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Wutanfälle bei Kleinkindern – Wie geht man damit um?

Trotzreaktionen und Wutanfälle gehören zum Kleinkindalter in der Regel dazu. Nicht nur während der Trotzphase rasten die Kleinen hin und wieder aus. Wir Erwachsenen, die schon längst gelernt haben, uns zu beherrschen, kommen mit diesen ungezügelten Gefühlsausbrüchen oft nur schwer zurecht.

Wut ist an und für sich ein ganz normales Gefühl und sogar wichtig, um Spannungen abzubauen. Für Kinder ist sie auch ein Mittel, ihre Bedürfnisse deutlich zu machen, wenn ihnen die Worte fehlen. Trotzdem darf sich diese Wut natürlich nicht ungebremst entladen. Erziehungsexperten schlagen eine sogenannte Aggressionserziehung vor, die ab dem 2. Lebensjahr beginnt und die die Zornausbrüche der Kinder achtsam in moderate Bahnen leitet.

 

Wutanfälle gar nicht erst nötig machen

Ein guter Vorsatz, der sich aber nicht verwirklichen lassen wird. Denn Wut gehört zum menschlichen Gefühlsrepertoire als Ausdruck dafür, dass uns etwas nicht passt. In der Konsequenz hieße das, dass man einem Kind nichts verbieten dürfte, um Wut- und Trotzanfälle zu vermeiden. Dabei würde selbst das nichts nützen, denn Wut ist nicht nur Gefühlsausdruck, sondern auch ein probates Mittel für Kinder, um ihre Grenzen auszuloten.

Trotzdem sollten Eltern natürlich jederzeit versuchen, die Situation so zu gestalten, dass ein Wutanfall unnötig wird. Hilfreich sind hier Kompromisse. Außerdem sollten Sie sich vor allem in „explosiven“ Phasen auf so wenig Reglements wie möglich beschränken. Überlegen Sie ganz genau, bevor Sie Ihrem Kind etwas verbieten oder es zu etwas zwingen zu wollen. Müssen Sie ihm unbedingt seine Jacke anziehen, damit es schneller geht und damit einen Anfall auslösen? Besser ist allen gedient, wenn Sie die fünf Minuten einplanen, die Ihr Kind dafür braucht und dadurch einen Zornausbruch vermeiden können. Mit dieser Strategie bringt man sich und sein Kind in der Regel entspannt durch das Zornalter.

Erste Hilfe Tipps für den Wutausbruch

Wenn Ihr Kind ausflippt, gibt es einige Strategien, mit denen Sie den Wutanfall zwar nicht mehr bremsen, aber doch Schlimmeres verhindern können:

  • Bedenken Sie, dass Ihr Kind außer sich und völlig von seinen Gefühlen geschüttelt ist. Wenn es auf Sprache nicht mehr reagiert, sollten Sie es keinesfalls anschreien und damit noch mehr aufbringen.
  • Testen Sie, ob Ihr Kind sich beruhigt, wenn Sie es in den Arm nehmen. Manchmal hilft das, es kann aber auch genau den gegenteiligen Effekt bewirken.
  • Räumen Sie potentielle Waffen und verletzungsträchtige Möbelstücke (zum Beispiel Couchtische mit scharfen Ecken) aus dem Weg, damit Ihr Kind keine Schäden davonträgt.
  • Eine gute Möglichkeit, den Schaden zu begrenzen und den Wutanfall abzuschwächen ist es, das Kind auf sein Zimmer zu schicken oder zu bringen. Es wird dadurch vom Grund seiner Aggression erst einmal getrennt. Diese Maßnahme darf allerdings nicht als Bestrafung dargestellt werden.
  • Nehmen Sie den Wutausbruch keinesfalls persönlich und versuchen Sie, nicht allzu ärgerlich auf Ihr Kind zu sein. Es ist von seinen Anfällen meist sehr überwältigt und erschrocken.
  • Nachdem es sich wieder beruhigt hat, braucht es keinesfalls Bestrafungen oder Vorwürfe, sondern ausschließlich Trost. So beruhigt es sich am schnellsten und hat nicht den Eindruck, dass es für das Zeigen von Gefühlen bestraft wird.
  • Reden Sie mit Ihrem Kind über den Anfall, seine Gefühle und auch über die Situation, die den Wutanfall ausgelöst hat. So lernt es, seine Emotionen einzuschätzen und erkennt, dass auch die anwesenden Personen darunter leiden.

Wut als Mittel zum Zweck

Kinder lernen schnell, bekommen also auch mit, wenn sich Eltern durch Wutanfälle steuern lassen und das tun, was das Kind gerade in diesem Moment möchte. Deswegen sollten gerade Kinder, die verstärkt zu Wutanfällen neigen, nicht besonders vorsichtig und nachsichtig behandelt werden. Verhalten Sie sich im Alltag immer so, als gäbe es die Wutausbrüche gar nicht. Das ist nicht ganz einfach, aber wichtig, um das Problem nicht noch zu verstärken.

Aus diesem Grund sollte ein Zornausbruch des Kindes auch niemals zum Erfolg führen – selbst dann nicht, wenn Sie feststellen, dass es eigentlich Recht hat und Sie einen Fehler gemacht haben. Es ist das kleinere Übel, wenn Ihr Kind sich einmal ungerecht behandelt fühlt. Entdeckt es erst, dass es durch Wut alles von Ihnen bekommen kann, was es will, ist der Anfang zu einer problematischen und anstrengenden Entwicklung gemacht.

Wut in der Trotzphase und im gesamten Kleinkindalter ist nichts Ungewöhnliches. Wird Ihr Kind älter und kommt in die Schule, sollte es seine Aggressionen allerdings im Zaum halten können. Dies gelingt ihm am besten, wenn es in einer liebe- und respektvollen Atmosphäre aufwächst und ein gutes Selbstbewusstsein entwickeln kann. Denn wer sich seiner selbst sicher ist, hat es irgendwann nicht mehr nötig, seine Ziele durch Wut und Aggressionsverhalten zu erreichen.