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Wir wollen doch nur Dein Bestes – So verstehen Kinder, was damit gemeint ist

Wir Eltern wissen es besser, na klar. Wir haben mehr Lebenserfahrung, größere Weitsicht und eben einfach den Überblick. Das ist für Kinder nicht leicht zu verstehen und für uns Eltern schwierig zu vermitteln – und manchmal gehen wir sogar den ein oder anderen Schritt zu weit.

„Nein, Du darfst nicht schon wieder bei Matthes übernachten, Du hast diese Woche schon einmal!“ Nur das Beste fürs Kind, na klar. Doch wie soll es das verstehen? Ein Erklärungsversuch wären die Fakten, so wie wir sie sehen: Übernachtungsbesuche kosten Kraft, die dann nicht für die Schule da ist. Das wiederum kann sich auf den Schulabschluss und somit auf das ganze Leben auswirken. Ob Ihr Kind wohl so verstehen wird, dass Sie nur sein Bestes wollen?

 

Was ist überhaupt das Beste fürs Kind?

Wir fühlen uns sehr verantwortlich für unsere Kinder und sind es auch. Wir lenken und leiten ein Leben in die richtigen Bahnen und tun das, so gut wir es eben können. Je nachdem, wie wir selbst gestrickt sind, lassen wir unseren Kindern mehr oder weniger Freiheiten, reglementieren es stark oder nur ein bisschen. Zusammenfassend kann man sagen: Das Beste fürs Kind ist das, was ihm nicht schadet, es vor Verletzungen und Schmerz bewahrt und es auf eine Bahn lenkt, auf der es irgendwann in der Lage sein wird, für sich selbst zu sorgen, Verantwortung zu übernehmen und sein eigenes Leben zu steuern. Soweit, so gut. Nun müssen wir all diese großen Ziele nur noch in die Praxis umsetzen und unserem Kind dann auch noch erklären, warum wir bestimmte Regeln aufstellen und Grenzen setzen.

„Das ist nicht gut für Dich“ – So werben Sie bei Ihrem Kind um Verständnis

Wenn Sie Ihrem Kind etwas (noch) verbieten, dann sollten Sie ihm einen guten Grund nennen, warum es dieses Verbot gibt – unterschätzen Sie dabei Ihr Kind nicht. Wenn Sie ihm „Märchen“ erzählen, wird es das wahrscheinlich herausfinden. Machen Sie sich klar, warum Sie nicht möchten, dass Ihr Fünfjähriger allein zur Eisdiele geht, die nur drei Straßen weiter ist: Sie haben Angst, dass er im Straßenverkehr nicht zurechtkommt und einen Unfall erleidet oder verursacht. Sie befürchten, dass er sich verläuft, Sie haben Angst, dass er von einem Fremden angesprochen wird und sich nicht zu verhalten weiß.

Wenn Sie selbst Ihre Gründe gesammelt haben, sollten Sie diese Ihrem Sohn mitteilen. Dabei gibt es einige Fallstricke zu beachten. Denn Kinder wollen ernst genommen werden. Sie wollen, dass man ihnen etwas zutraut. Wenn Sie nun Ihrem Kind all diese Gründe nennen, signalisieren Sie vor allem: Ich habe Angst, weil ich Dir nicht vertraue. Das ist nicht gut – nicht für Ihr Kind und auch nicht für das Verhältnis zwischen ihnen beiden. Also formulieren Sie Ihre Bedenken so, dass Ihr Kind es nicht allzu persönlich nimmt. Was den Straßenverkehr angeht, können Sie auf seine Körpergröße verweisen. Was das verlaufen angeht, dass er die Straßenschilder noch nicht lesen kann, weil er noch nicht in der Schule ist. Zum dritten Punkt sollten Sie ihm achtsam und kindgerecht erklären, was einem Kind passieren kann, wenn es mit Fremden mitgeht.

Das Prinzip ist also, dem Kind Argumente zu nennen, warum es etwas nicht darf, die nichts mit seiner Persönlichkeit zu tun haben, „Sachzwänge“ sozusagen. Ihr Kind wird immer noch nicht glücklich sein, dass Sie ihm etwas verbieten, aber es wird die Gründe verstehen. Weisen Sie zusätzlich noch darauf hin, dass in einem, zwei oder drei Jahren die Situation ganz anders aussieht, wird Ihr Kind abwarten können und müssen.

Wann hört das Beste auf – Eingriffe in das Selbstbestimmungsrecht

Jeder Mensch hat ein Recht darauf, seine Angelegenheiten frei und ohne Einmischung von außen zu regeln. Diese Definition des Selbstbestimmungsrechtes lässt sich auf Kinder selbstverständlich nicht in vollem Umfang anwenden. Trotzdem sollten Eltern nie vergessen, dass jeder Mensch dieses Geburtsrecht hat. In der Erziehung bedeutet dies, dass Eltern eingreifen und steuern müssen, wenn nötig, dass jedes Kind aber bis zu einem verträglichen Maß auch eigene Entscheidungen treffen können muss. Das nicht zuletzt deshalb, um als erwachsener Mensch in der Lage zu sein, sein Leben zu gestalten und zu organisieren.

Schützen Sie Ihr Kind also vor Gefahren, lassen Sie ihm aber den Raum, den es braucht, um sich zu einer selbstbewussten Persönlichkeit zu entwickeln.