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Glücklicher mit Kind? Nicht unbedingt, wie die Ergebnisse verschiedener Studien belegen

Kinder sind das größte Glück – dennoch besagen gleich mehrere Studien aus den USA und einigen anderen Ländern, dass Eltern mit Kind häufig nicht glücklicher sind als kinderlose Paare. Laut einer Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung sieht die Sache mit dem Glück auch in deutschen Familien nicht immer rosig aus.

Die Suche nach dem Glück beschäftigt den Menschen schon immer. So scheint die Gründung einer Familie für ein Paar oft den Weg zum Glücklich sein zu ebnen. Allerdings wird oft nicht bedacht, dass Kinder auch zahlreiche Einschränkungen und Veränderungen bedeuten. Kommen dann noch existenzielle Nöte dazu, zerplatzt die Idee glücklicher mit Kind zu sein schnell wie eine Seifenblase. Warum das so ist, versucht unser Artikel zu ergründen.

 

 

Was die Studien sagen

Eine amerikanische Studie, die an der Universität Princeton initiiert wurde und die sich über die USA und verschiedene andere Industrieländer erstreckte, ergab, dass vor allem in ärmeren Ländern Kinder eher unzufrieden machen. Weltweit wurden dazu fast drei Millionen Menschen über einen Zeitraum von mehreren Jahren befragt. Eltern leiden den Auswertungen zufolge häufiger unter Stress und sind stärkeren emotionalen Schwankungen ausgesetzt. Bildungsstand, Einkommen und Gesundheit wirken sich – zumindest in den USA – nur marginal auf die allgemeine Zufriedenheit aus. In den ärmeren Industrieländern dagegen machen Kinder anscheinend deutlich unglücklicher. Ein Fazit der Studie: Je höher die Fruchtbarkeitsrate, umso häufiger wird ihr eigenes Leben von den Eltern als „schlechter“ bewertet als von kinderlosen Menschen. Die komplette Studie in Englisch kann auf der Webseite der National Academy of Science nachgelesen werden.

In Deutschland startete das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung eine ähnlich angelegte Studie, die sich allerdings nur auf Eltern in Deutschland beschränkt. Untersucht wurde, wie die Lebenszufriedenheit von Eltern von ihrer finanziellen und wirtschaftlichen Situation abhängt. Das Ergebnis: Kinder können arme Eltern auch nicht glücklicher machen. Verdienen die Eltern dagegen gut bis sehr gut, sind sie im Vergleich zu kinderlosen Paaren glücklicher. Die größten Unterschiede zwischen Eltern und Kinderlosen finden sich im mittleren Einkommensbereich. Gehen die Frauen Vollzeit arbeiten, dann gibt es keinen Unterschied – vermutet wird als Grund die Mehrfachbelastung, der arbeitende Mütter nach wie vor oft ausgesetzt sind. Wie glücklich und zufrieden Eltern sind, hängt auch vom Alter der Kinder ab. Bis zum Alter von vier Jahren machen Kinder ihre Eltern glücklicher. Leben im Haushalt nur noch Kinder, die älter als vier Jahre sind, dann hat der Nachwuchs insgesamt kaum noch einen Einfluss auf das Glücklich sein der Eltern. Die ganze Studie gibt es hier zu lesen!

 

 

Was Eltern unzufrieden macht

Warum Eltern weniger zufrieden sind als andere Menschen, kann viele Gründe haben. Oft haben sie sich das Familienleben einfach ganz anders (leichter) vorgestellt; finanzielle Sorgen oder einfach schwierige Erziehungsaufgaben tun ihr Übriges. Arbeiten beide Eltern Vollzeit, dann kommt oft noch das schlechte Gewissen hinzu. Vor allem Mütter werden dadurch beeinflusst. Im Vergleich der deutschen Studie hat sich gezeigt, dass Mütter, die zuhause sind oder nur Teilzeit arbeiten, glücklicher sind als Frauen, die Vollzeit arbeiten und keine Kinder haben.

Kinder großzuziehen und zu versorgen ist eine Lebensaufgabe. Viele Eltern setzen sich sehr hohe Ziele und leiden darunter, dass sie scheinbar weit dahinter zurückbleiben. So kann sich der eigene Anspruch negativ auf die Zufriedenheit auswirken. Denn Eltern vergessen oft eins: Solange Sie ihr Bestes geben, um ihr Kind großzuziehen und zu versorgen, haben Kinder gute Chancen, sich zu zufriedenen und ausgeglichenen Erwachsenen zu entwickeln.

 

 

Wie Eltern glücklicher mit Kind werden können

In den letzten Jahren haben sich die Familienstrukturen stark verändert. Aus den ehemaligen Großfamilien, in denen sich jedes Mitglied in einen Zusammenhang eingebunden fühlte und jeder seine speziellen Aufgaben und seinen Platz hatte, sind isolierte Kleinfamilien geworden. In der Konstellation Vater, Mutter, Kind nimmt das Kind oft eine exponierte Stellung ein. Alles dreht sich um den Nachwuchs, er soll optimal gefördert werden und so unbeschwert wie möglich aufwachsen. Über diese Fokussierung vergessen Eltern oft die eigenen Bedürfnisse und gehen vom Paar- in den Elternmodus über. In den ersten Lebensjahren geht das oft noch gut, je älter das Kind wird, umso unbefriedigender macht diese Konstellation.

Glückliche Eltern sind meist solche, die es schaffen, ein Gleichgewicht zu erzielen zwischen der Sorge ums Kind und den eigenen Bedürfnissen als Erwachsener und als Liebespaar. Auszeiten zu zweit sind ein guter Weg um aufzutanken. Andererseits schafft es aber auch Zufriedenheit, wenn das Kind ganz natürlich in das Leben mit eingebunden ist. Es ist ein Familienmitglied mit seinen Rechten und Pflichten, nicht der Prinz oder die Prinzessin, um die sich alles dreht. Je mehr Eltern ihr Kind als eigenständige Persönlichkeit anerkennen können, umso ausgeglichener kann sich das Alltagsleben in der Familie entwickeln: Jeder hat seinen Raum und auch das Recht, ihn sich von Zeit zu Zeit zu nehmen.