© Piotr Marcinski - Fotolia.com

Mein Discounter, was würde ich nur ohne Dich tun – ein Loblied

Der Discounter ist für junge Eltern ein segensreicher Helfer in allen Lebenslagen. Papablogger Andreas Clevert fragt sich, wie er wohl ohne „seinen“ Markt mit den segensreichen Aktionsangeboten leben würde. Allerdings hat er auch noch einen ganz persönlichen Wunsch zur Optimierung des Angebotes...

Mein lieber Discounter,

 

Du bist mein Augenschein. Meine Wochenzeitung und mein Allesbeglücker. Ohne Deine wöchentlichen Aktionsangebote würde mein Leben langweilig sein. Wie sollte ich sonst die Vormittage montags wie donnerstags verbringen können, wenn nicht an und auf Deinen Wühltischen. Das Sternchen an den Preisangaben in Deiner Wochenzeitung erinnert mich freundlicherweise jedes Mal daran: „*Dieser Artikel kann aufgrund begrenzter Vorratsmenge bereits im Laufe des ersten Angebotstages ausverkauft sein.“ Wenn es nicht Deiner gütig leitenden Hand zu verdanken ist, wie sonst würde ich bei strahlender Oktobersonne daran denken, mich mit Winterstiefeln einzudecken? Wer gab mir, der ich gerade aus dem Sommerurlaub zurückgekehrt war, in weiser Voraussicht den schmelzzarten, häufig noch puderzuckerglasierten Hinweis, dass Weihnachten quasi vor der Tür steht? Man sieht es doch schon an der Tierwelt, dass der Winterspeck rechtzeitig angefressen werden muss. Oder gerade gestern: Dachte ich vor meinen Säcken voller Kamelle, dass nun die trübe Fastenzeit begänne...weist Du mich gleich in zartester Versuchung darauf hin, dass der Osterhase eigentlich jetzt schon auferstanden ist..

Verloren ohne die frühzeitige Erinnerung an kommende Feste

Wir Menschen wären so achtlos, wenn uns nicht unsere Discounter helfen würden! Der Kreislauf des Ewigen, wiederkehrender Mahlstrom des Lebens. Ordnung schafft hier nur unser geliebter Discounter: Achtung, in sechs Monaten kommt das Frühjahr, die Ostereier gefärbt am besten schon neben den heruntergesetzten Bleigießer-Sets zu Dreikönig platziert. Ich möchte das jetzt nicht überbewerten, aber ich habe da manchmal schon sakrale Anwandlungen. Ist ein bisschen wie beim Aschekreuz der Katholiken in meiner Kindheit: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst!“ Der Jahreskreis schließt sich. Nur, ich gebe zu, die Discounter setzen mit ihrer Aktionsware einen optimistischeren, konsumstimulierenden Unterton an.

Wie hätte ich beispielsweise die angedachte Halloweenparty richtig und rechtzeitig planen können, wenn ich nicht schon Ende September auf die soo niedlichen Gruselkostüme aufmerksam gemacht worden wäre. Ein bisschen früher noch, und wir hätten die Einschulung von Nummer 1 mit einem Vampirgebiss feiern können. Wäre mal was anderes gewesen. Schade.

Aber ich bin da guten Mutes, dass die Dynamik früh- und damit rechtzeitiger Bekanntmachung von saisonaler Aktionsware noch nicht zum Stillstand gekommen ist. Es gilt nur, gewisse Missdeutungen zu vermeiden. Niemand sollte das Mitte Oktober platzierte Karnevalssortiment im flüchtigen Vorbeigehen für die aktuelle Halloweenware halten, um dann etwa an der Kasse noch die Kürbissuppendosen einzufordern. Oder vermuten, die Badeartikel, just in der Adventszeit angeboten, seien ein Affront gegenüber uns Kleinverdienern und nur den solventen Kunden für deren Weihnachtsurlaub an thailändischen Stränden zugedacht. Es geht ausschließlich um Fürsorge und damit um langfristige Planung.

Neben dem Kind im Manne auch an das Kind als solches denken!

Ich schweife ab, denn ich wollte ja nicht das Lobeslied an, sondern den Wunschzettel für meinen Discounter aufschreiben.

Lieber Discounter, wenn Du also nächsthin wieder an das Kind im Manne denkst, vergiss bitte nicht das Kind als solches. Klar, lassen uns Väter Bohrmaschinen, Kreissägen, Werkzeugkästen mit 2499 Einzelteilen jubilieren. Laserpräzisionsmessgeräte wollten wir schon immer in die Hand nehmen, verhält sich dagegen doch eine Wasserwaage wie ein Fort T Modell gegenüber dem Quad: Will ich haben, weiß nur nicht, wozu.

Mein Liebling ist in diesem Sortiment immer die ‚faltbare Autogarage‘. Eine, so denke ich, absolut preiswürdige Auszeichnung für unsere Freunde vom Marketing, Abteilung ‚Windbeutel‘. Seither nenne ich die Frostschutzfolie für meinen Geranientopf draußen auch einfach ‚aufblasbaren Wintergarten‘. Macht einfach mehr her.

Doch es fehlt etwas in Eurem Sortiment. Etwas, das wir dringend brauchen: Warum bietet ihr nie, nie und nie die Arbeitsschutzhosen in Größe 98 – 132 an. Innenverstärkte Knierutschschoner! Super. Das wäre mein Traum. Bitte, bitte, wenigstens zu Weihnachten. Ich werde Euch auch nie wieder durch den Kakao ziehen. Versprochen. Fast.

Euer Papa von drei Jungs und monatlich ca. 33 Hosen mit zerschlissenen Knien…

 

zum Autor:
Andreas Clevert, Jahrgang 1970, ursprünglich aus Esslingen stammend, lebt mit seiner spanischen Frau und seinen drei Jungs/Söhnen  (*2008, *2010 und *2013) in Bonn. Mehr von seinen Erlebnissen lesen Sie unter www.vaterdasein.wordpress.com