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Müde ja, Schlafen nein – Wenn Kinder nicht ins Bett wollen

Saskia reibt sich die Augen und reißt ihren Mund zu einem Gähnen auf. Die Zweijährige ist reif fürs Bett, so wirkt es jedenfalls. Soll sie aber dorthin verfrachtet werden, geht ein riesiges Theater los. An ein friedliches Einschlafritual und einen ruhigen Abend für Mama und Papa ist vorerst nicht zu denken.

Mit diesem – zugegebenermaßen wirklich nervigen – Problem schlagen sich fast alle Eltern irgendwann herum. Das Kind ist müde, es ist Schlafenszeit, es kommt aber einfach nicht zur Ruhe. Bei Säuglingen muss oft noch ein Bedürfnis erfüllt werden, bei größeren Kindern können schwierige Entwicklungsphasen oder Alpträume den Schlafstreik auslösen.

 

Wenn Säuglinge nicht einschlafen können

Ein Baby kann uns noch nicht sagen, wo der Schuh drückt, der es am friedlichen Einschlafen hindert. Hier hilft nur Ursachenforschung, wobei es am zweckmäßigsten ist, sich vom Einfachen zum Komplizierten durchzuarbeiten:

  • Hat Ihr Baby Hunger oder Durst? Überlegen Sie, wann die letzte Mahlzeit war und ob Ihr Kind genug gegessen oder getrunken hat. Bestehen Zweifel, lassen Sie es lieber noch mal nachfassen. Je nachdem an Mamas Brust oder am Fläschchen. Wenn Ihr Kind danach selig einschläft lagen Sie richtig.
  • Ist die Windel voll? Mit einer vollen Windel kann man nicht einschlafen, das ist wohl klar. Überprüfen Sie das und legen Sie dem Baby eine frische Windel an.
  • Passt die Kleidung zur Temperatur? Wer schwitzt oder friert, kann nicht schlafen. Fühlen Sie nach, ob Ihr Baby richtig angezogen ist: Schwitzt es an Kopf oder Nacken, dann befreien Sie es von einer Kleidungsschicht, hat es kalte Füße oder einen kalten Körper, ziehen Sie es wärmer an. Gesicht und Hände dürfen allerdings ruhig kühl bis kalt sein.
  • Ist Ihr Baby krank? Manchmal sieht und merkt man nichts von eventuellen Krankheitszeichen wie eine laufende Nase oder irgendwelche Pusteln. Haben Sie Zweifel daran, dass Ihr Baby richtig gesund ist, gehen Sie zum Kinderarzt.
  • Hatte Ihr Baby einen aufregenden Tag? Dann kann es sein, dass es die Erlebnisse erst noch verarbeiten muss. Ein Besuch beim Kinderarzt, der erste Ausflug in den Supermarkt oder andere Aufregungen können dazu führen, dass Ihr Baby seinen Tag noch verarbeiten muss – und das tut es oft durch Schreien. Manche Babys tun das über einen längeren Zeitraum immer zur gleichen Zeit. Helfen Sie Ihrem Baby durch Körperkontakt und tragen Sie es herum.
  • Ist Ihr Baby übermüdet? Auch das gibt es. Der berühmte „tote Punkt“ ist überschritten. Ihr Kind kann nicht einschlafen. In diesem Fall sollten Sie Ihr Baby in den Schlaf schaukeln, um ihm den Übergang zu erleichtern. In Zukunft sollten Sie Ihr Kind bereits bei den ersten Müdigkeitsanzeichen ins Bett bringen.

Einschlafprobleme beim Kleinkind

Wenn Kinder größer werden, können sie häufig artikulieren, was nicht in Ordnung ist. Allerdings nur solange sie wach und einigermaßen ansprechbar sind. Ein Kleinkind, das ohnehin schon müde und quengelig ist, wird Ihnen kaum sagen können, warum es nicht einschlafen kann. Also beginnt auch hier wieder die Ursachenforschung. In diesem Alter ist das allerdings eine Gratwanderung: Beschäftigen Sie sich zu sehr mit den Einschlafproblemen Ihres Kindes, wird es das merken und „gegen Sie verwenden“. Also sollten Sie möglichst unauffällig herausfinden, ob Ihr Kind nun ein körperliches Bedürfnis hat, krank ist oder ob es etwas anderes quält. Echte Bedürfnisse sollten erfüllt werden. Wenn Ihr Kind also abends einfach noch fünf Minuten Zuwendung braucht, um einschlafen zu können, geben Sie ihm diese. Auch ein letzter Schluck Wasser schadet weder dem Kind noch greift es Ihre Autorität an.

Was Sie nur in wenigen Ausnahmefällen tun sollten, ist Ihr Kind noch einmal aufstehen lassen und gar mit ihm spielen. Denn Extrawürste sind schön und Ihr Kind wird diese dann eventuell verstärkt einfordern.

Im Kleinkindalter häufen sich die Einschlafprobleme aus psychischen Gründen. Reizüberflutung durch aufregende Erlebnisse, zu viel Fernsehen oder Computerspiele können die Ursache sein. In diesen Fällen ist es wichtig, den Abend mit viel Ruhe anzugehen: Lassen Sie Ihr Kind direkt vor dem Schlafen gehen nicht fernsehen, toben Sie nicht mit ihm und diskutieren Sie keine Probleme. Ein ausgedehntes Abendritual, das viel Zeit fürs Kind und eine lange Gute-Nacht-Geschichte mit einschließt, bringt es zur Ruhe und sorgt dafür, dass Ihr Kind seine Müdigkeit wahrnimmt und auf die eigenen Bedürfnisse hört.

Ist Ihr Kind auch wirklich müde?

Manchmal ist der Grund, warum ein Kind nicht einschlafen will einfach der, dass es nicht müde ist. Gerade bei kleinen Kindern kommt dies in den Übergangsphasen vor. Es macht noch Mittagsschlaf im Kindergarten, obwohl es den eigentlich gar nicht mehr braucht. Dann ist es abends einfach nicht müde genug, um einschlafen zu können. Quengelig und müde kann es aber trotzdem wirken. Die folgende Tabelle gibt Anhaltspunkte über das Schlafbedürfnis des Kindes. Vergessen Sie aber nicht, dass dennoch jedes Kind einen individuellen Schlafbedarf hat und Zeitangaben nur eine Richtlinie sein können.

 

Alter Gesamtschlafbedarf Nachtschlaf Tagesschlaf-Runden
1. Monat 16 Stunden 8 bis 9 Stunden (mit Unterbrechungen) 3 bis 4
2. bis 6. Monat 15 Stunden 10 Stunden (mit Unterbrechungen) 3
 7. bis 12. Monat  14 Stunden  11 Stunden  2
 13. bis 17. Monat  13 bis 14 Stunden  11 Stunden  1 bis 2
 18. bis 24. Monat  13 bis 14 Stunden  11 Stunden  1
 2 bis 3 Jahre  13 Stunden  11 Stunden  1
 3 bis 4 Jahre  12 Stunden  11 Stunden  0 bis 1
 4 bis 5 Jahre  11 Stunden  11 Stunden  0 bis 1
5 bis 6 Jahre 11 Stunden 11 Stunden 0

 

Die ersten Jahre mit Kind können sehr anstrengend sein, was den Schlaf angeht. Hier helfen nur Geduld und die Gewissheit, dass auch diese Phase vorbeigehen wird. Ein Kind lässt sich nicht zum Schlafen zwingen und wer es nicht so lange schreien lassen will, bis es resigniert, muss einfach mit der Partnerin zusammen diese Zeit durchstehen.