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Hilfe – mein Kind ist zu dick

Etwa 15% aller deutschen Kinder haben Übergewicht. Damit folgt Deutschland dem amerikanischen Beispiel: Dort ist bereits jedes dritte Kind zu dick, 10% der Kinder werden als fettsüchtig eingestuft. Die Ursache für das kindliche Übergewicht besteht meist aus zwei Komponenten: Zu wenig Bewegung und eine unausgewogene Ernährung.

Wann ist ein Kind zu dick?

Kindliche Staturen sind so unterschiedlich wie die Kinder selbst. Während die einen zarten, zerbrechlichen Vögelchen gleichen, kommen andere Kinder stabil und stämmig daher. Ein bisschen Babyspeck schadet nicht und ist nicht ungewöhnlich. Dieser verschwindet meist bei einem der kindlichen Wachstumsschübe. Ob ein Kind zu dick ist, lässt sich meist leicht an der Optik erkennen: Speckröllchen im unbekleideten Zustand, dicke Backen und ein dicker Bauch lösen schon beim Anblick das deutliche Empfinden aus: Mein Kind ist zu dick. Allerdings sollten sich Eltern nicht allein aufs Augenmaß beschränken. Der Kinderarzt kann helfen und über den sogenannten BMI (speziell für Kinder) und weitere Untersuchungen und Tests eine eindeutige Diagnose stellen. Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass Ihr Kind übergewichtig ist, sollten Sie handeln. Denn ein dickes Kind leidet unter seinem Übergewicht sowohl körperlich als auch seelisch. Dazu sollten die Ursachen für das Übergewicht erst einmal kritisch beleuchtet werden.


Gründe für Übergewicht bei Kindern

Die Hauptgründe für kindliches Übergewicht sind zum einen Bewegungsmangel, zum anderen falsche Ernährung und ein ungünstiges Essverhalten. In einigen Fällen liegt auch eine echte Veranlagung, bzw. eine Neigung zur Adipositas (Fettsucht) vor.

  • Zu wenig Bewegung: Schulkinder sitzen in der Regel sechs bis sieben Stunden in der Schule und im Bus, eine Stunde an den Hausaufgaben und anschließend noch ein bis zwei Stunden vor dem Fernseher. Das macht insgesamt neun bis zehn Stunden pro Tag, an denen sich die Kinder nur wenig bewegen. Gibt es zu diesem langen Zeitraum keinen Ausgleich durch ausgiebiges Spielen im Freien oder Sport ist das Übergewicht fast vorprogrammiert.
  • Ungesunde Ernährung: Unsere Ernährung enthält zu viele Anteile an Fett und einfachen Kohlenhydraten. Kinder, die viel Fertig- und Weißmehlprodukte essen und dazu noch viel naschen, sammeln leicht überflüssige Pfunde an. In bestimmten Lebenssituationen wie zum Beispiel im ersten Lebensjahr, bei Schulbeginn oder in der Pubertät ist die Gefahr, dass Kinder zu dick werden, besonders hoch.
  • Bei manchen Kindern besteht auch eine adipöse Neigung. Diese Kinder sind genetisch vorbelastet. Ein Fehler auf einem der Genome führt dazu, dass diese Kinder viel essen wollen und gleichzeitig sehr leicht zunehmen.

Vor allem dann, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen, werden Kinder dick. Wie beim Erwachsenen auch, hat kindliches Übergewicht einige negative Folgen für die betroffenen Kinder.


Körperliche Folgen des Übergewichtes

Übergewicht ist die Ursache für viele Folgeerkrankungen. Diabetes und Schäden an den Gelenken und am Skelett können das spätere Leben beeinträchtigen. Weiterhin erhöht sich das Risiko, dass die Kinder an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden, Gallensteine, Bluthochdruck und das sogenannte „Metabolische Syndrom“ sind weitere Folgen. Bei letzterem handelt es sich um eine Krankheit, die das Herzinfarkt- und Schlafanfallrisiko erheblich vergrößert.

Und das sind nur einige der körperlichen Auswirkungen, die bei Kindern mit Übergewicht chronische Beschwerden und irreparable Schäden anrichten können. Neben den körperlichen Folgen von Übergewicht, spielen auch die Auswirkungen auf die Kinderseele eine entscheidende Rolle.


Seelische Probleme übergewichtiger Kinder

Kinder, die zu dick sind, werden gehänselt. Sie können bei allem, was mit Bewegung zu tun hat, nicht richtig mitmachen und geraten dadurch schnell in ihrer Altersgruppe ins Abseits. Dieser Dämpfer fürs Selbstbewusstsein löst oft einen Teufelskreis aus: Aus Frust isst das Kind immer mehr und das Übergewicht mit all seinen Problemen wird immer größer. Essstörungen, Depressionen und Minderwertigkeitskomplexe sind die Folgen.


Abnehmen ist angesagt

Wenn ein Kind Übergewicht hat, sollten Eltern so schnell wie möglich handeln. Allerdings greifen beim Kind die üblichen Diätversuche noch weniger als beim Erwachsenen:

  • Low Fat (fettreduziert)- und Low Carb (kohlehydratreduziert)-Diäten bringen nur kurzfristige Erfolge und lösen auch bei Kindern den berüchtigten Jojo-Effekt aus.
  • Verbote in Bezug auf Schokolade, Chips und andere Naschereien erreichen meist das Gegenteil.
  • Light- und Diätprodukte helfen wenig und können beim Kind zu Mangelernährung führen.

Dauerhafte Erfolge sind durch eine konsequente Ernährungsumstellung zu erreichen, bei der auch die Eltern mitmachen müssen. Der positive Effekt dabei ist, dass nicht nur das übergewichtige Kind, sondern die ganze Familie gesünder isst. Wenn alle sich bemühen, auf ungesunde Dickmacher zu verzichten, dann kann das zum gemeinsamen Familienprojekt werden. Das stärkt ganz nebenbei den Zusammenhalt in der Familie und macht auch das Abnehmen fürs Kind leichter. Für die geeignete Ernährungsumstellung sollten Sie sich mit Ihrem Kinderarzt oder einem auf Kinder spezialisierten Ernährungsberater besprechen. Damit die Ernährungsumstellung langfristig funktioniert, wird für Ihr Kind ein ganz persönlicher Ernährungsplan zusammengestellt. Auch regelmäßige Bewegung muss dabei eingeplant werden.


Eigene Experimente sind meist wenig sinnvoll und verlaufen oft wirkungslos. Mitunter kann auch eine stationäre Kur für das Kind sinnvoll sein. Dabei sollten Sie jedoch genau prüfen, ob Ihrem Kind der Aufenthalt in einer Kurklinik wirklich zuzumuten ist oder ob dadurch das Problem eher verstärkt wird. Dies kann der Fall sein, wenn Ihr Kind durch das Übergewicht bereits seelische Schäden davon getragen hat bzw. bei sehr empfindsamen oder sehr jungen Kindern.

 


Zum Weiterlesen
http://www.bzga-kinderuebergewicht.de/adipo_allg/
http://www.netdoktor.de/Krankheiten/Uebergewicht-bei-Kindern/
http://derstandard.at/1259281356480/Uebergewicht-Gen-Fehler-verursacht-Fettsucht-bei-Kindern