© Samo Trebizan - Fotolia.com
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Reine Frauensache – gesundheitliche Probleme, die nur Mädchen haben

Kinder machen im Jahr bis zu 12 Infekte durch und stärken damit ihr Immunsystem. Neben den klassischen Kinderkrankheiten gibt es jedoch in Kindheit und Pubertät einige Erkrankungen, die nur Mädchen betreffen – und Väter häufig vor ein Rätsel stellen.

Die klassischen Mädchen- und Frauenkrankheiten können bei jedem Mädchen auftreten, sie müssen aber nicht. Veranlagung, Vererbung und auch das Immunsystem spielen eine wichtige Rolle. Kommt es zu einer der genannten Erkrankungen, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursachen abzuklären und eine Therapie einzuleiten. Nicht immer muss das gleich die Antibiotika-Keule sein. Einige Erkrankungen lassen sich - früh erkannt - auch sehr gut mit pflanzlichen oder Hausmitteln behandeln.

Harnwegsinfektionen

Mädchen sind deutlich häufiger von Harnwegsinfekten betroffen als Jungs, Grund dafür die die kürzere Harnröhre, durch die Bakterien leichter aufsteigen können. Auch der Umstand, dass Scheide und After ganz in der Nähe des „Eingangs“ liegen, begünstigt eine Infektion. Bei kleineren Kindern verläuft die Infektion in vielen Fällen ohne Beschwerden und sind häufig nur an einem starken Harndrang zu erkennen. Dennoch können Bakterien in die Blase und bis in die Nieren vordringen. Deshalb ist es wichtig, diese Infektionen schnell und wirksam zu behandeln. Klassisches Symptom ist das Brennen beim Wasserlassen. Der Arzt stellt über eine Urinprobe fest, ob und welche Bakterien vorhanden sind und leitet in der Regel eine Antibiotikabehandlung ein. In leichten Fällen kann auch mit pflanzlichen Mitteln eine Besserung eintreten. Allerdings darf eine Harnwegsinfektion keinesfalls auf die leichte Schulter genommen oder verschleppt werden, da sie sich sonst zu einem ernsthaften Problem entwickeln kann.

Scheidenpilze

Nach landläufiger Meinung sind erst Frauen, bzw. Mädchen nach der Geschlechtsreife davon betroffen. Fakt ist allerdings, dass sich bereits Säuglinge eine Scheideninfektion einfangen können. Die Ansteckung erfolgte in diesem Fall häufig bei der Geburt. Sichtbare Symptome sind ein geröteter Schambereich, den Eltern allerdings häufig mit einer Windeldermatitis verwechseln. Bei älteren Mädchen sind häufig ein weißlicher Ausfluss sowie ein ungewöhnlicher Geruch der Scheide sowie Brennen und Jucken die ersten Symptome. Klarheit schafft eine ärztliche Untersuchung, auf keinen Fall sollten Säuglinge und Kinder auf Verdacht mit Antipilzsalben behandelt werden!

Regelschmerzen

Setzt die erste Menstruation ein, ist das für viele Mädchen eine schmerzhafte Angelegenheit. Unterleibsschmerzen und Krämpfe machen ihnen zu schaffen. Häufig bleiben die Schmerzen über viele Jahre Begleiter der Regel, eine körperliche Erkrankung liegt dabei meist nicht vor. Oft sind die Schmerzen so stark, dass die Mädchen nicht in die Schule können oder zumindest eine Sportbefreiung benötigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer sogenannten Dysmenorrhoe kommt steigt mit folgenden Faktoren:

  • Früher Einsatz der Menstruation
  • Sehr schlanke Frauen und Mädchen
  • Vererbung von der Mutter
  • Langer Menstruationszyklus

Angst, Stress und andere psychische Faktoren können die Schmerzen zusätzlich verstärken. Neben den sogenannten primären Regelschmerzen gibt es eine sekundäre Variante, bei der die Beschwerden durch eine Erkrankung ausgelöst werden. Eine häufige Ursache ist die Endometriose, eine Wucherung der Gebärmutterschleimhaut. Dies wird vom Gynäkologen diagnostiziert und muss ärztlich behandelt werden. Eine über lange Jahre unerkannte Endometriose verursacht nicht nur starke Schmerzen, sondern kann zur Unfruchtbarkeit führen. Eltern sollten starke Menstruationsschmerzen ihrer Tochter deshalb ernst nehmen und untersuchen lassen.

Als Erstmaßnahme bei starken Schmerzen während der Menstruation helfen Wärmflasche, Ruhe und viel Liebe. Verschiedene Tees und natürliche Stoffe können die Beschwerden ebenfalls lindern.

HPV-Impfung

Humane Papillom Viren (HPV) sind die Viren, die am häufigsten beim Geschlechtsverkehr übertragen werden und verschiedene Beschwerden bei Mädchen und Frauen verursachen können. Eine davon ist Gebärmutterhalskrebs. Als Schutz davor wird seit 2006 eine Impfung angeboten, die das Risiko einer Erkrankung deutlich verringern soll. Der richtige Impfzeitpunkt liegt vor dem ersten Geschlechtsverkehr, also bevor eine Infektion überhaupt möglich ist. Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt die Vorsorgeimpfung im Alter von 9 bis 14 Jahren. Allerdings sind einige Fragen zur Wirksamkeit noch ungeklärt, da Langzeitstudien noch nicht vorliegen. Erst in einigen Jahrzehnten lassen sich konkrete Aussagen treffen. Ebenfalls nicht bekannt ist die Wirkdauer der Impfung. Auch die möglichen Nebenwirkungen sind bedenklich, sie reichen von neurologischen über Autoimmunerkrankungen, auch die Blutgerinnung kann betroffen sein.

Ausführliche Informationen über die HPV-Impfung liefert ein Artikel der Ärzte für individuelle Impfentscheidung e. V..

Für Väter sind die Krankheiten ihrer Mädchen oft ein Rätsel oder auch ein Tabuthema, sind sie doch selbst nie betroffen gewesen. Holen Sie sich Rat bei erfahrenen Frauen und gehen Sie lieber einmal zu viel als zu wenig zum Arzt, wenn sich bei Ihrem Kind für Sie „unerklärliche“ Symptome zeigen.

Ausgleichende Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern: Hier geht es zu einem Artikel zu Krankheiten, die nur Jungen treffen.