegt das erst einmal an einer mangelnden Kontrolle der eigenen Emotionen. Das Kind will außerdem seine Macht testen – und das eben auch einmal körperlich. Längst nicht alle Kinder durchlaufen diese Phase in der gleichen Intensität, das hängt von Umfeld, Temperament und nicht zuletzt auch davon ab, was die eigenen Eltern vorleben. In einer Umgebung, in der körperliche Übergriffe vorgelebt werden, wird auch ein Kind diese Grenze leichter überschreiten.

Nehmen Sie es nicht persönlich!

Wenn Ihr Kleinkind auf Sie einschlägt oder nach Ihnen tritt ist es wichtig, dass Sie selbst die Kontrolle behalten, erwachsen bleiben und auch so reagieren. Das gelingt am leichtesten, wenn Sie die Angriffe Ihres Kindes nicht persönlich nehmen und sich daran erinnern, dass Sie „Der Große“ sind. Stellt Ihr Kind fest, dass es Sie mit körperlichen Angriffen aus der Fassung oder zum Reagieren bringen kann, dann zerstört das auch das Vertrauen in Ihre Stärke. Das ist fürs Kleinkind fatal, ist es doch darauf angewiesen, von den Eltern beschützt zu werden.

Alles nur Hormone?

Bei Jungs lässt sich die Aggressivität im Vorschulalter deutlich häufiger beobachten als bei Mädchen. Und tatsächlich spielen hier auch die Hormone eine Rolle. Denn im Kindergartenalter kommt es zu einem starken Anstieg von Testosteron, dem männlichen Hormon, das nicht nur für das Muskelwachstum, sondern auch für Aktivität und Aggressivität zuständig ist. Viele Jungs haben ein großes Bewegungsbedürfnis, so dass die Kombination mit der ohnehin anstehenden Entwicklungsphase von Selbstfindung und Selbstbestimmung sich leicht auch in körperlichen Übergriffen gegen die Eltern manifestiert.

Doch Sie sollten sich davor hüten, alles auf die Hormone zu schieben. Ihr Kind hat in der Regel einen Grund, warum es sich aggressiv und gewalttätig Ihnen gegenüber verhält. Und diesen Grund sollten Sie nicht aus den Augen verlieren.

Was tun, wenn der Nachwuchs ausrastet – Tipps für überlegtes Handeln

Flippt Ihr Kleinkind aus, können Sie es mit folgenden Maßnahmen – in aller Gelassenheit versteht sich – schneller wieder aus der Aggressivität zurückholen. Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie unmissverständlich und klar agieren.

  • Schlägt Ihr Kind nach Ihnen, halten Sie seine Hand fest und sagen Sie ihm in bestimmtem Ton, dass es aufhören soll, Sie zu schlagen.
  • Einige Kinder – aber längst nicht alle – reagieren positiv auf die Festhaltetaktik, bei der Sie Ihr aggressives Kind fest in die Arme nehmen. Diese Handlungsweise sollten Sie unbedingt nur dann versuchen, wenn Sie selbst sehr gelassen sind und Ihr Kind gut darauf anspricht.
  • Leiten Sie die Aggression um. Bieten Sie Ihrem Kind ein Ersatzobjekt, an dem es sich auch körperlich abreagieren darf.
  • Bei Situationen in der Öffentlichkeit sollten Sie Ihre Umgebung ausblenden und sich ganz auf Ihr Kind konzentrieren. Die Botschaft ist immer die Gleiche: Ich möchte nicht geschlagen werden, denn das tut weh.

Wenn die Aggression andauert

wenn Kinder ihre Eltern hauen
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Ähnlich wie die Fremdel- oder die Trotzphase dauert auch die aggressive Phase gegenüber den Eltern beim Kleinkind in der Regel nur wenige Monate. Löst sich das Problem trotz Ihres angemessenen Verhaltens nicht nach einiger Zeit auf, dann sollten Sie achtsam werden. Ebenfalls wichtig ist es, ob das Kind auch anderen gegenüber aggressiv und gewalttätig ist. Dauerhafte Wut, die sich körperlich ausdrückt und gegen die Eltern oder andere Kinder richtet, ist in vielen Fällen ein Hilferuf des Kindes. Irgendetwas ist in seiner Welt nicht in Ordnung. Aggressionen stehen oft für fehlenden Halt, Orientierungslosigkeit und Ängste. Zusammen mit dem Partner oder gegebenenfalls auch mit professioneller Hilfe sollten Sie ergründen, welche Sorgen Ihr Kind plagen.