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Wenn die Partnerschaft kriselt

Nach der Geburt eines Kindes ändert sich alles angefangen vom Lebensrhythmus bis hin zum Freundeskreis. Davon bleiben viele Partnerschaften nicht unbelastet und wenn die erste Euphorie für das Kind verflogen ist und der neue Alltag einkehrt, beginnt es in vielen Beziehungen zu kriseln.

Damit es gar nicht soweit kommt, können die frischgebackenen Eltern schon einiges im Voraus tun und auch dann, wenn die Beziehung in die Krise gerät, gibt es Mittel und Wege, wieder hin zu einer harmonischen Paarbeziehung und einer gemeinsamen Elternschaft zu finden.

 

Die häufigsten Konfliktpunkte

Mit der Geburt des Kindes ergeben sich Situationen und veränderte Lebensbedingungen, die reichlich Zündstoff für Diskussionen ergeben:

  • Schlafmangel: Der Schlafmangel, der vor allem für die Frau zum Alltag wird, lässt die Nerven dünn werden. Hinzu kommt, dass der arbeitende Part in der Beziehung (meist der Mann), oft nachts aus dem Schlafzimmer ausziehen muss, um am nächsten Tag leistungsfähig zu sein. Auch wenn das seine Berechtigung hat, fühlt die Frau sich unbewusst im Stich gelassen.

  • Rollenverteilung: Ganz gleich, wie emanzipiert und gleichberechtigt eine Beziehung vorher war – mit der Geburt des Kindes werden die Partner auf traditionelle Rollen zurückgeworfen. Dies ist oft für Frauen, die vorher voll im Berufsleben standen problematisch. Sie fühlen sich unausgelastet und benachteiligt. Umgekehrt geht es auch vielen Männern, die sich entschlossen haben, die Elternzeit in Anspruch zu nehmen. Es entsteht Unzufriedenheit und unterschwellig oft Neid auf den anderen Partner, der täglich das Haus verlässt, während man selbst seinen Tag zwischen Babybrei, Windeln und Kindergeschrei verbringt.

  • Sexualleben: Hormonelle Umstellung, Schlafmangel und die veränderten Lebensumstände sind oft die Ursache dafür, dass Paare nach der Geburt eines Kindes keinen oder sehr wenig Sex haben. Das schafft Unzufriedenheit und Stoff für end- und nutzlose Diskussionen. Auf Dauer führt fehlender Sex auch zu einer Entfernung, da ein wichtiges Kommunikationsmedium entfällt, durch das sich die Partner immer wieder ihre Zuneigung und Liebe mitteilen.

  • Erziehungsansichten: Jeder Mensch hat eine andere Kindheit unter unterschiedlichen Bedingungen erlebt und dementsprechend unterscheiden sich oft die Vorstellungen von Erziehung. Wenn die Eltern hier keine gemeinsame Linie finden, kommt es zu Auseinandersetzungen.

 

Das können Sie im Vorfeld tun

Auch wenn die Situation nach der Geburt des Kindes nicht vorhersehbar ist, können die werdenden Eltern bereits im Vorfeld einiges tun, damit es gar nicht erst zur Krise kommt. Dazu gehören in erster Linie Gespräche. Formulieren Sie Ihre Ängste und Befürchtungen darüber, was sich durch die Geburt verändern könnte, eine gute Gesprächsform hierfür ist das Zwiegespräch.
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Ein wichtiger Punkt in den Gesprächen sind die Vorstellungen von Erziehung, die beide Partner haben. Vor allem vor der Geburt des ersten Kindes sollten Sie ausführlich darüber mit Ihrer Partnerin sprechen. Auch wenn die Realität später oft anders aussieht, erkennen Sie bereits im Vorfeld die Punkte, bei denen es voraussichtlich zu Reibungen kommt. Wichtige Themen in der ersten Zeit sind zum Beispiel: Wo schläft das Kind? Lässt man das Kind nachts schreien oder nicht? Diese Gespräche helfen zum einen zu einem gegenseitigen Verständnis füreinander, zum anderen kann bereits im Vorfeld ein Kompromiss geschlossen werden. Sind Väter zum Beispiel strikt dagegen, dass das Kind mit im Elternbett schläft, kann über Alternativen wie zum Beispiel einen Babybalkon, eine zusätzliche Matratze im Elternschlafzimmer oder ein zeitweiser Auszug der Mutter ins Kinderzimmer nachgedacht werden. Klärt man dies zu diesem Zeitpunkt, haben noch beide Eltern einen klaren Kopf und können sachlich über das Thema sprechen.

Klären Sie vor der Geburt auch ganz genau, wer wofür zuständig ist. Die Aufgabenverteilung kann schon greifen, bevor das Kind da ist, denn schon dann braucht eine Frau etwas Schonung. So können Sie als Mann etwa in den letzten Wochen vor und den ersten Monaten nach der Geburt die Wäsche oder den Einkauf übernehmen.

Ein wichtiger Tipp für alle Gespräche rund ums Kind: Schreiben Sie die Ergebnisse auf. Auch wenn Ihnen das in dem Moment seltsam vorkommt, haben Sie doch später eine Erinnerungsstütze und können sich die Gespräche leichter ins Gedächtnis zurückrufen.

Krisen nach der Geburt meistern

Wenn eine Partnerschaft nach der Geburt des Kindes in die Krise gerät, ist Reden das wichtigste. Sie und Ihre Partnerin sollten möglichst klar Ängste, Befürchtungen und auch konkrete Probleme formulieren. Dazu gehört Offenheit, die eventuell auch durch einen Besuch bei einem Paartherapeuten erreicht werden kann. Darüber hinaus gibt es einige praktische Dinge, die Sie für Ihre Beziehung als Paar umsetzen können:

  • Zeit zu zweit: Suchen Sie sich regelmäßig für einige Stunden einen Babysitter und verbringen Sie Zeit als Paar: Schick essen gehen, ein Kino- oder Theaterbesuch oder auch nur ein langer Spaziergang. In den Momenten, in denen Sie sich als Paar fühlen können und alles – fast – wie früher ist, ist es leichter, sich nahe zu fühlen. Themen rund ums Kind sollten in dieser Zeit allerdings bewusst ausgeklammert werden.
  • Klare Aufgabenteilung: Helfen Sie Ihrer Partnerin und nehmen Sie Ihr einige Aufgaben dauerhaft und zuverlässig ab. Finden Sie etwas, was Ihnen nichts ausmacht und Ihre Partnerin konkret entlastet, das kann der Einkauf, das Bügeln oder auch die tatkräftige Unterstützung beim Hausputz sein.

  • Genügend Schlaf: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Partnerin Schlaf nachholen kann. Die Babyzeit IST anstrengend und auch wenn Sie morgens fit auf der Arbeit sein müssen, muss es Zeiten geben, in denen auch die frischgebackene Mutter ungestört im Schlaf neue Kraft tanken kann.
  • Freiraum für die Mutter: Auch ihre Partnerin braucht Zeit für sich. Nehmen Sie ihr Ihr gemeinsames Kind regelmäßig für einige Stunden ab und schaffen Sie Ihrer Partnerin Raum für Unternehmungen mit Freundinnen, ein paar Stunden mit einem guten Buch oder ein entspannendes Bad. Das bringt auch von ihrer Seite neue Impulse in die Partnerschaft, die Ihre Beziehung und auch Ihr Sexualleben wieder in Gang bringen können.
  • Sex: Drängen ist zwecklos. Hier hilft nur Geduld von Ihrer Seite. Bedenken Sie bitte, dass eine Frau nach der Geburt ein total verändertes Körpergefühl hat und sich oft auch unattraktiv findet. Gespräche darüber sind wichtig, allerdings sollten Sie es nicht übertreiben. Denken Sie daran, dass für entspannten Sex zuallererst die richtige Atmosphäre geschaffen werden muss: Nämlich eine intakte, harmonische und vertrauensvolle Paarbeziehung.

Außer den Punkten, die direkt die Geburt betreffen gilt ähnliches bei umgedrehten Rollenverteilungen. Väter, die in der Elternzeit das Baby betreuen, sind den gleichen Belastungen ausgesetzt wie Mütter. Wichtig ist ein faires Miteinander und Zusammenarbeit in Bezug auf das Kind und auf die Partnerschaft.

Zum Weiterlesen:

www.familienplanung.de/schwangerschaft/vater-werden/die-erste-zeit-zu-dritt/partnerschaft-und-sexualitaet-nach-der-geburt/