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Finasterid: Das Wundermittel gegen Haarverlust?

Mehr als die Hälfte aller über 50jährigen Männer erlebt erblichen Haarausfall. Die Betroffenen verlieren Haarwurzeln, wofür eine genetische Disposition verantwortlich ist. Hier hilft ein 5-Alpha-Reduktasehemmer, dessen Wirksamkeit klinische Studien belegen. Erwiesene Nebenwirkungen, die der Wirkstoff Finasterid auslöst, brachten das Mittel gegen androgenetische Alopezie jedoch wiederholt in die Schlagzeilen.

Der effektivste Wirkstoff gegen Haarausfall

"Er hat noch alle seine Haare", behauptet der Hausarzt des amtierenden US-Präsidenten, Harold N. Bornstein, im Interview mit der "New York Times". Verantwortlich sei der Wirkstoff Finasterid, den Donald Trump regelmäßig einnehme, um Haarausfall vorzubeugen. In Deutschland verwies der "Verband Deutscher Haarchirurgen" bereits vor einigen Jahren auf den Wirkstoff, der in Generika und als Originalpräparat mittlerweile in hohen Stückzahlen verkauft wird.

Im vergangenen Jahr, so besagen Zahlen des Marktforschungsunternehmens IMS Health, investierten deutsche Verbraucher rund 16 Millionen Euro in das Mittel. Der Pharmakritiker Gerd Glaeske schätzt, dass weitere fünf Millionen Euro durch den Verkauf von Finasterid-Präparaten in Onlineshops umgesetzt wurden. Studien belegen die Wirksamkeit, weshalb viele Männer mit Haarausfall zu Propecia bzw. einem Generikum mit dem Wirkstoff Finasterid greifen.

Durch umfangreiche Untersuchungen belegten Wissenschaftler, dass das Medikament den Haarausfall bei einer Mehrheit der Nutzer stoppen kann. Oftmals, das legen die Forschungsergebnisse nahe, regt Finasterid sogar das Haarwachstum an. Allerdings wirkt der 5-Alpha-Reduktasehemmer nur, wenn sich die Haarwurzel noch nicht völlig zurückgebildet hat. Bei einer ausgebildeten Glatze hilft Propecia oder ein entsprechendes Generikum nicht.


So wirkt Finasterid gegen Haarausfall

Der Wirkstoff Finasterid hemmt die Produktion von Dihydrotestosteron (DHT), das Forscher als Ursache von kahlen Köpfen identifizierten. Bei genetischer Veranlagung löst DHT, das aus dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron gebildet wird, eine Rückbildung von Haarwurzeln aus. Finasterid blockiert das Enzym, indem es die 5-Alpha-Reduktase stoppt.

Durch die Blockade des Enzyms, das für die Bildung von Dihydrotestosteron verantwortlich ist, hemmt das Mittel die Produktion, was im Erfolgsfall die Auswirkungen des erblichen Haarausfall reduziert. Eine Reaktivierung von Haarfollikeln ist möglich, während der Testosteronspiegel im normalen Bereich bleibt.

Aufgrund der durch Studien bewiesenen Wirksamkeit und wegen der guten Verträglichkeit gelangte das originale Mittel schon 1997 in den USA auf den Markt. Später folgten Länder wie Schweden. Seit einigen Jahren ist Propecia auch in Deutschland zugelassen und kann dementsprechend zur Behandlung von erblichem Haarausfall verschrieben werden.

Gegen seltenere Haar-Erkrankungen hilft Finasterid nicht. Bei Männern lässt sich lediglich androgenetische Alopezie mit dem Mittel behandeln. Eine Wirksamkeit gegen Geheimratsecken ist nicht erwiesen. Für Frauen bestehen Risiken, weswegen Finasterid für sie nicht zugelassen ist.


Effektivität des Medikaments

Erfolge durch Finasterid belegen klinische Prüfungen. Beispielsweise erhielten 1.215 Versuchspersonen über einen Zeitraum von zwei Jahren entweder ein Placebo oder das Mittel. Auf einer vorab definierten Fläche erhöhte sich die Anzahl der Haare bei vielen Probanden, die an leichtem bis mittelgradigem Haarausfall im Vortex- und Frontbereich litten.

Bei sechs von sieben Personen blieb die Anzahl der Haare konstant oder erhöhte sich, während sich das Haupt bei den Personen aus der Placebo-Gruppe lichtete. An der Studie beteiligten sich Personen im Alter von 18 bis 41 Jahren. Untersuchungen, die eine Wirkung bei älteren Männern belegen, stehen noch aus.

Weiterer Ergebnisse einer anderen Studie, an der sich 1.879 Männer beteiligten, belegen eine "deutliche Differenz" im Haarwachstum. Während Nutzer des Medikamentes sich neuen Wuchses erfreuten, litten Personen aus der Placebo-Gruppe weiterhin.


Regelmäßige Einnahme ist für den Behandlungserfolg entscheidend

Der Hersteller von Propecia empfiehlt die tägliche Einnahme von einer 1mg Tablette. Bislang ist nicht erwiesen, dass eine höhere Dosierung eine größere Wirkung entfaltet. Zur täglichen Einnahme über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten rät der Hersteller, der darauf hinweist, das bei Abbruch der Behandlung eine Rückkehr zum ursprünglichen Zustand eintreten könne.

Die Einnahme sollte nur in Absprache mit einem Mediziner erfolgen, der die Behandlung dauerhaft begleitet. Vor der Gabe von Propecia oder eines Generika muss ein Arzt über mögliche Nebenwirkungen aufklären. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, dass das Mittel, das in Tablettenform gereicht wird, den Haarausfall innerhalb von drei bis sechs Monaten zum Stillstand bringt.

Eine weitere Behandlung kann das Wachstum anregen, während nach Absetzung der vorherige Zustand erreicht wird. Die kontinuierliche Fortsetzung der Finastarid-Therapie ist die einzige Möglichkeit, um dauerhaft von der Wirkung des 5-Alpha-Reduktasehemmers zu profitieren. Nach Markteinführung mehrten sich Berichte, die Infertilität oder eine schlechtere Samenqualität beklagten.


Nebenwirkungen: Volles Haar, aber Potenzprobleme?

Erste Studien zum Medikament offenbarten vereinzelte Nebenwirkungen, die im weiteren Verlauf nicht mehr auftraten. Rund 1,8 Prozent der mit Propecia behandelten Probanden klagte über eine verminderte Libido und Potenzprobleme. Trotzdem erwies sich das Medikament als verträglich, sodass es in den folgenden Jahren in hohen Stückzahlen verkauft wurde.

Weil gelegentlich Depressionen auftreten, stand Propecia wiederholt in der Kritik. In den USA reichten etwa 1.400 Menschen Klage gegen den Hersteller, die Merck Group, ein. In Deutschland klagten zwei Personen, weil sie aufklären möchten, ob dem Hersteller mögliche Nebenwirkungen wie psychische Störungen bekannt waren. Weil aber nur eine kleine Anzahl von Nutzern betroffen ist, produziert der Hersteller sein Mittel weiterhin.

In Deutschland und anderen europäischen Ländern ist der Wirkstoff dauerhaft erhältlich. Hier vertreiben vorwiegend Generika-Hersteller das Medikament. Weil das enthaltene Finasterid zweifellos gegen die Verkümmerung von Haarwurzeln im Scheitel- und Stirnbereich hilft, bleibt es eines der wenigen Mittel, die sichtbare Wirkung erzeugen.
 

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