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Nägelkauen bei Kindern

Nägelkauen bei Kindern gehört zu den häufigsten „nervösen Angewohnheiten“ bei Kindern. Häufiger als am Daumen zu lutschen, die Zähne zu knirschen oder in der Nase zu bohren, fallen Kinder auf, weil sie an den Fingernägeln kauen. In einigen Fällen hält diese Angewohnheit bis ins Erwachsenenalter an. Dabei kann die Ursache für dieses Verhalten viele unterschiedliche Gründe haben. Langeweile, Neugierde, Stress und Anspannung oder Gewohnheit tragen zu der Angewohnheit bei.

Durch Nägelkauen können Kinder Spannungen abbauen. Die Ursachen sind vielfältig. Ihr Kind fühlt sich vielleicht in einer bestimmten Situation nicht wohl, oder kaut im Geiste auf etwas rum, was es nicht verarbeitet bekommt. 

Beobachten Sie ihr Kind. Kaut der Sprössling in bestimmten Situationen besonders stark an den Nägeln, ist es seine Art, mit Stress umzugehen und Trost zu suchen. Behalten Sie die Situation im Blick, ob sich das Nägelkauen nur vorübergehend zeigt. 

Sollte das Kauen länger anhalten, als es Ihnen gut erscheint, erarbeiten Sie mit Ihrem Kind gemeinsam Strategien, anders mit dem Druck umzugehen und Trost zu suchen. 

 

Reden hilft! 

Gemeinsam herauszufinden, wie sich Ihr Kind momentan fühlt, ist ein erster Schritt. Nehmen Sie sich Zeit zu entdecken, was Ihrem Kind Angst macht oder Unsicherheit hervorruft.  
In unserem Artikel über die Erziehungsmethode „Ich-Botschaften“ finden Sie wertvolle Anregungen, wie Sie mit Ihrem Kind dabei sprechen können. 

 

Keinen Druck aufbauen!

Wahrscheinlich können Sie nicht viel gegen das Nägelkauen tun, wenn Ihr Kind es nicht will. Möglicherweise hat das Kind selbst noch nicht mal entdeckt, dass es an den Nägeln kaut. Es andauernd deswegen zu kritisieren oder gar zu bestrafen, wird nur weiteren Druck aufbauen und ist in diesem Fall sinnlos. 

 

Hände pflegen!

Solange das Nagelbett unverletzt bleibt und das Kind nicht von starken Belastungen geplagt ist, reicht für eine gewisse Zeit eine gute Pflege der Hände. Sie können sich gemeinsam dazu Zeit nehmen. Schauen Sie sich die Hände gemeinsam an und überlegen Sie, was helfen könnte, die Hände schön erstrahlen zu lassen. Legen Sie eine Tube Handcreme neben das Bett des Kindes und führen eine abendliche Zeremonie ein, die Hände einzucremen. Achten Sie darauf, dass die Finger keine störenden Nagelecken haben, die das Kind versuchen könnte, abzubeißen. Durch saubere Hände und regelmäßiges Händewaschen können Sie verhindern, dass Keime in den Mund gelangen. 

Vergessen Sie das Lob nicht, wenn die Nägel auch nur ein winziges Stück nachgewachsen sind. Das tut gut und bestärkt.
 

Gewohnheiten ändern!

Möglicherweise wird der Tag kommen, an dem Ihr Kind selbst mit der störenden Angewohnheit aufhören will, weil es deswegen geärgert wird oder es als störend empfindet. Überlegen Sie sich gemeinsam eine Strategie, die Gewohnheit abzulegen. 

Wenn Ihr Kind das Kauen nicht bemerkt, können Sie eine Art geheimes Zeichen vereinbaren. Vielleicht ein Wort oder eine Berührung. Auch ein körperliches Signal, wie ein Klopfen – nicht schlagen – auf die Hand kann helfen, wenn Ihr Kind das möchte. Ohne diesen Wunsch wird das Signal möglicherweise als Bestrafung empfunden werden. Gemeinsam können Sie sich dann beraten, warum gerade das Kind in dieser Situation an den Nägeln gekaut hat und ob es dafür einen akuten Grund gibt.

Sind Ihnen Situationen bewusst, wo das Kind viel kaut, finden Sie gemeinsam Alternativen für die Hände. Ein Anti-Stressball oder „pop-it“ Spiel beschäftigt die Finger. Möglicherweise möchte Ihr Kind aber auch ein Kuscheltier oder Ihre Nähe, um vom Nägelkauen abgelenkt zu werden.  

Bei starkem Kauen können Sie mit Ihrem Kind eine bitter schmeckende Anti-Nägelkauen-Tinktur ausprobieren. Diese wird auf die Nägel wie Nagellack aufgetragen. Durch den bitteren Geschmack merkt das Kind sofort, wenn es unbewusst zu kauen beginnt und hält es davon ab. Bei längerer Anwendung wird die Angewohnheit unbewusst mit dem unangenehmen Geschmack verbunden. Wenn Ihr Kind merkt oder durch die bittere Lösung schmeckt, dass es kauen will, können Merksätze oder geübte Handlungen helfen. „Sag Dir innerlich HALT! Balle eine Faust und lasse wieder locker!“  

Sie selbst wissen, wie schwierig es ist, sich Gewohnheiten abzutrainieren. Bleiben Sie positiv und loben Sie Ihr Kind für jeden Tag, an dem Ihr Sprössling nicht gekaut hat. Rückschläge sind normal und dürfen kein Grund zum Schimpfen oder Aufgeben sein. 
 

Anlass zur Sorge?

Suchen Sie bitte Hilfe bei einem Kinderarzt oder einer Erziehungsberatungsstelle. Alternativ gibt es bei der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung eine kostenfreie Online-Beratung

Unverhältnismäßig häufiges und heftiges Nägelkauen ist ein Zeichen dafür, dass Ihr Kind mit den Belastungen nicht allein fertig wird. Ausgeprägtem, anhaltendem Nägelkauen liegen oft psychische Belastungen zugrunde. Diese müssen nicht dramatisch sein, können sich aber verfestigen. 

Blutigen oder wunden Fingerspitzen und lang anhaltendes Kauen können psychische Faktoren zugrunde liegen, die Sie allein nicht gelöst bekommen könnten. Ebenso sollten Sie Hilfe annehmen, wenn zusätzliches beunruhigendes Verhalten wie Aggressionen, Schlafstörungen oder andere Verhaltensänderungen auftauchen.  
 

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