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Die richtigen Impfungen für ein Kind

Ist es nur ein kleiner Pieks für das Kind, aber ein großer für die Menschheit? Impfungen sind wichtig für Kinder, daran besteht nur wenig Zweifel. Doch welche Impfungen tatsächlich notwendig sind und welche nicht - hinsichtlich dieser Frage scheiden sich die Geister. Selbst die Meinung, dass Impfungen das Immunsystem von Kindern schwächen würden, ist salonfähig geworden. Solche Aussagen führen trotz Empfehlungen der Impfkommission immer wieder zu verunsicherten Eltern. Und zu der Frage: Soll ich mein Kind impfen lassen oder nicht?

Zum Thema Impfungen kann man sich Informationen und Hilfe bei der „Ständigen Impfkommission (Stiko)“ holen. Damit sollte das Thema eigentlich erledigt sein, denn die Stiko sollte wissen, was sie sagt und wozu sie rät. In Stein gemeißelt sind die Empfehlungen der Kommission aber nicht, es gibt durchaus Stimmen, die abweichende Meinungen vertreten. Zum Beispiel der Kinderarzt und Neugeborenenmediziner Dr. Stephan Heinrich Nolte.

 

Der Impfplan der Stiko und die Alternative

Dr. Stephan Heinrich Nolte verteufelt die Stiko nicht, im Gegenteil. Er meint, dass die Zeitabstände und die Impfkombinationen sogar sinnvoll sind, wenn man die Gesamtbevölkerung berücksichtigt. Der Arzt sagt, dass die erste der insgesamt vier Sechsfachimpfungen schon sehr früh beginnt und begründet, warum er das positiv sieht. Durch diesen Effekt kann man die gesamte Impfserie durchziehen, noch bevor der Nestschutz endet. Die Folge: die Impftermine sind abgeschlossen, bevor die ersten Infektionen auftreten und dazu führen, dass Impftermine verschoben werden müssen.

Allerdings, so Nolte, können Impfungen auch individuell gestaltet werden. Ein auf das Kind zugeschnittener Impfplan ist beispielsweise sinnvoll, wenn das Kind demnächst in die Krippe soll. Das liegt nicht nur an der Ansteckungsgefahr dort, sondern womöglich auch an gesetzlichen Vorgaben. So ist es in Hessen gar nicht möglich, Krippenplätze zu bekommen, wenn nicht ein vollständiger Impfschutz nachgewiesen werden kann. In einer anderen Situation sind Eltern, die ihr Kind zunächst einmal zuhause lassen wollen. Wenn keine älteren Geschwister als Ansteckungsgefahr in Betracht kommen, können Impfungen also durchaus gestreckt werden bzw. auf die nötigsten Impfungen reduziert werden. Zu ihnen gehören „Hib“, Keuchhusten und eventuell Pneumokokken.

 

Wozu noch gegen Kinderlähmung impfen?

Diphtherie oder Kinderlähmung sind in der heutigen Zeit kaum noch ein Thema. Das war nicht immer so, inzwischen spielen diese Krankheiten aber kaum noch eine Rolle. Da drängt sich die Frage auf, wozu man überhaupt noch impfen sollte. Außerdem liegt die Vermutung nahe, ob es nicht sinnvoller ist, erst mit einer Impfserie zu beginnen, wenn sich die Tetanus-Erreger oder Diphtherie-Erreger auch tatsächlich ausbreiten. Dagegen sprechen aber zwei Argumente.

 

  • Zum einen ist es unrealistisch, so viele Impfreserven zu haben, dass der Großteil der Bevölkerung im Zweifel versorgt werden kann.
  • Zum anderen kann die Ruhe um die Krankheiten allzu trügerisch wirken. Durch Tetanus-Erreger im Boden oder Diphtherie-Erreger von Urlaubsheimkehrern oder Geschäftsreisenden besteht immer die Gefahr, dass Erreger eingeschleppt werden können.

 

Die Sechsfachimpfung und ihre Kritiker

Kritiker bemängeln, dass die Sechsfachimpfung sich negativ auf das Immunsystem von Kindern auswirken würde. Knackpunkt der Argumentation sind die Antigene, die durch die Impfungen aufgenommen werden. Das Tetanus-Antigen, das Diphtherie-Antigen, drei Keuchhusten-Antigene, drei Kinderlähmungs-Antigene sowie ein Hepatitis-B-Gen sorgen für Gesprächsstoff bei der Sechsfachimpfung. So viele Antigene, so die Kritiker, können sich nur schlecht auf das Immunsystem eines Kindes auswirken. Der Kinderarzt Dr. Nolte sieht das anders. Er merkt an, dass die Antigene der Sechsfachimpfungen nur in einer äußerst geringen Menge vorhanden sind und daher keine negativen Auswirkungen zu erwarten sind. Jedes Kind nimmt allein durch die Atmung, das Essen und Trinken und nicht zuletzt durch das Anfassen von Dingen jeden Tag Tausende von Antigenen auf. Und verarbeitet sie erfolgreich. Trotzdem rät der Arzt, gegen mehrere Krankheiten mit nur einer Spritze zu impfen. Denn die Verteilung auf mehrere Spritzen bringt mit den Antigenen eben auch andere Begleitstoffe in den Körper.

 

Todesfälle durch Sechsfachimpfungen?

Spätestens, wenn vom Kindstod die Rede ist, werden Eltern mehr als nur nervös. Daher verbreiten sich Meldungen über plötzlichen Krippentod nach Sechsfachimpfungen natürlich besonders schnell. Dr. Nolte schüttelt nur den Kopf, wenn er solche Äußerungen hört und winkt ab. Sicher ist es immer wieder zu plötzlichen Todesfällen nach Sechsfachimpfung gekommen, das bestreitet der Arzt gar nicht. Aber den ursächlichen Zusammenhang kann er nicht erkennen. Nolte betont, dass es vielleicht nach Impfungen zu Todesfällen kam, aber nicht bedingt durch die Impfungen. Ein zeitlicher Zusammenhang bedeutet nicht, dass Impfungen deswegen als Grund für das Unglück herhalten können. Im Gegenteil, Studien hätten gezeigt, dass der Kindstod bei Kindern, die an Impfstudien teilnehmen, insgesamt nur halb so oft vorkommt wie bei der übrigen Bevölkerung. Und zwar unabhängig davon, ob die Kinder zu den geimpften oder nicht geimpften Kindern gehören. Das ist für den Kinderarzt Beweis genug, um den Zusammenhang von Krippentod und Impfungen auszuschließen.

 

Die Entscheidung der Eltern

Welche Impfungen notwendig sind und welche nicht, wann der beste Zeitpunkt ist und auf welche Impfungen verzichtet werden kann, ist sicherlich nicht mit einer allgemeingültigen Antwort zu klären. Es gibt gerade bei Impfungen immer Pro und Contra. Entscheidend ist sicher aber ein besonnener Umgang mit dem Thema. Panikmache hilft hier ebenso wenig wie naive Sorglosigkeit.