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Wie lernt mein Kind, sich durchzusetzen?

Sich durchzusetzen ist in unserem Gesellschaftsgefüge unverzichtbar. Sie tun Ihrem Kind also einen großen Gefallen, wenn Sie ihm diese Fähigkeit von Anfang an mitgeben. Als Vorbild können Sie ihm zeigen, wie es sich im Leben positioniert, seine Meinung behauptet und trotzdem achtsam und respektvoll anderen gegenüber bleibt.

Grundsätzlich sollten Eltern wissen: Durchsetzungsvermögen ist keine „Technik“, die man sich einfach irgendwann aneignet. Es ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das sich nur dann entwickeln kann, wenn ein Kind sich geliebt und angenommen fühlt. Es muss die Gelegenheit bekommen, ein stabiles Selbstwertgefühl zu entwickeln. Und selbst dann gibt es Charaktere, die lieber zurückstecken und die Harmonie wahren, anstatt sich auf Biegen und Brechen durchzusetzen.
 

 

Kinderstreit – wichtiges Übungsfeld fürs Durchsetzungsvermögen

Wenn Kinder streiten, freuen sich die Erwachsenen meist überhaupt nicht. Oft wird allzu früh eingegriffen und dem Kind damit eine wichtige Lernerfahrung genommen. Die Streitereien unter Kindern sind wichtige Trainingsmaßnahmen, bei denen es darum geht, sich durchzusetzen. Eltern sollten deshalb erst einmal beobachten und abwarten, denn Kinder müssen sich als Sieger fühlen dürfen, indem sie sich gegen andere durchsetzen. Wer immer zurückstecken muss, dem wird dies zur Gewohnheit und so fällt es auch später schwer, die Oberhand zu behalten und sich die so wichtige Selbstbestätigung zu holen.

Natürlich sollten Eltern nicht die totale Eskalation abwarten. Vor allem dann, wenn es sich um
Geschwisterstreitereien handelt, muss das Verhältnis ausgewogen bleiben, damit nicht ein Kind auf Kosten des anderen zum Dauersieger wird. Durch einfühlsames Einschreiten der Eltern wird gleichzeitig die Achtsamkeit geschult. Der stärkere Part lernt außerdem: Sich gegen Schwächere durchzusetzen, ist nicht das gleiche wie ein Sieg unter Gleichstarken.
 

Der Unterschied zwischen Aggression und Durchsetzungsvermögen

Der Grat ist schmal und allzu schnell schlägt die Stimmung unter Kindern um. Dies vor allem dann, wenn sie sich unbedingt durchsetzen wollen, aber nicht wissen wie. Dann kommt es zu Aggression und Handgreiflichkeiten. Bei Kleinkindern ist dies ein wichtiger Entwicklungsschritt und die Erwachsenen haben die Aufgabe, den Kleinen andere, weniger gewalttätige Lösungswege zur Durchsetzung der eigenen Ziele zu zeigen. Sind Kinder älter, dann kann Aggression auch zur Gewohnheit werden. Um dem vorzubeugen, sollte frühzeitig eine Regel eingeführt werden: Wenn das Kind nicht mehr weiterkommt, soll es sich Hilfe von Erwachsenen holen. Das setzt allerdings voraus, dass Wut nicht stigmatisiert wird. Nur dann, wenn sich Kinder mit ihrer Wut im Recht fühlen dürfen, wagen sie es auch, sich Unterstützung zu holen, um sich gegen andere Kinder durchzusetzen. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es sich dabei nicht um Petzen handelt, sondern um eine legitime Form der Unterstützung.

 

Wenn Durchsetzen nicht so wichtig ist

Es gibt Kinder, denen man die Sanftheit und Kooperationsfähigkeit bereits auf den ersten Blick ansieht. So ein Kind mit brachialem Durchsetzungsvermögen ausstatten zu wollen, wird für die Eltern eine unlösbare Aufgabe sein. Gerade bei diesen Kindern, die eher auf Harmonie und Kompromisse setzen, zeigt sich, dass Durchsetzungsvermögen ganz individuell und unterschiedlich intensiv sein kann. Schauen Sie also genau hin, wie viel Durchsetzung für Ihr Kind eigentlich wichtig ist. Wer sehr in sich selbst ruht und emotional autark ist, dem macht es weniger aus, zurückzustecken. Solche Personen wenden sich dann eben anderen Dingen zu, ohne dass sie gekränkt sind oder sich verletzt fühlen. Wird ein so gestricktes Kind immer wieder zum Durchsetzen angehalten, erzeugt das Stress und Frust.