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Mit dem Essen spielt man nicht!

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, in der den Dingen des täglichen Lebens oft wenig Wertschätzung entgegengebracht wird. Dies gilt auch, was Nahrungsmittel angeht. Da die Ernährungsgewohnheiten und die Einstellung zum Essen in den ersten Lebensjahren geprägt wird, sollten Eltern ihrem Kind bereits frühzeitig Respekt und Achtung vor dem Essen vermitteln.

Essen hält uns am Leben und sorgt für körperliches und auch geistiges Wohlbefinden. Essen kann Trost sein und gemeinsame Mahlzeiten verbinden die Menschen. Darüber hinaus ist es ein weiter Weg vom Samenkorn oder Setzling bis hin zur Tomate oder der Kartoffel. Grund genug, jeglicher Art von Nahrungsmittel mit Achtung zu begegnen.

 

Wo kommt mein Essen eigentlich her?

Damit schon Kleinkinder einen Bezug zum Essen bekommen, ist es gut, wenn sie frühzeitig erfahren, woher die einzelnen Lebensmittel eigentlich stammen. Kinder, die auf dem Land leben, erfahren dies meist ganz nebenbei, etwa durch den eigenen Garten oder dem Kindergartenfreund vom Bauernhof. Stadtkinder müssen gezielt mit diesen Informationen versorgt werden. Das kann durch Bücher oder auch Filme stattfinden. Eindrucksvoller ist, wenn die Kinder einen Bauernhof oder eine Gärtnerei besuchen oder die Gelegenheit haben, auf dem Balkon oder am Fensterbrett selbst angebaute Früchte zu ernten. Die Aufklärung sollte übrigens auch vor tierischen Lebensmitteln nicht halt machen. Gerade hier ist Wertschätzung besonders wichtig, da ein Tier die Nahrung liefert bzw. sogar dafür stirbt. Eltern brauchen sich dabei keine Sorgen machen, dass ein Kleinkind einen Schock bekommt und ab sofort kein Fleisch mehr isst oder die Milch verweigert. Es lernt lediglich, dass auch diese Umstände dazu gehören und dafür sorgen, dass es mit einem großen Angebot an Lebensmitteln versorgt wird.

 

Essen ist kein Spielzeug

Ganz kleine Kinder unterscheiden noch nicht, ob sie sich mit einem Spielzeug befassen oder mit Essen. Sie experimentieren mit Lebensmitteln genauso wie mit allem anderen. Durch das elterliche Vorbild und durch Hinweise, wie man mit Nahrungsmitteln umgeht, lernen sie, dass Essen einen besonderen Wert hat. Etwa ab einem Jahr wollen Kinder alles selbst machen. Sie experimentieren, probieren und üben – und das auch beim Essen. Achten Sie sorgsam darauf, ob Ihr Kind lediglich versucht, das Essen zu lernen, indem es unterschiedliche Methoden ausprobiert, den Brei oder die Möhren in den Mund zu bugsieren oder ob es wirklich mit dem Essen spielt. Dies ist leicht daran zu erkennen, ob die Konzentration darauf gerichtet ist, dass das Essen auch im Mund landet oder ob es auf dem Teller hin- und hergeschoben, großzügig auf dem Tisch verteilt oder auf den Boden geschmissen wird.

Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Kind nur herumspielt, sollten Sie es ermahnen, ihm anbieten, es zu füttern oder ihm zeigen, wie es die Nahrung mit dem Löffel in den Mund bekommt. Schlagen Eltern hier über die Stränge, weil sie die Handlungen ihres Kindes fehldeuten, dann kann im schlimmsten Fall ein gestörtes Verhältnis zum Essen beim Kind entstehen, das sich in Unlust, Appetitlosigkeit und später sogar in Essstörungen äußern kann.

 

Respektvolle Mahlzeiten

Nicht nur die Nahrungsaufnahme selbst, auch die Mahlzeiten sollten mit Respekt und Wertschätzung stattfinden. Dies gilt insbesondere dann, wenn die ganze Familie zusammen isst:

  • Mit dem Essen wird gemeinsam begonnen, wenn alle am Tisch sitzen.
  • Fernseher oder Radio bleiben während der Mahlzeit aus.
  • Während des Essens werden keine schwierigen Themen erörtert, die Atmosphäre ist freundlich und zuvorkommend.
  • Über das Essen wird nicht gemeckert, wenn es nicht schmeckt, isst man nur wenig.
  • Süßigkeiten und süße Getränke sind vor dem Essen tabu, um den Appetit nicht zu verderben.
  • Zum Abschluss wird der Essenstisch gemeinsam abgeräumt.
  • Grundsätzlich sollten Kinder auch unbekannte Speisen wenigstens probieren. Wenn sie nicht schmecken, sollten sie allerdings nicht zum Essen gezwungen werden.

 

Wenn etwas auf dem Teller bleibt

Lange Zeit war es unumstößliches Gesetz, dass der Teller leer gegessen werden muss. Heute ist diese Regelung allerdings nicht mehr aktuell, da Kinder langfristig verlernen, auf ihre inneren Bedürfnisse, in diesem Fall auf das Sättigungsgefühl zu hören. Es sollte zur Regel am Essenstisch werden, dass jeder sich erst einmal weniger auftut, als er glaubt, schaffen zu können. Nachnehmen ist immer erlaubt. Auch die Erwachsenen sollten sich an diese Regel halten, denn es gilt: Gleiches Recht für alle. Dies gilt auch für die Menge, die gekocht wird. Natürlich soll niemand hungrig bleiben, aber man sollte auch nicht übermäßig viel kochen, außer das Gericht lässt sich noch einmal aufwärmen oder anderweitig wiederverwenden.

 

Mit dem Essen spielt man doch!

Die Tatsache, dass Kinder nicht mit dem Essen herumspielen sollen, schließt allerdings einen spielerischen Umgang mit der Nahrung nicht aus. Gerade Kinder, die sehr schlecht essen, kann man damit oft motivieren. „Ein Löffel für Mama, ein Löffel für Papa“ ist eines der beliebten Spiele mit dem Essen, die bei kleinen Kindern gut funktionieren. Da kommt der Brei auf dem Löffel als brummender Hubschrauber angeflogen oder die Rosinen werden als essbare Schlange auf dem Tisch ausgelegt, damit das Kind sie wie ein Vögelchen aufpicken kann.

Wird Essen achtsam und mit Wertschätzung behandelt, besteht ein erheblicher Spielraum. Denn die Nahrungsaufnahme sollte keine ernste, sondern eine freudige und sinnlich erfahrbare Tätigkeit sein, bei der nicht nur der Hunger des Körpers gestillt, sondern auch das Wohlbefinden gesteigert wird.