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Familienleben in Zeiten von Corona

Das Corona Virus verlangt gerade Eltern einiges ab. Schulen, Kindergärten und Kitas sind geschlossen, die Großeltern fallen als Betreuungshilfe aus und von den Eltern wird erwartet, im Home-Office weitgehend normal weiterzuarbeiten. Da kann man sich ärgern und Frust schieben, es geht aber auch anders. Mate Tabula fragt sich, woran sich seine Kinder später einmal erinnern sollen, wenn sie an diese Zeit zurückdenken …

Jetzt sind es etwas drei Wochen, dass Schule und Kindergarten geschlossen haben und unsere Kinder daheim sind. In Vollzeit. Um die gleiche Zeit herum begann meine Frau im Home-Office zu arbeiten, während mein Dasein als Texter und Bühnenerzähler das gleiche Schicksal ereilte wie das öffentliche Leben von uns allen – es kam zum Erliegen. 

Nun waren meine nicht ausgebildeten Qualitäten als Quarantänemanger, Homeschool Teacher und Seelentröster gefragt. Zugegeben, eine harte Nummer. Ich bin ein Mensch, der Ruhe und Zeit für sich braucht, um Zeit für andere und Nerven für Kindergeschrei haben zu können. Auf einen Schlag ist alles anders und auch wenn draußen alles still ist, von Ruhe finde ich keine Spur. 

Am Anfang halfen Chips, Schnaps und Bier. Natürlich auch das gute Alte "Ich zähle bis drei, dann machst du dies und das. Eins.Zwei...." und das nicht minder Schlechte "Große, 10 Minuten aufs Zimmer..." Aber auf Dauer war das keine Lösung. Wenn ich so weiter machte, wäre ich nach Corona als dicker, griesgrämiger Alkoholiker aufgewacht. Vor allem aber als ziemlich mieser Vater, mit dem die Kinder nie wieder was zu tun haben wollen würden. 

Also habe ich das einzig Richtige gemacht, was man in einer solchen Situation machen kann. Akzeptiert, dass es so ist, wie es ist und begonnen, das Beste daraus zu machen. Schließlich hätte es mich auch schlimmer erwischen können. Hat es nicht. 

 

Familie cool. Corona nicht. 

Ich habe eine tolle Frau, die als Rechtsberaterin wie ich finde durchaus auch systemrelevant für unser bedingungsloses Grundeinkommen sorgt und zwei fantastisch wunderbare Töchter, mit denen es bis auf wenige Ausnahmemomente eine wahre Freude ist, diese außergewöhnliche Zeit zu verbringen.   

Ich habe ihnen erklärt, warum die Spielplätze vorerst geschlossen sind und sie mit anderen Kindern nicht spielen können. Wegen dem Coronavirus. Dieser Corona ist doof, hat die Kleine darauf hin gesagt. Und geweint, als ich ihr erklärt habe, dass wir dieses Jahr ihren Geburtstag ohne Gäste feiern würden. 

Es war trotzdem eine tolle Party. Wir haben Topfschlagen, Reise nach Jerusalem und Chillen auf der Couch gespielt. Ich habe Burger gegrillt und danach haben wir den selbst gemachten Ameisenkuchen verputzt, den wir zusammen gebacken haben. 

Ja, es gab einen Augenblick, da habe ich den Virus verflucht, dass er alles so auf den Kopf stellt und meiner Tochter einen solchen Geburtstag beschert. Doch als ich in ihren kindlichen Augen sah, welchen Spaß sie mit Mama, Papa und Schwester hatte, glaubte ich zu erkennen, dass die ganze Sache die Kleinen weit weniger mitnimmt als uns Große.  

 

Sag mir, wo die Nudeln sind 

Auf unserem täglichen Spaziergang durch den Park singen die Kinder selbst erdachte Lieder wie "Corona, Corona, alle haben nun Corona" oder den Klassiker von Marlene Dietrich in der Papa-Version: "Sag mir, wo die Nudeln sind, wo sind sie geblieben?"

Beim Händewaschen achtet die Große, dass die Kleine sich lang genug die Hände wäscht. 
"Hey, das war nicht lang genug"
"Lass mich. Du bist nicht mein Chef."
"Gut, dann bekommst du halt Corona."
Meine Töchter. Mein Humor. 

Langsam läuft es auch als Quarantänemanager. Ich mache die Einkäufe, erstelle den Speiseplan, backe Brot und Muffins. Wir haben Nudeln, Würstchen und Eis für die Kinder, pikanten Hummus, Bier und Schnaps für die Eltern. Alles in Maßen. Alles zu seiner Zeit. Die Taktik frei nach Bismarck: Heimunterricht und Milchschnitte, Spaziergang und Netflix, Ruhezeit und Eskalation.

Und das Homeschooling? Nun, ich bin kein geborener Lehrer und sehr ungeduldig noch dazu. Wenn ich meine Große zum zehnten Mal frage, welcher Tag morgen ist, wenn vorgestern Dienstag war, und sie es zum zehnten Mal nicht weiß, werde ich wahnsinnig. "Mein Gott, Kind, das ist doch ganz klar der ..." Da weiß ich es auf einmal auch nicht mehr. Und es ist gerade auch egal. Was jetzt zählt ist der Moment, der Zusammenhalt und eine gelassene Zeit in den eigenen vier Wänden. 

 

Sport, Serien & Süßigkeiten 

Wenn sich später meine Töchter an die Zeit von Corona erinnern, möchte ich nicht, dass sie von ihrem unausgeglichenem, alkoholkranken cholerischen Vater mit seinem krankhaften Hang zu pikanten Kartoffelchips  berichten, sondern: "Nun, wir hatten zwar keine Spielplätze, aber wir hatten Albas Sportstunde, wir konnten nicht mit unseren Freunden spielen, aber Papa war ein Freund. Er hat mit uns gespielt und jede Menge Quatsch gemacht. Wir durften viel Zeichentrick schauen, aber erst nachdem wir viel "Die Sendung mit der Maus" geschaut haben. Und dazwischen gab es immer Süßigkeiten. Alles in allem war es eine gute Zeit." 

Ich weiß, so einfach ist das alles nicht gerade. Aber es ist möglich, das Beste daraus zu machen. Wir sollten es versuchen. Für uns. Aber vor allem für unsere Kinder.  

 

Mate Tabula ist Autor, Texter und Geschichtenerzähler aus Germering bei München. Er hat ein Frau, zwei Töchter und eine Schilddrüsenunterfunktion. Mehr über ihn und sein Leben erfahrt ihr hier