Ein neugeborenes Baby ist ein Wunder – an dem häufig auch der Rest der Familie und der Freundeskreis regen Anteil nehmen, manchmal sogar mehr als es den frischgebackenen Eltern recht ist. Wie geht man damit um, wenn nahestehende Personen einen regelrechten Anspruch auf das Kind erheben?
Wenn Großeltern zu viele Ansprüche stellen
Kinderliebe Freunde oder die Großeltern sehnen die Geburt oft fast ebenso sehnsüchtig herbei wie die Eltern. Hat die Nachricht von der Ankunft des Babys die Runde gemacht, stehen Telefon und Türklingel nicht mehr still. Alle wollen ihre Glückwünsche überbringen, das Baby sehen und herumtragen. Der jungen Mutter ist das oft zu viel. Ist das Kind ein wenig älter, dann beruhigen sich die Gemüter meist. Allerdings gibt es vor allem unter den Großeltern, aber auch im Freundeskreis immer wieder den Fall, dass Eltern ihr Kind mehr teilen sollen als sie möchten und ein wenig zu oft „einfach nur so“ vorbeischauen. Nicht wenige junge Eltern verbringen einen guten Teil ihrer kostbaren Wochenenden regelmäßig auf Reisen zu den verschiedenen Großeltern. So bleibt mitunter wenig Zeit, um das eigene kleine Familienglück zu genießen.
Jetzt muss man diplomatisch vorgehen. Denn man will einerseits die lieben Menschen nicht verärgern, andererseits aber auch eine Grenze ziehen – für sich selbst und fürs Kind. Denn auch wenn es grundsätzlich schön ist, wenn das Kind von mehreren Bezugspersonen umsorgt wird, so braucht es doch auch die Ruhe und vor allem auch die Regelmäßigkeit im Kreis der Familie und der dort herrschenden Rhythmen und Gepflogenheiten.
Kindersüchtig
Vor allem Großmütter neigen dazu, regelrecht süchtig nach ihrem Enkelkind zu werden und zeigen dementsprechend auch echte Anzeichen von Suchtverhalten. Sie wollen möglichst oft mit dem Kind zusammen sein, dies geht zum Teil so weit, dass sie das Familienleben empfindlich stören. Sie bringen neue Strampler oder etwas zu essen vorbei und sparen darüber hinaus in der Regel nicht an gutgemeinten Ratschlägen zum Wickeln, Füttern, Schlafen und zu allen möglichen Erziehungsfragen. Haben die Eltern noch anfangs voller Stolz die Begeisterung geteilt, macht sich früher oder später Unmut breit. Man fühlt sich belauert und fast schon bedroht und ungestörte Zwei- bzw. Dreisamkeit wird zum Luxusgut.
Hinter diesem Verhalten stecken häufig mehrere Beweggründe. Bei Frauen, die zu Großmüttern werden, verbirgt sich dahinter oft der Wunsch, etwas nachzuholen, es beim Enkelkind besser als beim eigenen zu machen. Ein weiterer Aspekt ist die natürliche Anziehung, die Babys von jeher auf den Menschen ausgeübt haben, insbesondere dann, wenn es sich um eine enge Blutsverwandtschaft handelt – wie es ja bei Großeltern und Enkeln der Fall ist. Viele Großmütter haben auch einfach sehr viel Zeit und sehen die Sorge für das Enkelkind als neue Aufgabe für sich selbst.
Eifersucht unter Großeltern
Großeltern geben fantastische Babysitter ab und Eltern nutzen diese Möglichkeit, sich persönlichen Freiraum und ungestörte Zeit zu Zweit zu schaffen, gerne. Doch auch hier ist wieder Diplomatie angesagt: Denn nicht selten entbrennt ein Streit darüber, welches Großeltern-Paar das Baby übernehmen darf, während die Eltern einmal wieder als Paar gemütlich essen gehen oder ein paar Stunden mit Freunden verbringen. Es kann zu regelrechten Rosenkriegen kommen, wenn sich die eine Hälfte der Großeltern vernachlässigt fühlt.
Eltern haben in diesem Fall verschiedene Möglichkeiten. Die diplomatischste ist, das Babysitten gleichmäßig aufzuteilen. Allerdings muss dann die Gewissheit vorhanden sein, dass auch beide Großeltern gleichermaßen gut für das Kind sorgen können. Als Eltern muss man Vertrauen haben, um sein Kind für einige Zeit weggeben zu können. Dazu gehört auch die Gewissheit, dass die Vorgaben bezüglich Erziehung und Umgang mit dem Kind eingehalten werden.
Umgang mit zu viel Nähe
Wenn Großeltern oder Freunde nerven, weil sie zu hohe Ansprüche auf das Kind erheben, sollten sich Eltern über verschiedenes im Klaren sein:
- Der Wunsch entspringt aus echtem Interesse für das Kind und auch eventuelle Einmischungen in Erziehungsfragen geschehen meist vor diesem Hintergrund.
- Die Großeltern wollen nicht bewusst verletzen, nerven oder sich einmischen. Sie wollen helfen, verfolgen aber auch eigene Interessen.
- Ohne Streit geht es manchmal nicht. Wenn Eltern Grenzen setzen, wird das möglicherweise auch auf Wiederstand treffen.
Ein Gespräch darüber zu führen, dass die Großeltern zu viel Zeit mit dem Enkel verbringen wollen, ist nicht leicht und die Art der Gesprächsführung und des –verlaufs hängt immer auch von dem Verhältnis zwischen Eltern und Großeltern ab. Wichtig ist jedoch, dass Sie als Eltern klar machen, dass sie sich in ihrem Familienleben eingeschränkt fühlen und dass die häufige Anwesenheit von Oma und Opa zum einen Unruhe in den Tagesablauf des Kindes bringt und Sie auf der anderen Seite auch etwas mehr Zeit für sich als Familie benötigen. Dabei sollten Sie aber auch herausstreichen wie sehr Sie die Unterstützung und die Zuneigung zu schätzen wissen. Auch wenn das Gespräch nicht so positiv verläuft wie Sie es sich wünschen und es zu Streitigkeiten kommt, weil die Großeltern kein Verständnis zeigen, sollten Sie versuchen, gelassen zu bleiben, so dass es nicht zu langfristigen Unstimmigkeiten kommt. Denn Kinder profitieren von Großeltern und der Zuwendung, die sie von ihnen erhalten.
Zum Weiterlesen:
http://www.kinder.de/Wenn_aus_Eltern_Grosseltern_werden.366.0.html
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Haeufige_Probleme/s_998.html