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Reine Männersache - gesundheitliche Probleme, die nur Jungen haben

Wenn es um die Gesundheit geht, dann haben Mädchen oft die Nase vorn. Das sogenannte „schwache Geschlecht“ erweist sich oft als deutlich zäher und weniger anfällig. Jungs haben dagegen in der Kindheit mitunter mit mehr oder weniger lästigen Beschwerden zu kämpfen. Die Stiftung Kindergesundheit nimmt Stellung.

Der Stiftungsvorsitzende, Dr. Berthold Koletzko ist der Meinung, dass Jungs deutlich krankheitsanfälliger sind als Mädchen. Das zeigen auch Statistiken. So erkranken Jungen doppelt so oft wie Mädchen an Masern oder sind vom plötzlichen Kindstod betroffen. Auch Pseudokrupp ist eine Jungenkrankheit. Und schließlich gibt es noch so einiges, was nur die Jungs trifft. Grund dafür: die männlichen Geschlechtsorgane sind betroffen.

 

Hodenhochstand

Ein Hodenhochstand ist angeboren und muss in über 90% der Fälle behandelt werden. Ein oder beide Hoden befinden sich beim Neugeborenen nicht im Hodensack, sondern im Körperinneren. Betroffen von dieser Fehlbildung sind etwa ein bis drei Prozent der reifen Neugeborenen, bei frühgeborenen Babys steigt der Wert auf bis zu 30 Prozent. Meistens sind Störungen im Hormonhaushalt des Babys die Ursache. Auch wenn die Mutter während der Schwangerschaft nur geringe Mengen des Schwangerschaftshormons HCG bildet, kann diese Erkrankung auftreten.

Ein Hodenhochstand muss behandelt werden. Mögliche Folgen sind Unfruchtbarkeit, Leistenbruch oder Hodenverdrehung, ein Hodenhochstand erhöht das Risiko von Hodenkrebs. Diagnostiziert wird der Hochstand durch eine Tastuntersuchung. Im Anschluss daran wird ein Hormontest durchgeführt, der klärt, ob überhaupt ein Hoden vorhanden ist. Behandelt wird die Krankheit durch Hormongaben oder wenn erforderlich durch eine Operation, bei der der Hoden verlegt wird.

Nicht als Hodenhochstand gilt der sogenannte Pendelhoden. Hier kann der normal gelegene Hoden durch Muskelreflexe in den Leistenkanal rutschen. Der Hoden pendelt je nach Muskelanspannung zwischen Leiste und Hodensack.

Hypospadie

Als Hypospadie wird eine Fehlbildung der Harnröhre beim Neugeborenen bezeichnet. Die Harnröhre endet dann nicht an der Eichelspitze, sondern in der Eichel, am Penisschaft, im Hodensack oder im Damm. Laut Statistik steigen die Fälle von Hypospadie seit den 1970er Jahren an, aktuell haben etwa acht bis zehn von 1.000 männlichen Neugeborenen diese Erkrankung. Wie die Hypospadie entsteht, ist weitgehend ungeklärt. Risikofaktoren sind genetische Ursachen, ein Mangel an Testosteron, Enzymdefekte, Medikamenteneinnahme der Mutter in der Schwangerschaft oder eine In-vitro-Fertilisation (Befruchtung außerhalb der Gebärmutter).

Je nach Art der Hypospadie kann sie wenig bis stark störend sein. Oft besteht zusätzlich eine Verkrümmung des Penis, Erektionen können dann schmerzhaft sein. Liegt die Harnröhrenöffnung im hinteren Bereich des Penisschafts, dann ist das Urinieren nur im Sitzen möglich, auch die Fruchtbarkeit kann eingeschränkt sein. Behandelt werden kann die Fehlbildung ausschließlich operativ, die Operation sollte möglichst früh erfolgen. Oft werden die Eingriffe im Alter von sechs bis 18 Monaten durchgeführt.

Vorhautverengung

Die Vorhautverengung oder auch Phimose ist eine angeborene oder auch erworbene Fehlbildung der Vorhaut. Diese kann nur schwer oder gar nicht über die Eichel zurückgezogen werden. Bis zum Alter von fünf Jahren ist die Vorhaut häufig mit der Eichel verklebt, diese sollte nicht mit Gewalt gelöst werden.

Behandelt wird eine Phimose mit kortisonhaltigen Salben. Nach einer Behandlungsphase von zwei Wochen kann die Vorhaut vorsichtig zurückgeschoben werden. In 50 bis 75 Prozent der Fälle führt diese Maßnahme zum Erfolg. Ist diese Maßnahme erfolglos und kommt es zu Komplikationen wie Vorhautentzündung, Narbenbildung, häufigen Harnwegsinfekten oder Hautveränderungen muss operiert werden. Bei der Operation entfernt der Arzt in der Regel die Vorhaut teilweise oder komplett. Als Notfall wird die sogenannte Paraphimose behandelt. Sie entsteht, wenn die Vorhaut mit Gewalt zurückgeschoben wird und sich dann nicht mehr nach vorne schieben lässt. Es kommt zu einer Einschnürung und einem Anschwellen der Eichel. Dann heißt es, sofort zum Arzt zu gehen!

Nicht immer ist eine Vorhautverengung die Ursache dafür, dass sich die Vorhaut nicht zurückschieben lässt. Ein verkürztes Vorhautbändchen, das isoliert oder zusammen mit der Phimose auftreten kann, verhindert, dass die Vorhaut zurückgezogen werden kann. Das Bändchen sitzt unterhalb der Eichel und zieht sich bis zum Vorhautansatz.

Geschwollene Hoden

Ist der Hodensack angeschwollen, dann weist dies in vielen Fällen auf einen Bruch hin. Zwischen Bauchfell und Hoden besteht eine Verbindung, durch die Sekret in den Hodensack fließt und ihn aufbläht. Auch Darmschlingen können in den Hodensack rutschen. Während sich der sogenannte Wasserbruch häufig selbst zurückbildet, muss der Leistenbruch fast immer operiert werden. Die Fehlstellung der Darmschlinge kann sehr schmerzhaft sein und schadet Darm und Hoden.

Hodenschmerzen

Starke Hodenschmerzen können entweder auf eine Entzündung oder auf eine Hodenverdrehung (Torsion) hinweisen. Besonders im zweiten Fall ist höchste Eile geboten. Die Torsion muss innerhalb von sechs Stunden behoben werden, sonst kommt es zur Unfruchtbarkeit. Hält der Zustand länger an, sterben die Hoden ab und müssen entfernt werden. Dies gleicht einer Kastration und eine lebenslange Einnahme von Hormonen ist nötig.

Gefahren durch einen hohen Testosteronspiegel

Aktuelle Zahlen belegen auch, dass Jungen in allen Altersgruppen 4-mal so häufig wie Mädchen tödlich stürzen oder ertrinken. Auch alle anderen tödlichen Unfallursachen treffen Jungs generell häufiger. Als Grund wird der Testosteronspiegel vermutet. Dieser steigt im Laufe der Entwicklung immer wieder an und erhöht die Risikobereitschaft und die Aggression. Abwechslung, Spannung, neue Erlebnisse – danach sind Jungs ab der Pubertät auf der Suche. Diese Erscheinung wird auch als „Sensation Seeking“ bezeichnet.

Ein Wort zum Abschluss

Ja, bei Jungen gibt es im Kinderalter in vielen Fällen häufiger Grund zur Sorge als bei Mädchen. Dies heißt jedoch nicht, dass dies Ihren Sohn betreffen muss. Mädchen dagegen werden ab der Pubertät häufiger deutlich problematischer – auf ihre ganz eigene Art und Weise …