Männnerpension – Ein Vater und drei Söhne

Wenn heute über Alleinerziehende gesprochen wird, so werden damit meist Frauen gemeint. Kein Wunder, stellen sie doch auch die große Mehrheit der alleinerziehenden Elternteile in Deutschland. Dennoch, es gibt auch alleinerziehende Väter. Einer, Ulf R. aus Bad Bramstedt in Schleswig Holstein stand Vaterfreuden.de Rede und Antwort.

Ein Vater und drei Söhne, dass kann doch nicht gutgehen. So oder so ähnlich klingen Kommentare die Ulf. R. schon häufiger zu hören bekommt. Was bei Frauen als selbstverständlich genommen wird, traut man Vätern oft nicht zu. Wie soll der sich auch allein um drei Kinder kümmern? Doch Ulf R. hat nach der Trennung von seiner Frau einen guten Weg gefunden, seine „Männerpension“ am Laufen zu halten.

 

 

Alleinerziehender Vater mit drei Söhnen - wie reagiert/e die Aussenwelt bzw. Ihr Freundeskreis darauf?

Ganz unterschiedlich - weitläufige Bekannte sagen zwar oft, Respekt, wie der das schafft. Ich höre aber auch häufig indirekt - ja schafft der das denn überhaupt, wie macht der das bloß? Man erkundigt sich dann auch häufiger mal nach meinem ältesten Sohn - der ist ja in einem schwierigen Alter… Freunde finden das in den allermeisten Fällen sehr gut, wie ich damit umgehe und den Alltag meistere.

 

Würden Sie sagen, dass es schwerer ist, als alleinerziehender Vater angenommen zu werden, denn als alleinerziehende Mutter?

Ja, auf jeden Fall. Ich werde doch schon öfter mal angesehen - wie, alleinerziehender Papa mit drei Jungs?

 

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen als alleinerziehender Vater?

Alles unter einen Hut zu bekommen und allen drei Jungs gerecht zu werden.

 

Was würden Sie sich von der Öffentlichkeit, dem Staat wünschen?

Dass es einfach mehr geachtet bzw. respektiert wird, was alleinerziehende Väter können/leisten! Es nicht mehr selbstverständlich, dass nur die Mütter alleinerziehend sind.

 

Wie sieht der typische Alltag bei Ihnen in der Familie aus?

Ich schildere mal ein paar Dinge, damit man die Zusammenhänge besser versteht.Ich bin 44 Jahre, war bis Jan. 2008 im Vertriebsaußendienst tätig und war Fußball-Trainer bei den Junioren.

Ich habe seit 2005 sieben Bandscheibenvorfälle mit Lähmungen im linken Bein gehabt, davon vier OPs. Bin seit der letzten Reha im März 2009 rückwirkend bis 2008 verrentet worden. Parallel dazu hat sich meine Frau von mir entfernt, es brach alles zusammen. Die Großen wollten bei mir bleiben, den Kleinen wollte ich nicht von den Brüdern trennen. Die drei Jungs, 14, bald 11 und gerade 3 Jahre leben bei mir, wir sind seit gut zwei Jahren allein.

Unser Alltag:
Um 6.30 Uhr aufstehen, fertigmachen und Brote für die Kids schmieren und Gemüse schnibbeln. Die beiden Großen sind in der Zeit im Bad, dann wecke ich den Kleinen und mache ihn fertig. In der Zeit frühstücken die Großen und gehen los zur Schule. Dann frühstücke ich mit dem Kleinen, bringe ihn anschliessend in die Kita. Ich fahre dann weiter in unser Klinikum, um dort dann Anwendungen für mich nachzugehen (KG, Krafttraining, Wassergymnastik etc.). Danach nehme ich mir die Zeit, um in Ruhe Kaffee zu trinken und Zeitung zu lesen. Dann geht es ab Richtung Einkauf oder auf zur Hausarbeit. Um 12.00 Uhr hole ich den Kleinen wieder von der Kita ab, er spielt bei mir, während ich unser Mittagessen mache. Dann kommen die Grossen aus der Schule und wir essen gemeinsam Mittag und besprechen, was los war bzw. was anliegt. Es stehen die Hausaufgaben an, bei mir ist dann ½ Std. Mittagsruhe. Die Grossen sind dann entweder verabredet oder ich fahre sie zum Sport, unterschiedlich je nach Wochentag. Mit dem Kleinen gehe ich dann meistens auf den Spielplatz, manchmal sind wir auch alle zusammen. Um 18.30 Uhr ist gemeinsames Abendbrot angesagt, der Kleine sieht seinen Sandmann und geht mit einer Geschichte von mir schlafen. Danach sehen die Grossen mit mir zusammen Galileo. Der Mittlere geht dann um 20.15 Uhr schlafen, der Grosse geht in sein Zimmer und sieht noch bis 21.15 Uhr TV. Ich sehe dann gern Sport, einen Krimi oder lese ein Buch. Gegen 22.30 Uhr bis 23.30 Uhr gehe ich ins Bett, oft lese ich noch ein paar Seiten - das war es dann.

 

Bekommen Sie mit, wie Ihre Söhne die Situation erleben? Gibt es Kommentare in der Schule oder beim Sport etc.?

Na klar, wir reden über alles sehr offen. Bei uns gibt es kein unausgesprochenes Thema. Mittlerweile haben alle bemerkt, dass wir in unserer Herren/Jungs WG recht gut klarkommen.

 

Würden Sie sich wünschen, wieder eine Partnerin zu haben und was käme auf diese zu?

Natürlich wünsche ich mir eine Partnerin, das ist aber alles nicht so einfach. Es wird auch nie mehr so, wie es mal war. Habe mich seit einigen Monaten persönlich dafür geöffnet, mal wieder jemanden kennenzulernen. Da muss man aber sehr behutsam und vorsichtig mit umgehen, ich habe viel Verantwortung. Das muss man ganz neu lernen, wie gesagt nichts wird so, wie es mal war…

Auf die neue Partnerin käme eine gewaltige Männerpower zu - aber wir beißen nicht… Ich war noch nie kontaktscheu, mal sehen, was die Zukunft bringt?

 

Glauben Sie, dass Ihren Jungen die "weibliche Seite" in der Erziehung fehlt?

Auf jeden Fall fehlt eine weibliche Bezugsperson! Da kann ich mir soviel Mühe geben, wie ich will, ich bin ein Mann! Erziehungstechnisch denke ich läuft das alles…

 

Hatten Sie eine Vorstellung davon, was als Alleinerziehender auf Sie zukommen würde, und hat sich das bewahrheitet?

Nein, das kann man vorher nicht absehen. Da wächst man mit guter Organisation rein.

 

Was würden Sie anderen Vätern gern noch über Ihre Situation sagen?

Männer, nicht aufgeben - wir können das auch - es lohnt sich - auch wenn es viel Arbeit ist. Die Kids zahlen es dir zurück… Ich habe mich damit arrangiert, dass es so ist, wie es ist - würde mich immer wieder so entscheiden. Mann hat eine Aufgabe und es fällt einem nicht die Decke auf den Kopf.