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Papa, du bist echt cool! - wie werde ich für meinen Sohn zum Superheld?

Am Anfang, da ist es noch einfach. Sie halten ihren neugeborenen Sohn im Arm und staunen darüber, wie winzig er ist. Er gluckst ein wenig und versucht, Sie mit seinen glänzenden Babyaugen zu fixieren. Sie legen ihn sich über die Schultern, bis er ein Bäuerchen gemacht hat, sie wechseln seine Windeln, sie wiegen ihn in den Schlaf, und wenn er nachts schreit, dann beruhigen Sie ihn. In Ordnung, es ist vielleicht manchmal kraft- und nervenraubend, aber wenn Sie später darauf zurückschauen, dann werden Sie zu Recht denken: damals, als er noch so klein war, dass er auf meinem Unterarm liegen konnte … da war alles noch so klar. Da war es nicht schwer, für den kleinen Mann ein Held zu sein. 

Dann fängt er an, zu krabbeln und fortan ist er hinter Ihnen her. Er verfolgt Sie auf Schritt und Tritt. Er möchte immerzu bei Ihnen sein, er hängt an Ihren Lippen, wenn Sie für ihn singen oder ihm etwas erzählen. Er betastet Ihr Gesicht, und wenn Sie morgens aus dem Haus gehen, dann weint er vielleicht. Wenn er dann laufen kann, wackelt er Ihrem Wagen vielleicht die Einfahrt hinunter hinterher, bis seine Mutter ihn einfängt. Und wenn Sie abends nach Hause kommen, dann strahlt sein Gesicht und er kommt Ihnen schon durch den Flur entgegengetrappelt. 

 

 

Wenn er zum ersten Mal steht

Wenn er etwas sicherer steht, dann ist Ihre erste große Stunde gekommen: Es wird Zeit, Ihrem Sohn Dinge zu zeigen, die Jungs tun. Sie kaufen ihm vielleicht einen kleinen Fußball und bauen im Garten Tore auf und kicken mit Ihrem Kleinen um die Wette. Sie geraten das erste Mal in eine Art Wettbewerbssituation. Sie sind der Lehrer, aber Sie sind auch der Konkurrent. Sie merken, wie Ihr Sohn Sie nun immer mehr zu imitieren versucht. Er möchte wissen, was Sie im Bad tun, wenn Sie sich rasieren, er möchte T-Shirts und Hosen anziehen, die Ihren ähneln. Sie bemerken, dass er sich Ihnen gegenüber anders verhält als seiner Mutter gegenüber. Er fordert Sie mehr. Er möchte Ihre Aufmerksamkeit und er möchte gelobt werden. Und er möchte sich mit Ihnen spielerisch messen, raufen und toben. Sie bemerken, wie zufrieden er ist und wie er strahlt, wenn Sie ihn loben. Sie haben das Gefühl, Sie könnten tun was Sie wollen, er würde Sie immer dafür bewundern. Das tut gut, aber Sie beginnen bereits, auch die Verantwortung zu spüren, die das mit sich bringt. Selbst im Streit nimmt er Sie anders wahr als seine Mutter. Wenn Sie ihm etwas verbietet oder mit ihm schimpft oder streng ist … dann ist das zwar irgendwie nicht schön, aber kein Untergang. Das ist eben so. Mami ist so. Aber wenn Sie mit ihm streng werden und er merkt, dass Sie sich mit Mami solidarisieren … dann ist das wirklich schlimm für Ihren Sohn. Das versteht er nicht und er findet es auch ungerecht. Er fühlt sich dann regelrecht im Stich gelassen von Ihnen. Und Sie beginnen zu verstehen, dass die Verbindung zwischen Ihnen und Ihrem Sohn eine besondere Qualität hat. 

 

Die Zeit der vorbehaltlosen Bewunderung

Diese Zeit, in der Ihr Sohn Sie vorbehaltlos bewundert, in der Sie sein Held sind, beinahe unabhängig davon, wer oder was Sie tatsächlich sind… sie ist kostbar und sie dauert nicht ewig an. Es wird eine Zeit kommen, spätestens, wenn Ihr Sohn in die Pubertät kommt, wenn er sehr viel stärker hinterfragen wird, wer Sie sind, was Sie tun, welche Meinungen Sie haben. Es wird sich vielleicht anfühlen, als bewundere, verehre er Sie nicht mehr, vielleicht sogar als wolle er sie gar nicht mehr. Er wird anfangen, sich eher an anderen zu messen, nicht mehr so sehr an Ihnen. Aber glauben Sie nicht, dass er Sie nicht mehr braucht. Und auch nicht, dass er Sie nicht mehr beobachtet und bewertet. Die Pubertät ist eine Zeit der Abgrenzung. Es ist wichtig für Ihren Sohn, dass er seinen eigenen Weg findet. Dennoch wird er gerade auch in dieser Zeit hinterfragen, wer Sie sind, welche Meinungen Sie vertreten. Stellen Sie sich dieser Art von Auseinandersetzung. Was Ihr Sohn in dieser Zeit am ehesten braucht von Ihnen, das ist Authentizität. Ehrlichkeit in dem, was Sie sagen und was Sie tun, und Präsenz. Auch wenn er sich im täglichen Leben inzwischen vielleicht gern zurückzieht, braucht er das Gefühl Ihrer Präsenz in seinem Leben noch lange. Sie brauchen weder im blauen Mäntelchen über die Hausdächer zu fliegen, noch im schnittigen Auto durch Gotham City zu brettern, noch sich an Spinnenfäden zwischen den Wolkenkratzern entlangzuhangeln für Ihren Sohn. Es reicht, dass Sie SIE sind und dass Sie da sind. Und wenn Sie manchmal durch seine Hilfe ein wenig über sich hinauswachsen müssen und ein paar kleine Superkräfte entwickeln müssen – auf die eine oder andere Weise – dann ist es eben ER, der Sie zum Superhelden macht …