Vergleicht man gleichaltrige Kinder lassen sich oft Ähnlichkeiten im Verhalten feststellen. In der Regel schließen sich Kinder gleichen Alters eng zusammen. Das lässt sich bereits in gemischten Gruppen im Kindergarten beobachten. Dieser Trend hält bis in die Pubertät hinein an.
Kinder in der Gruppe
Aber auch altersgemischte Gruppen von Kindern zeigen Gesetzmäßigkeiten im Verhalten. In den ersten Lebensjahren spielen Äußerlichkeiten kaum eine Rolle, Spielgruppen entstehen aus Gelegenheiten und aus der Sympathie heraus. Werden die Kinder älter und haben bereits erste Wertvorstellungen gebildet, wird das Äußere wichtiger und es kann innerhalb der Gruppe zu Ausgrenzungen und Gemeinheiten kommen.
Babys und Kleinstkinder
Babys knüpfen im ersten Lebensjahr hauptsächlich Kontakte zu anderen Erwachsenen und größeren Kindern. Sie unterscheiden dabei nicht nach Alter oder Geschlecht. Gleichaltrige Babys werden entweder genauso wie alle anderen behandelt, oft allerdings auch ignoriert. Gruppenbildung gibt es in diesem Alter nicht.
Etwa mit zwei Jahren erkennen Kinder ihre Altersgenossen und nehmen gezielt Kontakt zu ihnen auf. Anfangs herrscht oft noch das sogenannte Parallelspiel vor, das heißt, die Kinder spielen zwar mit dem gleichen Spielzeug, aber ohne dabei miteinander zu interagieren. Das Geschlecht spielt noch keine Rolle, je älter die Kinder werden, desto mehr rückt der kleine Unterschied allerdings in den Vordergrund.
Gruppen im Kindergarten
Kindergartenkinder fangen an, viel mehr miteinander als allein zu spielen. Ab etwa drei Jahren beginnen echte Interaktionen und die Kinder lernen, miteinander zurecht zu kommen: Sie schließen Kompromisse, setzen sich auseinander und beginnen auch, Eigenheiten und Wünsche der Spielpartner zu tolerieren. Im frühen Kindergartenalter bevorzugen es die Kinder nachwievor, mit nur einem Partner zu spielen. Mit zunehmendem Alter nehmen Gruppenspiele mehr und mehr zu.
Um in einer neuen Gruppe mitmachen zu können, wählen Kinder oft die folgende Strategie: Sie schauen eine Weile zu und wenn sie das Spiel verstanden haben, beginnen sie die anderen Kinder nachzuahmen. Die Aufnahme in die Gruppe ist dann erfolgt, wenn eine Idee des Neuankömmlings aufgegriffen wird oder wenn ein Mitglied der Gruppe das neue Kind in das Spiel mit einbezieht.
In den Gruppen selbst gibt es klare Hierarchien, aber auch Machtkämpfe. Meist bestimmen die ranghöheren Kinder, welche Spiele gespielt werden und verteilen auch die Rollen im Spiel. Das Sagen haben die Kinder, die sich am stärksten hervortun: Es sind entweder die kräftigsten, die lautesten, manchmal auch die klügsten Kinder, die die anderen geschickt lenken können. Die meisten Gruppen haben einen oder mehrere Außenseiter. Das sind Kinder, die nicht so schnell oder geschickt sind oder ein körperliches Handicap mit sich tragen. Oft werden auch „Opfertypen“, also die schwachen und schüchternen Kinder zu Außenseitern und auch zu Sündenböcken, die zum Teil zwar in der Gruppe geduldet werden, aber kein Mitbestimmungsrecht wie die anderen Kinder haben. Die ersten Anflüge von Gruppenzwang treten auf: „Du darfst nur mitspielen, wenn Du auch ein Matchbox-Auto mitbringst.“
Gruppen unter Schulkindern
Mit dem Schulbeginn verstärkt sich die Trennung der Geschlechter. Grund dafür ist, dass die Interessen von Jungen und Mädchen mit zunehmendem Alter immer unterschiedlicher werden, zusätzlich wird den Kindern die Geschlechtertrennung in der Gesellschaft bewusst. Freundschaften unter den Geschlechtern werden selten. Jungs halten Mädchen für zickig und uncool, Mädchen finden Jungs grob und dumm. Der Gruppenzwang verstärkt sich, Ausgrenzungen sind an der Tagesordnung, wenn die Lehrer und Erzieher nicht regulierend eingreifen.
Teenager Gruppen
Wenn dann die Pubertät beginnt, trennen sich die Gruppen anfangs noch stärker, allerdings kommt es zu ersten Berührungen und zur ersten Liebe. Die Jungs werden jetzt immer protziger und versuchen, durch Mutproben und Machogehabe ihren Status anzuheben. Die Mädchen entwickeln sich langsam zu Frauen und sie versuchen herauszufinden, wie sie den Jungen gefallen könnten. Werden die Kids zu Teenagern, dann werden Gruppen mit gemischten Geschlechtern wieder aktuell, jetzt herrscht ein starker Gruppenzwang: Dazu gehört oft nur, wer raucht, Alkohol trinkt oder coole Markenklamotten trägt.
Altersgemischte Gruppen
In altersgemischten Gruppen entwickeln die Kinder meist verstärkt soziale Kompetenzen. Von Natur aus sind Kinder fürsorglich und aufmerksam Schwächeren gegenüber, das gilt auch für jüngere Kinder innerhalb der Gruppe. Diese wiederum zeigen ein stärkeres Interesse an den älteren Kindern als an ihren Altersgenossen. Dadurch, dass in altersgemischten Gruppen jedes Kind je nach Alter verschiedene Rollen einnimmt, entwickelt es verstärkt soziale Kompetenzen. Es wächst ganz allmählich aus der Kleinkindrolle heraus und übernimmt nach und nach mehr Verantwortung. Es kann sich in jüngere Kinder hineinversetzen und deren Verhalten besser verstehen. Beobachtungen haben gezeigt, dass in diesen Gruppen Ausgrenzungen und strenge Rangordnungen weit seltener vorkommen als in Gruppen gleichaltriger Kinder.
Kinder in der Gruppe verhalten sich situationsangepasst. Die Interaktion mit anderen hilft ihnen in hohem Maße, soziale Kompetenzen wie Toleranz, Kompromissbereitschaft, Fürsorglichkeit und Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln. Ungestörtes Spiel ist wichtig, allerdings sollten Erwachsene eingreifen, wenn deutlich wird, dass es zu ausgrenzendem Verhalten und handgreiflichen Streitereien kommt. Dann ist es allerdings wichtig, den Prozess nicht durch Verbote und Strafen zu unterbrechen. Vielmehr sollten Erwachsene Wege zur Problem- und Konfliktlösung aufzeigen.
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