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Das soziale Lernen von Babys und Kleinkindern

Babys und Kleinkinder lernen die Welt vorwiegend auf zwei Arten kennen: Durch Nachahmung und Experimente. Einige dieser Tests stellen Eltern auf eine harte Probe – doch Sie entscheiden durch Ihre Reaktionen, was Ihr Kind fürs Leben lernt, wenn es um soziale Kontakte und Empathie geht.

Der Klassiker in diesem Bereich ist das Heb auf-Wirf runter-Spiel. Unsere Kleinen können uns in den Wahnsinn treiben, wenn sie unermüdlich ihr Spielzeug oder ihren Schnuller auf den Boden werfen, nur um zu sehen, ob und wie oft wir es wieder aufheben und ihm reichen. Mit diesem Spiel testet es die Verlässlichkeit der Welt und prüft, ob Dinge immer wieder auf die gleiche Art und Weise stattfinden. Eltern, die das Spielzeug immer wieder aufheben, lassen sich also nicht auf der Nase herumtanzen, sondern unterstützen ihr Kind beim Lernen.

 

Was ist soziales Lernen?

Das soziale Lernen gehört zu den Grundlagen für das handlungsorientierte und problemlösende Lernen. Babys und Kleinkinder erarbeiten sich damit soziale Kompetenzen in der Interaktion mit anderen Menschen und ihren Platz als Teil der menschlichen Gesellschaft. Lernstoff ist dabei alles, was im Umfeld stattfindet - das tägliche Miteinander in der Familie oder im Kindergarten. Die Erlebnisse und Ergebnisse prägen und je nach Vielfalt der Erfahrungen entwickelt sich unsere Fähigkeit, zu differenzieren und Zusammenhänge zu erkennen. Kinder lernen zu erkennen, wann ein anderer Mensch Unterstützung braucht, begreifen den Sinn und Nutzen von Gruppenaktivitäten und entwickeln ihre empathischen Fähigkeiten. Entscheidend für das soziale Lernen ist ein fühlendes Gegenüber mit eigenständigen Handlungen. Insofern kann diese Kompetenz auch nicht theoretisch, sondern nur durch die Praxis erlernt werden.

 

Soziale Experimente von Kindern

Einige der „sozialen Experimente“, die unsere Kinder an uns ausführen, können durchaus manipulativ wirken: So wendet sich das Kind an Papa, um dort das gewünschte „Ja“ gegen Mamas „Nein“ einzutauschen. Was sich für Eltern wie ein Gegeneinander Ausspielen anfühlt, ist von Kinderseite her erst einmal ein Test: Komme ich mit diesem Verhalten zu meinem gewünschten Ziel? Klappen diese und andere Versuche, gehört auch das zum sozialen Lernen: Das Kind macht die Erfahrung, dass es mit manipulativem Verhalten das erreicht, was es will. Umso wichtiger ist es, dass Eltern diese Tests ihrer Kinder erkennen und entsprechend klar und transparent reagieren. Gerade wenn es darum geht, die Eltern gegeneinander auszuspielen, ist eine klare Linie wichtig, die beide Elternteile verfolgen. 

 

Auch die Trotzphase ist soziales Lernen

Die gefürchtete Trotzphase im Alter zwischen zwei und vier Jahren ist oft beschrieben und erklärt. Neben der Ich-Entwicklung des Kindes spielt aber auch hier das soziale Lernen eine wichtige Rolle. Mit jedem Wutanfall macht das Kind vielfältige Erfahrungen mit sich selbst, aber auch mit seinem Umfeld. Wie reagieren die Eltern und andere Erwachsene auf den Wutanfall? Wird das Ziel durch sich auf den Boden werfen und ohrenbetäubend schreien erreicht? Das ganze Entwicklungspotenzial, das im Trotzalter steckt, können Eltern ihrem Kind durch eine liebevolle und bewusste Begleitung zugänglich machen. Ruhe bewahren und den Anfall nicht persönlich nehmen, sind die obersten Gebote. Denken Sie daran, dass Ihr Kind durchaus ein Recht auf eine eigene Meinung hat und respektieren sie diese auch - allerdings ohne von ihren Grundregeln abzuweichen. 

Feste Regeln und klare Grenzen unterstützen das Kind in jeder Phase seiner persönlichen Entwicklung und auch, wenn es ums soziale Lernen geht. Schaffen Sie einen sicheren Rahmen, in dem Ihr Kind sich selbst und seine Umwelt entdecken kann.