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Kleinkinder und Wasser – eine riskante Kombination

Die meisten Kleinkinder lieben das Element Wasser und planschen und spielen nur zu gern im feuchten Nass. Ob Badewanne, Planschbecken oder Schwimmbad – Wasser ist ein tolles Vergnügen. Für Eltern allerdings bedeutet die Begeisterung der Kleinen höchste Aufmerksamkeit, denn die Gefahr unter Wasser zu geraten, ist für Kleinkinder besonders groß.

Was viele Eltern nicht wissen – selbst wenige Sekunden können reichen. Auch wenn das Baby oder Kleinkind fast sofort wieder aus dem Wasser gezogen wird, kann es dennoch an den Folgen sterben. Man spricht hier von sekundärem Ertrinken. Damit dem Kind dieses Schicksal und andere unangenehme Erfahrungen mit Wasser erspart bleiben, können Eltern verschiedene Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Übervorsichtig sollten Sie allerdings nicht sein, denn dem Kind muss bewusst werden, dass Gewässer eine potentielle Gefahrenquelle darstellen und nicht unterschätzt werden dürfen.
 

 

Ertrinken geschieht leise

Anders als in Film und Fernsehen ist das Ertrinken ein leiser und unauffälliger Vorgang und wird deshalb oft einfach nicht bemerkt. Grund dafür sind verschiedene reflektorische Reaktionen des Körpers, der in diesem Fall alles tut, um die lebenserhaltenden Körperfunktionen zu regulieren. Raum für Schreien und Winken bleibt da nicht. Dies erklärt die Horrorgeschichten, bei denen sich Eltern nur kurz umgedreht haben und das Kind in dieser Zeit ertrunken ist.

Deshalb ist die erste Regel für Sie: Lassen Sie Ihr Kleinkind am Wasser keine Sekunde aus den Augen! Sie müssen nicht immer direkt neben ihm sitzen, aber stets aufmerksam sein und es im Blick haben. Ein weiteres Warnzeichen ist Stille. Hören Sie Ihr Kind am Wasser nicht mehr, ist Zögern unangebracht. Sie müssen umgehend nach ihm sehen!
 

Trockenes Ertrinken – Kleinkinder besonders gefährdet

Der Begriff „trockenes Ertrinken“ klingt auf den ersten Blick widersinnig, stellt aber insbesondere für Klein- und Vorschulkinder eine echte Gefahr dar. Folgendes passiert: Taucht das Gesicht des Kindes ins Wasser und gelangt nur ein einziger Tropfen Wasser an eine bestimmte Stelle unterhalb des Kehlkopfes, dann greift der sogenannte Eintauchreflex. Die Stimmritze im Rachenraum wird verschlossen, damit ist das Atmen unmöglich. Dies erklärt, warum kleine Kinder bereits in nur wenige Zentimeter tiefem Wasser ertrinken können und anschließend keinen Tropfen Wasser in der Lunge haben.

 

Sekundäres Ertrinken – Tod nach 48 Stunden

Das Phänomen des sekundären Ertrinkens ist kaum bekannt, darf aber nicht unterschätzt werden. Diese Todesursache kann selbst dann eintreten, wenn ein Kind nur sehr kurz unter Wasser war und scheinbar keine weiteren Schäden davongetragen hat. Meist wirkt das Kind recht normal, nachdem es sich von dem Schreck erholt hat. Lediglich unspezifische Symptome wie Müdigkeit und eventuell ein eigenartiger Husten können auftreten. Eltern tun gut daran, in diesem Fall aufmerksam zu werden und mit dem Kleinkind den Arzt aufzusuchen: Beim kurzzeitigen „Absaufen“ ist Wasser in die Lunge gelangt, dort verblieben und stört so die Sauerstoffaufnahme. Hinzu kommt das Risiko einer Lungenentzündung, verursacht durch Chemikalien oder Schmutzpartikel im Wasser.

Deshalb unser Tipp: Gerät Ihr Kleinkind unter Wasser und bemerken Sie anschließend auffälliges Verhalten, lieber einmal kurz zum Arzt!
 

Vorsichtsmaßnahmen am Wasser – nicht nur für Kleinkinder ein Thema!

Damit Ihr Kind sicher am und im Wasser ist, können Sie einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. In allererster Linie sind Sie aufgefordert, Ihr Kind niemals aus den Augen zu lassen und sich immer der großen Anziehungskraft bewusst zu sein, die das feuchte Element auf die Kleinen ausübt. Ansonsten sollten Sie folgendes beachten:

  • Kinder sollten bereits im Kindergarten die Baderegeln lernen und üben.
  • Seien Sie sich stets bewusst, dass Kinder die Gefahren des Wassers nicht abschätzen können. Deshalb ist eine aufmerksame Betreuung und Begleitung am Wasser enorm wichtig.
  • Beachten Sie immer auch die speziellen geistigen und körperlichen Voraussetzungen, die Ihr Kind mitbringt.
  • Machen Sie Ihr Kind früh mit dem Wasser vertraut – ideal ist Babyschwimmen von Anfang an.
  • Agieren Sie vorausschauend und achten Sie auf mögliche Gefahrenquellen, die auf Ihr Kind am Wasser warten könnten.
  • Erinnern Sie Ihr Kind immer wieder an die wichtigsten Baderegeln und wiederholen Sie diese regelmäßig und situativ!

Schwimmen lernen – je früher umso besser!

Den besten Schutz vor dem Ertrinken haben Kinder, die schwimmen können. Schwimmen lernen können unsere Kleinen bereits im Vorschulalter und je eher Eltern damit anfangen, umso früher können sie aufatmen. Natürlich muss die Aufsichtspflicht nach wie vor bei kleineren Kindern sorgfältig beachtet werden, das Risiko des Ertrinkens sinkt allerdings deutlich.

Das Schwimmen beibringen können Sie Ihrem Kind entweder selbst oder es lernt diese schöne und lebensrettende Technik in Schwimmkursen. Ideal gerüstet sind die Kleinen, wenn sie von klein an am Babyschwimmen teilgenommen und das Schwimmen quasi gar nicht erst verlernt haben.
 

Auch Übervorsicht kann schaden!

Wenn es um Kleinkinder und Wasser geht, fühlen sich Eltern oft in der Zwickmühle. Einerseits sollten die Kinder lernen, dass Wasser gefährlich ist und sich umsichtig und vorsichtig verhalten, zum anderen müssen sie aber auch durch eigenes Erleben diese Gefahr wahrnehmen und erkennen können. Unser Tipp: Seien Sie jederzeit aufmerksam, aber ersparen Sie Ihrem Kind nicht jede noch so kleine Gefahr. Kurzzeitiges Untertauchen, Wasser im Gesicht oder auch das Ausrutschen am Beckenrand gehören dazu. Seien Sie zur Stelle, um Schlimmeres abzuwenden, aber greifen Sie der Erfahrung nicht vor. Denn je mehr Ihr Kind selbst den Umgang mit dem Element Wasser erproben kann, umso umsichtiger und verantwortungsvoller wird es nach und nach damit umgehen.