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Urlaub mit zwei Kindern – das ändert sich

Schon der erste Urlaub mit Kind ist für junge Eltern eine große Umstellung. Aber die erste Reise mit zwei Kindern ist noch einmal eine ganz neue Erfahrung. Hier der Bericht eines Vaters vom ersten Urlaub zu viert – mit seinen Erfahrungen und hilfreichen Tipps.

Der Kabarettist Dieter Hildebrandt sagte einmal: „Ferien und Urlaub sind die Fortsetzung des Familienlebens unter erschwerten Bedingungen.“ Der Mann wusste offensichtlich, wovon er sprach.

 

Für uns als junge Eltern war bereits unser erster Urlaub als Familie eine Erfahrung mit zahlreichen neuen Einsichten und Erkenntnissen über uns und das Reisen mit Kind im Allgemeinen. Vor ein paar Wochen sind wir aus unserem ersten Urlaub zu viert nach Hause gekommen und berichten nun an dieser Stelle von unseren Erfahrungen aus dem ersten Urlaub mit zwei Kindern im Alter von 4 Jahren bzw. 10 Monaten.

Schon im Vorfeld war uns klar – Urlaub zu viert wird anders werden

Bereits bei einer Fahrt zu unseren Eltern merkten wir, dass längere Autofahrten nicht mehr so einfach sein würden wie bisher. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt meldete sich unsere Kleine lautstark vom Rücksitz.  Auch nach einer Essenspause fing sie erneut an, zu schreien. Wir hielten wieder an und meine Frau stillte die kleine Laura erneut. Nach einer Weile schlief sie wieder ein – aber aus einer Fahrt von normalerweise 4 Stunden war letztlich eine von 6 Stunden geworden. Dieses Problem hatten wir so beim ersten Kind nicht – da saß meine Frau noch auf dem Rücksitz, um den Nachwuchs bei Bedarf zu beschäftigen oder zu füttern.

Nach dieser Fahrt fragten wir uns, wie denn der erste Urlaub aussehen soll. Einfach würde das nicht werden. Eine Flugreise wollten wir nicht unbedingt machen. Erholsam wäre auch das nicht geworden. Eine allzu lange Autoreise nach diesen Erfahrungen ebenfalls nicht. Wir sprachen mit einigen Eltern am Spielplatz, was die denn unternommen hätten und was sich bewährt hat. Eine Mutter empfahl uns eine Fahrt an einen der Campingplätze vor Venedig – mit knappen 6 Stunden Fahrt der von uns aus nächste Weg zum Meer. Wir beschlossen, dort einen Bungalow zu buchen – und begannen mit den Planungen.

Gepäck wie beim Auszug aus Ägypten – was tun?

Unser Familienauto platzte schon bei den Wochenendfahrten zu den Eltern fast aus allen Nähten. Wie sollte das nur werden, wenn wir statt für 4 Tage für 14 Tage packen und neben den Kinderwägen auch noch Badezeug mitnehmen würden? Ein neues Auto wollten wir uns nicht kaufen, daher entschlossen wir uns zum Kauf eines Dachgepäckträgers und der dazugehörigen Box. Die richtige Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.

Das Packen selbst stellte sich auch als deutlich aufwändiger als früher heraus. Alles, was man für ein Baby im Ausland brauchen würde (inklusive der gewohnten Windeln und Gläschen) und das, was ein Kleinkind so benötigt obendrein. Weil wir in der Nebensaison fuhren dazu auch noch Kleidung für warmes und kühleres Wetter. Meine Mutter pflegte früher zu sagen: „wie beim Auszug aus Ägypten“. Wie Recht sie doch hatte. Dazu merkten wir schnell, dass die Kinder beim Packen eher hinderlich sind. Also wurde das Gepäck gerichtet, während die Kinder in Betreuung waren.

Apropos Betreuung – um meine Frau und mich etwas zu entlasten beschlossen wir, einen größeren Bungalow zu mieten und dann erst unsere Nachbarn und anschließend die Schwiegereltern einzuladen. Auf diese Weise würden wir sicher auch ein wenig Zeit zu zweit haben – so die Hoffnung.

Die Hinfahrt – mit einer Überraschung, aber wenigen Stressmomenten

Im Vorfeld hatten wir uns einige Gedanken um die Fahrtzeit gemacht. Wir wollten so fahren, dass die Chance groß wäre, dass die Kinder schlafen würden und wir in keinen Stau kommen würden (unsere Horrorvorstellung: Stau, Hitze und schreiende Kinder). Andererseits entschlossen wir uns, nicht in der Nacht zu fahren, um vor Ort nicht zu lange warten zu müssen, bis wir unseren Bungalow beziehen könnten. So fuhren wir dann früh am Morgen los – das Auto und die Dachbox hatten wir schon am Vorabend bepackt. Wir fuhren über den Brenner – die Strecke, die ich kannte und bei der ich mir sicher war, dass ich sie auch am frühen Morgen gut fahren könnte (Tipp: auf dem Rückweg fuhren wir über Villach. Meiner Meinung nach die noch stressfreiere Route).

Alles lief wirklich gut. Erst auf Höhe des Gardasees meldete sich die Kleine (die Große schlief oder wurde mit Trickfilmen und Essen bei Laune gehalten) und wir hielten an einem „Autogrill“ an. Beim herausheben merkten wir, dass die Windel unserer Kleinen nicht gehalten hatte – und gleich darauf, dass wir kein Ersatz-Outfit griffbereit hatten. Die Kleidung unseres jüngsten Familienmitglieds war doch tatsächlich ganz unten im Auto vergraben – dort, wo das Reserverad hätte sein sollen. Als Eltern lernt man ja, flexibel zu sein. So bekam unsere Jüngste das Ersatz-Outfit ihrer drei Jahre älteren Schwester. Es saß sehr leger … Wir hatten etwas gelernt – auf Reisen für jedes Kind Ersatzkleidung griffbereit haben.

Dreißig Minuten nach dem ersten langen Stopp meldete sich die Kleine noch einmal und wir mussten ein zweites Mal halten. Nach intensivem Auftanken an Mamas Brust konnten wir dann bis zum Urlaubsort in der Nähe von Jesolo durchfahren. Alles in allem lief die Fahrt besser als erwartet.

Vor Ort – nicht viel Erholung, aber Spaß

Auf dem Campingplatz bezogen wir unseren Bungalow (nicht üppig groß, aber toll ausgestattet und sehr schön) und begannen den Urlaub. Wir hatten viel Glück mit dem Wetter, daher waren wir auch fast nur zum Schlafen im Haus. Gegessen wurde auf der Terrasse.

Schnell stellte sich heraus, dass wir Eltern auch im Urlaub nicht mehr Schlaf bekamen als zu Hause - die Nachbarn stellten sich ebenfalls nicht als Morgenmenschen heraus und waren für die Kinder erst ab dem späten Vormittag ansprechbar. Aber unser Nachbar kochte sehr gut für alle und so hatten wir schöne – und preiswerte – gemeinsame Abendessen auf der Terrasse.

Für die Kinderbetreuung vor Ort ließ sich unsere „Große“ nur sehr selten begeistern – und wenn, dann nur stundenweise. Als großer Glücksfall erwies sich jedoch, dass sie am zweiten Tag am Strand ein anderes Mädchen im gleichen Alter kennenlernte. Die Eltern waren uns auch sehr sympathisch und unsere Aufenthaltszeit stellte sich als gleich heraus. In den nächsten zwei Wochen waren die Mädchen unzertrennlich und spielten zusammen am Strand oder Pool, was uns Eltern wechselseitig jeweils eine kleine Auszeit ermöglichte.

Die Zeit zu zweit – oder zumindest zu zweieinhalb -  die sich meine Frau und ich uns erhofft hatten, ergab sich leider nicht. Als wir ein gemeinsames Abendessen auswärts geplant hatten, rebellierte unsere „Große“ so sehr, dass wir uns doch für ein Essen zu viert im Campingplatz-Restaurant entschieden. Romantik oder „Auszeit“ war das nicht.

Viele ruhige Minuten hatten wir Erwachsenen nicht – auf nicht einmal eine Stunde Hörbuch pro Tag kam ich in Summe. Aber die Kinder hatten an Strand oder Pool viel Spaß. Das Essen – Pizza und Pasta – war sehr kinderfreundlich und die Kinderdisco am Abend ein großes Vergnügen für alle. Ein Highlight für uns Erwachsenen war ein Tagesausflug nach Venedig – und auch für die Kinder war die Fahrt mit dem Schiff ein echtes Erlebnis.

Der erste Urlaub mit zwei Kindern - ein Fazit

Eine echte Erholung war der Urlaub für uns Eltern nicht – aber vielleicht haben wir uns da auch zu viel erhofft. Der Bungalow in Italien war ein voller Erfolg – kurze Fahrt, tolles Wetter, gutes Essen, sehr kinderfreundliche Einheimische und alles zu fairen Preisen. Wir werden das Ganze wohl nächstes Jahr wiederholen. Dann aber wahrscheinlich wirklich zu viert ;-)

Zum Abschluss noch ein Tipp an alle Eltern in derselben Situation: plant gut und erwartet nicht zu viel – vor allem nicht unbedingt Ruhe für Euch. Haltet es einfach, versucht, Euch nicht zu stressen. Wenn die Kinder ihren Spaß hatten, dann lief es gut. In der Rückschau sind die Anstrengungen vergessen, aber die Erinnerung an einen schönen Urlaub mit vielen tollen Momenten bleibt.

Wie lief Euer erster Urlaub mit zwei Kindern? Habt Ihr Tipps, die Ihr teilen wollt? Wir freuen uns auf Eure Kommentare.