© Khorzhevska - Fotolia.com

Ein Tag im Leben eines Vaters - Teil 1

Liebe Väter, mein Name ist Daniel. Ich bin 38 Jahre alt, freiberuflicher Texter und schreibe unter anderem auch Beiträge für www.vaterfreuden.de. Ich möchte Ihnen heute einen Tag aus meinem Leben schildern. Eigentlich einen ganz gewöhnlichen Tag und doch auch wieder nicht. Für mich jedenfalls nicht.
Aber lesen Sie selbst…

„Uuh-dada-uh!“ Nein, das sind keine afrikanischen Stammeslaute, die mich an diesem Morgen aus dem Schlaf reißen, sondern es ist mein 15 Monate alter Sohn, welcher mein Bett geentert hat und nun auf mir herumturnt.
Verschlafen blicke ich zur Seite und schaue auf die Digitalanzeige meines Weckers. Ja!!! Da steht tatsächlich schon eine „6“ an erster Stelle, genau genommen ist es 6:01 Uhr. Immerhin, eine annehmbare Zeit – meistens begrüßen wir die Welt schon etwas früher.

Maximilian, so heißt mein Sohn, ist kein großer Kuschelfreund am Morgen und so beschränkt sich die Zeit bis zum endgültigen Aufstehen immer auf ein Minimum. Aus seiner Sicht ist das verständlich - die Welt ist groß und sein Bett ist klein. Mir raubt es allerdings wertvolle Minuten, um richtig wach zu werden. Naja, egal, raus aus den Federn, ab ins Bad und eine Handvoll Wasser ins Gesicht.
Mein Sohn reißt in dieser Zeit schon mal die ersten Bücher aus dem Wohnzimmerregal. Nicht so schlimm, denke ich, das ist schnell aufgeräumt und er ist wenigstens beschäftigt.
So nutze ich die Gunst der Stunde, um schnell seine Frühstücksmilch anzuwärmen und begehe damit auch schon den ersten Fehler des Tages, denn mein Sohn weiß seine freie Zeit sehr effektiv zu nutzen. Das wird mir einmal mehr bewusst, als ich wieder um die Ecke biege und gerade noch sehe, wie mein Handy in der Wasserschüssel unseres Hundes verschwindet.

„Oh, nein! Maximilian! Nein!“  Mehr als diese vier Worte bringe ich nicht heraus-zu groß ist der Schock. Mein Sohn dreht sich zu mir um und blickt mich mit seinen großen, dunklen Augen an. Dazu setzt er sein verschmitztes Lächeln auf, zeigt stolz auf den Hundenapf und ruft mir ein stolzes „Ah-du-deidei-da!“ entgegen. Ist doch alles prima, scheint er zu denken, das Telefon passt da gut rein und lustig gespritzt hat es auch noch. Also, wo ist das Problem?
Tja, da steht er nun, mit seinem blau-weißen Snoopy-Schlafanzug und kann wohl gar nicht verstehen, warum ich seine Freude gerade nicht teilen kann. Ich kann ihm aber auch nicht böse sein, im Gegenteil; jetzt habe ich Mühe, mir das Lachen zu verkneifen – die Situation ist einfach zu komisch.

Während ich mit ernstem Blick (und innerlich schmunzelnd) das Telefon aus dem Wasser fische, versuche ich mich krampfhaft zu erinnern, ob in der Nokia-Bedienungsanleitung Angaben über die Tauchtiefe des Gerätes gemacht wurden. Erinnern kann ich mich zwar nicht, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Wie konnte ich nur so blöd sein und das Handy auf dem Tisch liegen lassen?
Vor allem, weil ich genau weiß, wie sehr er die Hundeschüssel und das Wasser darin liebt. Seine Socken, das Trockenfutter unseres Hundes, diverse Zeitungen und allerlei Spielzeug waren in der Vergangenheit schon stumme Zeugen und Tatbeteiligte.

Diese Überlegungen, welche sich wirklich nur in wenigen Sekunden abspielten, waren schon Fehler Nr.2 an diesem noch jungen Tag. Denn mein Sohn hatte in genau diesem Moment beschlossen, dass unsere Wohnzimmertapeten nicht mehr zeitgemäß sind und hatte schon begonnen, das erste Stück abzureißen. Während er ein etwa 1-Euro-Münzen großes Papier-Fragment in der Hand hält, versuchte er nun beharrlich, das Loch zu vergrößern.

„Nein!“ rufe ich abermals lautstark und ernte lediglich einen ungläubigen Blick, gefolgt von einem verständnislosen „Jaja-da-oh!“ und der dazu passenden, energischen Geste in Richtung Tapete.
Es kostet mich einige Mühe, ihn vom Tatort zu entfernen, allerdings muss ich mich dabei noch wüst von ihm beschimpfen lassen. Mit „Dei-dei-duda-uh-oh!“  und ein paar Tränen macht er seinem Unmut Luft. Nur mühsam lässt er sich davon überzeugen, dass die Renovierung erst für nächstes Jahr geplant ist und wir jetzt ohnehin keine Zeit haben, weil wir in zwei Stunden beim Kinderarzt sein müssen.

Maximilian kann unseren Kinderarzt nicht leiden (obwohl er wirklich sehr nett und kompetent ist) und kann auch dessen Existenzberechtigung überhaupt nicht nachvollziehen. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass sich dieses Verhältnis mit der heute notwendigen Impfung nicht besserte.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auf den hausinternen Schrei-Rekord, den wir bis dahin sowieso innehielten, heute nochmal eins draufgesetzt haben. Es war wohl nur der Doppelverglasung der Fenster zu verdanken, dass kein weiterer materieller Schaden entstand.
Glücklicherweise beruhigt sich mein Sohn in solchen Momenten wieder recht schnell und so konnten wir ohne besondere Vorkommnisse die Heimreise antreten.

Eine Spritze ist zwar für ein Kind nicht gerade angenehm, hat aber einen Vorteil:
Sie macht die meisten Kinder müde-so auch meinen Sohn. Und genau dieser Umstand verschaffte mir nach dem Mittagessen ein Zeitfenster von etwa zwei Stunden. Zeit, die ich fürs Duschen, Rasieren und Aufräumen auch dringend benötigte. Dazu warf ich noch einen Blick in die Bedienungsanleitung meines Telefons, um mich über mögliche Auswirkungen des Elementes „Wasser“ auf mein High-Tech-Gerät zu informieren. Der Satz „Setzen Sie Ihr Telefon keiner Feuchtigkeit aus!“ beantwortete alle meine Fragen bereits auf Seite 3. Super! Jetzt würde mir nur noch ein Wunder helfen können.

 

Hier gehts weiter zu Teil 2