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Elternzeit für Väter – was ist möglich und sinnvoll?

Die Zeit nach der Geburt eines Kindes ist wertvoll. Schnell wächst der Sprössling heran und schenkt beinahe jeden Tag kleine Erfolgserlebnisse. Eine Zeit, die Väter nicht verpassen sollten. Leider sind sie durch ihren Job oft die meiste Zeit außer Haus und können sich am Abend nur erzählen lassen, welche Fortschritte das Kind tagsüber gemacht hat, dass es sein erstes Wort gesprochen oder seinen ersten Schritt gemacht hat. Die Elternzeit für Väter soll nun auch den männlichen Elternteilen die Möglichkeit geben, die Entwicklung ihres Kindes persönlich mitzuerleben.

Ein Kind kann so viel Freude schenken, doch als Vater muss man sich auch darauf einlassen können. Wer jedoch acht, zehn oder zwölf Stunden pro Tag außer Haus ist, manchmal sogar für einen längeren Zeitraum auf Geschäftsreise oder nach Feierabend noch mit den Gedanken im Job, verpasst schnell diese einzigartige Zeit im Leben und plötzlich sind die Kinder groß. Zeit miteinander zu verbringen ist wichtig, um gemeinsame Erinnerungen und eine gesunde Beziehung aufzubauen. Kinder sollten das Gefühl haben, sich auf ihren Vater verlassen zu können und für ihn an erster Stelle zu stehen. Sie brauchen ihn als Vorbild und Fels in der Brandung. Es ist daher wichtig, dass der Vater sich von der Geburt an ausreichend Zeit nimmt, um eine solche Beziehung mit dem eigenen Kind aufzubauen – und auch schlichtweg, um die gemeinsame Zeit in vollen Zügen zu genießen, ohne Stress im Job oder ständige Abwesenheit. 

 

Elternzeit für Väter soll auch Mütter entlasten

Einerseits dient die Elternzeit für Väter also dem Zweck, die Beziehung zwischen Vater und Kind zu stärken. Sie soll auch den männlichen Elternteilen die Möglichkeit geben, sich voll und ganz der Familie zu widmen, zumindest für einen gewissen Zeitraum und ohne Geldsorgen. Andererseits dient sie schlichtweg der Gleichberechtigung, denn auch Frauen sollen natürlich die freie Wahl haben, ob sie für ihr Kind im Job zurückstecken möchten und in welchem Ausmaß. Durch die Elternzeit für Väter können sich also beide Elternteile die Erziehung teilen und dennoch ihre Karriere weiter verfolgen. Zudem können sie natürlich auch gleichzeitig Elternzeit nehmen – einfach, um als Familie weiter zusammenzuwachsen oder die freie Zeit mit den Kindern für eine Weltreise zu nutzen. Die Möglichkeiten sind beinahe unendlich und bieten Eltern somit ein Höchstmaß an Flexibilität, wie sie die Balance zwischen Job, Erziehung, Familienzeit & Co organisieren möchten. 

 

Wie viel Elternzeit steht Vätern zu?

Zwischen der Elternzeit für Väter und jener für Mütter gibt es rechtlich gesehen keinen Unterschied. Beide Elternteile besitzen ein Recht auf Elternzeit mit einer Dauer von insgesamt 36 Monaten. Diese muss aber nicht vollständig oder am Stück genommen werden. Stattdessen lautet die Vorgabe: Zwölf Monate der Elternzeit müssen in den ersten drei Lebensjahren des Kindes genommen werden. Die weiteren 24 Monate können bis zum achten Geburtstag des Kindes genutzt werden. Zwar müssen die Arbeitgeber die betreffende Stelle – oder eine gleichwertige – in diesem Zeitraum frei halten, nicht aber weiterhin Gehalt bezahlen. Stattdessen springt der Staat mit dem Elterngeld ein. 

Einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt es trotzdem: Die Frau hat acht Wochen nach der Geburt noch Mutterschutz und ist somit von der Arbeit freigestellt. Der Vater hat einen solchen Anspruch hingegen nicht. Er muss die unbezahlte Freistellung von der Arbeit also rechtzeitig beantragen, wenn er schon während beziehungsweise unmittelbar nach der Geburt für Frau und Kind da sein will. Jedoch steht ihm – wie bereits erwähnt – frei, die Elternzeit auch zu einem anderen Zeitpunkt zu nehmen oder diese flexibel über mehrere Etappen aufzuteilen. Eingeführt wurde diese Elternzeit für Väter übrigens im Jahr 2007 im § 15 Absatz 1 BEEG. Hier sind zudem die Voraussetzungen festgelegt, wann ein Mann Anspruch auf Elternzeit hat:

  • Er muss mit dem Kind in einem Haushalt leben und
  • sich aktiv an der Betreuung sowie Erziehung beteiligen und
  • darf in dieser Zeit nicht mehr als 30 Stunden pro Monat arbeiten. 

Der früheste mögliche Zeitpunkt für den Beginn der Elternzeit ist die Geburt des Kindes. Ab dann wird auch das Elterngeld bezahlt. Wieso also machen nach wie vor nur wenige Männer von dieser Möglichkeit Gebrauch?

 

Viele Männer fürchten um ihre Karriere 

Die Finanzen sind nur selten der Grund, weshalb Väter nicht die Möglichkeit zur Elternzeit nutzen. Stattdessen fürchten sie oft um ihren Job oder um ihre Karriere, sprich das Ausbleiben weiterer Beförderungen oder Gehaltserhöhungen. Sie haben also Angst davor, sich durch ihre lange Abwesenheit beim Arbeitgeber sprichwörtlich ins Aus zu schießen. Eine Angst, die leider nicht in allen Unternehmen unbegründet ist und eine Problematik, die auch viele Mütter betrifft. Zwar gilt während der Elternzeit ein Kündigungsschutz – nicht aber danach. Wenn es rechtlich möglich ist, müssen Sie unter Umständen also tatsächlich eine Kündigung befürchten. Schwierig ist das Thema oft auch bei befristeten Verträgen, welche vor, während oder kurz nach der Elternzeit auslaufen und dann unter Umständen nicht verlängert werden. Zudem muss der Arbeitgeber, wie bereits erwähnt, nur eine gleichwertige Stelle frei halten. Viele Väter haben Angst, dass diese hinterher aber dennoch einen Rückschritt bedeutet. So oder so, ist die Hemmschwelle für viele Männer also nach wie vor hoch, wenn es um das Thema Elternzeit gibt.  

 

Gibt es Alternativen zur Elternzeit für Väter?

Interessant ist deshalb die Frage, ob es keine Alternative gibt – einen gesunden Mittelweg sozusagen, ohne nachteilige Auswirkungen auf den Job, aber dennoch für ausreichend Zeit mit dem Kind? Tatsächlich greifen viele Väter auf Möglichkeiten wie eine zeitweise Reduktion der Arbeitszeit, den Abbau von Überstunden oder einen längeren Urlaub zurück. Hier gibt es auch noch einen Urlaubstrick, den Väter anwenden können, sodass trotz Elternzeit der Urlaubsanspruch nicht gekürzt wird. Schlussendlich steht den Herren der Schöpfung somit eine Menge Möglichkeiten offen, Zeit mit dem Kind zu verbringen, ohne nachteilige Auswirkungen auf ihre Karriere befürchten zu müssen. Auch eine Kombination aus Elternzeit, Urlaub, Teilzeitarbeit oder Überstundenabbau ist möglich und so gibt es für Sie eigentlich keine Ausrede mehr, keine „Quality Time“ mit dem Nachwuchs zu verbringen. Schlussendlich ist die Elternzeit für Väter also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten!

 

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