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Ehemann, Vater, Versorger – Wie passt das unter einen Hut?

In unserer Gesellschaft muss jeder gleich mehrere Rollen erfüllen. Eltern sind gleichzeitig auch Partner und müssen für den Unterhalt der Familie sorgen. Während die Rolle des Vaters früher deutlich in Richtung Versorger gewichtet war, möchten inzwischen immer mehr Väter mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen stellt für Väter häufig eine ziemliche Herausforderung dar.

Die Anforderungen im Berufsleben sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dennoch gaben in einer Studie der Bertelsmann-Stiftung 9 von 10 befragten Männern an, dass sie es wichtig finden, Zeit für ihr Kind zu haben. In der Studie wurden rund 1.800 männliche Jugendliche und Erwachsene zwischen 15 und 42 Jahren befragt.

Väter brauchen ein gutes Konzept und die Unterstützung von Arbeitgeber und Gesellschaft, um sowohl im Beruf ihren Mann zu stehen als auch für die Partnerin und die Kinder als Familienmitglied präsent zu sein. Besonders was den Kontakt zu den Kindern angeht, ist das Zeitmanagement ein problematischer Punkt. Wenn der Berufstag zu Ende geht und man als Mann nach Hause kommt, sind die Kinder oft schon im Bett oder gerade auf den Weg dahin – müde Kinder treffen einen ebenso müden Vater. Das bringt oft mehr Stress, als den liebevollen und innigen Kontakt, den sich alle Beteiligten wünschen. Bleiben also für berufstätige Väter nur das Wochenende und der gemeinsame Urlaub, um Zeit mit den Kindern zu verbringen?


Familienfreundliche Arbeitszeiten

Männer, die von Ihrem Arbeitgeber familienfreundliche Arbeitszeiten einfordern, gelten oft als Exoten – immer noch. Dabei profitieren letztendlich beide Parteien von Arbeitszeitmodellen, die flexibel und damit familienfreundlich sind. Die Zeiten sind eigentlich längst vorbei, in denen das starre System 7:00 bis 16:00 fünf Tage die Woche funktionierte. Der Anteil berufstätiger Frauen ist in den letzten Jahren gestiegen und damit sind auch die Männer privat mehr in der Pflicht. Mit flexiblen Arbeitszeiten können sie Aufgaben übernehmen, die sonst an fremdes Betreuungspersonal oder eben an die Frau abgegeben werden müssen. Das reicht von Arztbesuchen, über die morgendliche Fahrt zu Schule und Kindergarten bis hin zu gemeinsamen Mahlzeiten und deren Zubereitung.

Doch flexible Arbeitszeiten alleine reichen nicht, es muss auch eine gesellschaftliche Akzeptanz vorhanden sein, eine Atmosphäre, in der der Wunsch der Männer, die Familie zu erleben, ernst genommen wird.

Selbständige Väter haben es da – theoretisch zumindest - etwas leichter. Meist arbeiten sie noch mehr als Männer in einem Anstellungsverhältnis, aber sie haben mitunter die Möglichkeit, sich die Arbeitszeiten etwas flexibler einzuteilen. Es ist auch für diese schwer, sich die Stunden für die Familie im Tagesablauf freizuhalten – aber es lohnt sich. Väter, die am Alltag des Kindes teilhaben, schaffen eine Bindung von unschätzbarem Wert und nehmen deutlich mehr Einfluss auf die Charakterbildung als Abend- oder Wochenendväter.


Familienfreundliche Gestaltung des Arbeitsplatzes

Neben der flexiblen Arbeitszeit gibt es noch einige andere Möglichkeiten, die es Vätern erlauben, mehr am Familienleben und an der Entwicklung ihrer Kinder teilzuhaben. So kann zum Beispiel ein Teil der Arbeit zuhause erledigt werden: Drei Tage Büro, zwei Tage zuhause arbeiten bringt jede Menge Mehrzeit für die Familie. Die Arbeit wird zwar nicht weniger, dafür entfallen Anfahrtszeiten und die Zeiteinteilung kann selbstständig gestaltet werden. Telearbeitsplätze oder das Home-Office sind weitere Möglichkeiten zuhause zu arbeiten.

Wenn im Betrieb selbst die entsprechende Atmosphäre herrscht, dann klappt meist auch die familienfreundliche Urlaubsplanung. Väter mit schulpflichtigen Kindern nehmen ihren Urlaub in der Saison – kinderlose Kollegen davor oder danach.

Ein weiterer Beitrag zum familienfreundlichen Arbeitsplatz sind Betreuungseinrichtungen, deren Träger der Arbeitgeber ist. Umwege zum Kindergarten entfallen – es profitieren der arbeitende Vater, der sich weniger Gedanken um Abholzeiten machen muss, wie auch das Unternehmen, das einen Mitarbeiter hat, der sich voll auf seinen Job konzentrieren kann.


Chancen nutzen – Väter in der Elternzeit

Auch wenn kindbedingte Fehlzeiten bei Männern häufig noch immer weniger akzeptiert sind als bei Frauen: Nutzen Sie die Chance, in der Elternzeit für Ihr Kind da zu sein. Schon wenige Monate sind wertvoll für die Bindung zu Ihrem Kind. Von der gemeinsamen Zeit können Sie beide noch lange zehren. Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber im Vorfeld und arbeiten Sie einen Plan aus, wie Ihre Elternzeit für den Arbeitgeber ohne allzu große Komplikationen überbrückt werden kann. Wenn der Aus- und Wiedereinstieg im Unternehmen gut vorbereitet ist und während der Elternzeit der Kontakt nicht abreißt, dann ist auch für Väter die Elternzeit eine unkomplizierte, finanziell abgesicherte Möglichkeit, Zeit mit dem eigenen Kind zu verbringen.

Viele Männer befürchten wegen der genommenen Elternzeit Nachteile in Bezug auf ihr weiteres berufliches Fortkommen. Diese Befürchtung ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Ob die Elternzeit Ihnen irgendwann schadet, hängt letztlich von Ihrem Arbeitgeber ab. Allerdings findet auch hier ein Wandel statt – je selbstverständlicher die Elternzeit wird, desto akzeptierter wird sie auch bei Vorgesetzten werden. Und spätestens beim nächsten Arbeitgeber interessiert sich niemand mehr für eine früher genommene Elternzeit. Von der zu ihrem Kind aufgebauten Bindung profitieren Sie jedoch ein Leben lang.


Fazit – schwierig, aber Besserung ist in Sicht

Schwierig ist es allemal, Familie und Beruf zu vereinbaren, nicht zuletzt deshalb, weil für Arbeitnehmer die Möglichkeiten dazu von der Kooperation des Arbeitgebers abhängen. Doch verschiedene Institutionen und auch die Regierung leisten hier bereits seit einigen Jahren Aufklärungsarbeit und die Chancen, dass auch Väter etwas vom Heranwachsen ihrer Kinder mitbekommen, steigen immer mehr.