© WS-Design - Fotolia.com

„Finger weg von meinem Kind!“ – wenn Dritte sich in die Erziehung einmischen

Welche Erziehungsbefugnis haben Fremde übers eigene Kind? Viele Eltern antworten darauf sicher mit „gar keine“. Und doch passiert es immer wieder: Freunde und Verwandte erziehen den Nachwuchs ungefragt mit. Oft so gar nicht im Sinne der Eltern. Hierauf angemessen zu reagieren, ist mitunter gar nicht so einfach.

Wenn andere Erwachsene das eigene Kind miterziehen, ist erst einmal innere Klarheit wichtig. Worauf kommt es uns an? Geht es generell darum, dass andere zur Erziehung des eigenen Kindes nichts zu sagen haben? Oder haben wir die Befürchtung, dass die Einmischungen beim Kind Schaden anrichten könnten? Steht die innere Haltung fest, dann kann man sich eine Argumentation überlegen – und die sollte möglichst diplomatisch sein. Vor allem wenn es bei den Einmischern um Menschen aus dem sozialen Umfeld von Eltern und Kind geht.

 

Co-Erziehung von außen – Warum eigentlich nicht?

Was stört uns eigentlich so daran, wenn andere an unserem Kind miterziehen. Ein Sprichwort aus Afrika besagt: „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“ In unserer Gesellschaft, in der die Kleinfamilie vorherrscht ist dieser berechtigte Grundsatz in Vergessenheit geraten, nicht mehr zeitgemäß oder sogar verpönt. Individualität und Privatsphäre sind heute ganz oben auf der Wunschliste und das beinhaltet oft auch das alleinige „Verfügungsrecht“ über das Kind. Hinzu kommt, dass Eltern häufig selbst verunsichert sind, wenn es um die richtige Erziehung des Kindes geht. Einmischung von außen bedeutet dann gleichzeitig Kritik am eigenen Erziehungsstil und noch mehr Unsicherheit.

Wenn Erwachsene übergriffig werden

Wenn andere Erwachsene sich – für uns gefühlt oder ganz real – dem eigenen Kind gegenüber übergriffig werden, dann sind Eltern oft im Zwiespalt. Was ist richtig? Energisch vorpreschen und als Löweneltern den Kritiker in die Schranken weisen oder die Situation beobachten und nur dann eingreifen, wenn das Kind sich ganz offensichtlich unwohl oder hilflos fühlt? Eine unangenehme Lage kann ebenso entstehen, wenn ein Kind zu Besuch bei Freunden ist und von den Eltern dort zurechtgewiesen wird. Dürfen die das? Diese Frage stellen sich Eltern, wenn das Kind nach Hause kommt und sich über das Reglement beschwert oder man als Elternteil solch ein Verhalten mitbekommt.

Empfehlenswert ist in allen Fällen weniger eine pauschale Reaktion als vielmehr ein klarer Blick auf das, was wirklich passiert ist: Die wichtigste Frage sollte stets die nach dem „Schaden“ fürs Kind sein. Oft sind Eltern empfindlicher als das Kind, das eine Hilfestellung auch als solche erkennt oder weniger Schwierigkeiten hat, neue Regeln im anderen Umfeld zu befolgen.

Kritik an fremden Eltern

Ebenfalls eine haarige Sache ist es, wenn die Kinder bei anderen Eltern zu Besuch sind und dort wichtige eigene Regeln verletzt oder anders umgesetzt werden. So haben Eltern ein ganz unterschiedliches Sicherheitsbedürfnis Während die einen zu Recht darauf bestehen, dass das Kind nur mit Helm Rad fährt, sehen andere das lässiger und erlauben auch schon mal ohne. Entsteht hier konkretes Unwohlsein, dann besteht Klärungsbedarf und Eltern müssen ihre eigenen Regeln an den Mann, bzw. die Eltern bringen. Damit Freundschaften erhalten bleiben, ist es hier günstig, keine Kritik auszusprechen, sondern lediglich von sich selbst zu sprechen und zu betonen, welche Punkte Ihnen wichtig sind. Ideal ist es, gleichzeitig die passenden Lösungen mitzugeben – zum Beispiel den Helm fürs Fahrrad.

Während bei eigenen Vorstellungen zur Sicherheit des Kindes Kompromisse weniger in Frage kommen, sieht die Sache bei Kritik am Kind und fremden Erziehungsattacken etwas anders aus. Vielleicht haben die Kritiker ja recht? Hier lohnt sich der Blick über die eigenen Befindlichkeiten hinaus. Eine möglichst objektive Selbstbetrachtung, kann vielleicht auch zu positiven Veränderungen im eigenen Erziehungsstil führen – und dann haben alle etwas davon.