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Ein Tag im Leben eines Vaters - Teil 2

Heute erzählt Daniel, wie der Tag mit  seinem Sohn Maximilian nach dem Mittagsschlaf weiterging:

Ein lautes  „Du-dei-do-di-do!“  rief mich nun wieder ins Kinderzimmer und ein fröhlicher Maximilian erwartete mich. Um den Schaden in der Wohnung für heute zu begrenzen, beschloss ich, mit meinem Sohn auf den Spielplatz zu gehen. Gut ausgerüstet mit Proviant, Wechselsachen, Eimer und Schaufel verbrachten wir dort einen recht entspannten Resttag.
Das man Sand nicht essen soll, hatte Maximilian bereits seit einiger Zeit herausgefunden-zahlreiche Versuche waren dem natürlich vorausgegangen. Bei Gänseblümchen bestand für ihn wohl noch Klärungsbedarf und so nutzte er die vier Sekunden, als ich mal nicht hinsah, für eine Kostprobe. Aber, alles kein Problem-der Zigarettenstummel, den er als nächstes anvisierte, wäre schlimmer gewesen.

Den Heimweg nutzte Maximilian zur Taubenjagd und widmete sich der Verschönerung der Grünanlagen, indem er, zumindest aus seiner Sicht, nutzlose Blumen herausriss und in den erstbesten Gully warf.
Brenzlig wurde es nur noch einmal, als er sich von meiner Hand losmachte und versuchte, einen Radfahrer in voller Fahrt zu stoppen. Der konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen und hinterließ einen enttäuschten Maximilian, der nicht verstehen konnte, warum der Mann ihn nicht begrüßen wollte. Trotzdem hat mein Sohn ihm noch hinterher gewunken und mit einem trockenen „Oh!“ wohl noch eine gute Weiterfahrt gewünscht.

Jetzt liege ich neben meinem Sohn, der heute partout nicht in seinem Zimmer schlafen wollte und nun mit in meinem Bett schläft. Aber das ist mir heute völlig egal.
Ich bin zu kaputt, um hier noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Das Abendessen, das Waschen und Zähne putzen verliefen zwar reibungslos, dennoch fühle ich mich innerlich unglaublich leer und bin froh, dass dieser Tag nun zu Ende geht.

Maximilian braucht immer sehr viel Nähe, um einschlafen zu können. Und so liegt er auch jetzt neben mir- kein Blatt Papier passt mehr zwischen uns.
Während seine winzige Hand über mein Gesicht fährt (Absicherung – Ich könnte ja weg sein…) und er langsam die Augen schließt, huschte noch ein kleines Lächeln über sein Gesicht. Ich bin mir ziemlich sicher-er plant schon für morgen. Dann höre ich noch ein letztes „Dada“ , bevor er endgültig einschläft.
Ja, denke ich so bei mir, ich habe dich verstanden, mein Schatz. Ich liebe dich auch. Bis in alle Ewigkeit. Und ich würde dir alles verzeihen, so wie ich hoffe, dass du mir auch mal meine Fehler verzeihst.

Genau so könnte ich jetzt einschlafen. Das geht aber nicht, denn im Nebenzimmer wartet bereits meine Tochter auf mich. Sie ist heute Abend vom Besuch bei der Oma zurückgekommen und verlangt nun nach ihrer Gute-Nacht-Geschichte und der abendlichen Kuschelrunde mit mir, auf die sie nie verzichtet. Und das will ich natürlich auch nicht.

Auch meine Tochter ist etwas ganz Besonderes und macht mich jeden Tag unglaublich stolz. Sie ist sechs Jahre alt, kommt bald in die Schule und freut sich schon sehr darauf. Sie musste in den vergangenen Monaten sehr viel zurückstecken -  zu viel Zeit hat ihr Bruder in Beschlag genommen. Dennoch hat sie diese Zeit bravourös gemeistert und war von Anfang an die beste Schwester, die man sich vorstellen kann. Keiner bringt ihren Bruder mehr zum Lachen als sie, keiner beschützt ihn besser vor Kopf-streichelnden-Tanten und auch die morgendliche Knuddelrunde mit ihrem Bruder lässt sie sich nie entgehen.
Über die bisherigen Erlebnisse mit ihr könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Und vielleicht mache ich das eines Tages tatsächlich einmal…

Ich muss gestehen, ich hätte nie gedacht, dass ich ihren Bruder einmal genauso stark lieben könnte, wie ich sie liebe. Schließlich war sie vier Jahre lang ein Einzelkind und ist mir in dieser Zeit unsagbar ans Herz gewachsen. Wie sollte ich diese Liebe da noch aufteilen oder verdoppeln? Heute weiß ich es besser-natürlich geht das. Ich liebe meine Beiden gleichermaßen und könnte mir keine besseren Kinder wünschen. Sie sind einfach perfekt.

Es ist spät geworden an diesem Tag und gegen 22:00 Uhr meldet sich Maximilian noch einmal. Er will noch etwas trinken, wie eigentlich immer um diese Zeit.
Hier ist schnelles Handeln gefragt, damit er nicht richtig aufwacht, sondern quasi im Halbschlaf seine Wasserflasche leert.
Zufrieden schläft er danach ein und dass er sich dabei wieder fest an mich kuschelt, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Er murmelt noch ein leises „Ma-ma“ und ist gleich darauf wieder eingeschlafen.

Ja, die Mama, denke ich so bei mir, die wird in etwa zwei Stunden wieder bei uns sein und vom Besuch ihrer besten Freundin zurückkehren.
Während ich noch eine Weile neben meinem Sohn liege, lasse ich den Tag noch einmal Revue passieren. Es war ein schöner Tag, aber auch unglaublich anstrengend. Und dabei musste ich mich nur um ein Kind kümmern!

Für mich war dies heute nur ein Tag – ab morgen wird meine Frau wieder diesen Job übernehmen, und ich werde wieder meiner Arbeit nachgehen. Für sie ist das der Alltag- seit 15 Monaten bzw. 6 Jahren nun schon, und das neben ihrer Arbeit. Natürlich teilen wir uns einige Aufgaben- die Hauptlast hat aber immer sie zu tragen. Sie ist es, die sonst an jedem Morgen so früh aufsteht, die Kinderarzt-Termine wahrnimmt, die Spielplätze besucht und unseren Sohn am Abend in den Schlaf singt.

Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich sie für diese Leistung bewundere und wie unsagbar stolz ich auf sie bin. Nicht zuletzt ihr ist dieser Artikel auch gewidmet.
Natürlich weiß sie, wie sehr ich sie liebe, denn oft genug sage ich ihr das. Aber wie sehr ich ihre Rolle in der Familie schätze und welche phantastische Arbeit sie dabei leistet-das sage ich ihr viel zu selten. Das sollte ich ändern.

Und wenn sie heute nach Hause kommt und mich als erstes fragt, warum ich den ganzen Tag telefonisch nicht erreichbar war, werde ich sie in den Arm nehmen und ihr folgendes sagen: „Weißt du, angefangen hat alles mit einem „Uuh-dada-uh!“ als ich aufwachte…“