Familienstand Alleinerziehend von Christina Bylow

In Deutschland leben 1,6 Millionen Alleinerziehende. Davon sind 90 Prozent Frauen. Doch noch immer wird diese Lebensform weder wirklich wahrgenommen noch als gleichwertig anerkannt. Die Autorin und ZEIT-Redakteurin Christina Bylow betrachtet in „Alleinerziehend“ die Lebensrealitäten alleinerziehender Eltern jenseits der Schlagzeilen und lässt sie selbst zu Wort kommen.

Christina Bylow geht es in ihrem Buch um die Anerkennung einer Lebensform, die in den letzten 10 Jahren explosionsartig zugenommen hat. Ehe und Familie stehen unter besonderem Schutz des Staates – Alleinerziehende dagegen nicht. Die Autorin beleuchtet alle Facetten dieser Lebensform, die weder wirklich wahrgenommen noch als gleichwertig anerkannt wird. Sie unternimmt eine Reise in ein Land, das viele verurteilen, ohne es je betreten zu haben.

Dabei lässt sie es nicht an Seitenhieben und Humor fehlen, ohne dabei die Ernsthaftigkeit des Themas zu verwässern. Nur selten klingen bei ihr Bitterkeit und Resignation durch, wenn z. B. eine junge Mutter beklagt, dass dem Mann, der zwei Monate Elternzeit nimmt, alle applaudieren, während der Mutter signalisiert wird, dass ihre 12 Monate Elternzeit normal seien.

Wichtig ist Bylow aber zuallererst, das Familienmodell „alleinerziehend“ aus der „Schmuddelecke“ zu holen und zu verdeutlichen, dass es längst gesellschaftliche Realität, ja auf dem Vormarsch ist. Ihre zahlreichen Interviews und Fallbeispiele machen das Buch lebendig und zeigen Alleinerziehenden, dass es vielen geht wie ihnen. Darüber hinaus eröffnet es allen anderen einen umfangreichen Einblick in den Lebensalltag von einem Elternteil mit Kind. Unbedingt lesenswert.

 

Gütersloher Verlagshaus
176 Seiten
14,99 €