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Welches Alter im Leben eines Kindes ist für Eltern das schönste, welches das anstrengendste?

Wer kennt nicht das geflügelte Wort „kleine Kinder – kleine Sorgen, große Kinder – große Sorgen“. Ob das stimmt, dazu hatten wir schon einige Diskussionen in Redaktion und Freundeskreis zwischen den Eltern jüngerer und älterer Kinder. Was macht jede Phase im Leben eines Kindes aus? Welches Alter macht besonders viel Freude und welches weniger? Wir haben uns umgehört und die Meinungen zahlreicher Eltern gesammelt – hier das Ergebnis unserer Recherchen.

 

Babys – zuckersüß und ganz schön anstrengend

Junge Eltern sind gerade in der Anfangsphase überwältigt vom Glück, ein Baby zu haben. Der Körper schüttet Endorphine (Glückshormone) aus, die speziell jungen Müttern helfen, durch die ersten Wochen zu kommen. Die Gewissheit, im neuen Familienmitglied etwas Einzigartiges im Arm zu halten, wird mit jedem Blick auf das eigene Kind bestärkt. Dazu kommt in der Regel viel Zuspruch durch die Umgebung – ob es nur die Bestätigung ist, dass das Baby süß ist oder auch echte Unterstützung. In den meisten Fällen haben Mutter und Vater darüber hinaus durch Mutterschutz und Elternzeit die Möglichkeit, eine kleine berufliche Auszeit zu nehmen, um sich ganz dem Baby zu widmen.

Diese Aufmerksamkeit braucht das Kind auch. Ein Baby hat noch keinen Tag-Nacht-Rhythmus und braucht nachts Milch. Der daraus resultierende Schlafmangel erschöpft junge Eltern zwangsläufig. Hinzu kommt die Unsicherheit, die frischgebackene Eltern gerade beim ersten Kind oft verspüren: machen wir alles richtig? Ist unser Kind nicht doch ernsthaft krank? Selbst ein vollkommen gesundes und normales Baby – kein Schreikind oder eines mit diagnostizierten körperlichen Beschwerden – kann seine Eltern an den Rand ihrer Kräfte bringen. Hinzu kommt bei vielen Eltern noch die latente Angst vor dem plötzlichen Kindstod (SIDS), die im ersten Jahr belastend sein kann.

Dabei ist der Umgang mit einem Baby im ersten Jahr oft recht einfach. Viele Babys sind recht anspruchslos und lassen sich gerne überall hin mitnehmen. Es gibt noch keine Widerrede, weil es dieses oder jenes gerade nicht mag. Babys schlafen im Idealfall einen guten Teil des Tages und machen noch vergleichsweise wenig Dreck – weder beim Essen, noch in der Wohnung; bei Babys, die sich ausschließlich von Milch ernähren, stinken noch nicht einmal die Windeln allzu sehr. Nachteilig ist jedoch, dass „Milchbabys“ sehr auf die Mutter angewiesen sind, die dadurch recht wenige Freiheiten hat.

Fazit: Wenn ein Baby sich normal entwickelt – also ohne längere Schreiphasen und ernsthafte Krankheiten – dann ist das Babyalter eine zwar anstrengende, aber meist doch richtig schöne, intensive und innige Zeit für die jungen Eltern. Viele Zweit-Eltern können sie mit der Erfahrung vom ersten Baby noch etwas mehr genießen.

Kinder im Krippenalter (1 bis 3 Jahre) – mobil, neugierig und trotzig

Unsere kleine Tochter ist gerade 18 Monate und ich kann mir kaum etwas Süßeres vorstellen, als ein Kleinkind, das auf noch wackligen Schritten und mit großen Augen brabbelnd seine Welt erkundet. In den ersten Jahren erleben die Eltern viele Meilensteine – die ersten Schritte und die ersten Worte etwa – die sie mit echtem Stolz auf ihr Kind und seine neugewonnenen Fähigkeiten erfüllen. Auch, wenn zum Ende des ersten Lebensjahres die Fremdelphase kommt, machen die meisten Kinder ab einem Jahr erste Erfahrungen mit einer Kinderbetreuung durch Dritte (ob den Großeltern, einem Babysitter oder der Kinderkrippe), was den Eltern neue Freiheiten schenkt. Von Vorteil ist hier, dass die meisten Kinder nicht mehr so extrem auf die eigenen Eltern focussiert sind.

Allerdings entwickeln Kinder im zweiten Lebensjahr auch zunehmend ein Bewusstsein für die eigene Persönlichkeit und versuchen in der Folge, den eigenen Willen durchzusetzen, koste es, was es wolle. Die Trotzphase ihrer Kinder hat schon vielen Eltern ihre eigenen Grenzen aufgezeigt. Diskussionen mit einem kleinen Kind, das keine Einsicht zeigt und im schlimmsten Fall völlig ausflippt, sind einfach wahnsinnig anstrengend.

Auch sonst sind Kleinkinder keineswegs einfach – sie fordern ihre Eltern in vieler Hinsicht weit mehr als im Babyalter. Ein mobiles Kind braucht die ständige Aufmerksamkeit seiner Eltern, sonst passiert schnell ein Unglück und das Kind tut sich weh oder es geht etwas kaputt. Kleinkinder versuchen viel und auch, wenn sie sich dabei nicht wehtun, sind sie schnell frustriert, wenn etwas nicht klappt und fangen an, zu heulen. Auch, wenn Kinder in diesem Alter von ihren Eltern immer häufiger das Wort „nein“ hören, ist dies oft ein Anlass für Tränen. Im Kleinkindalter werden Eltern erstmals als Erzieher ihrer Kinder wirklich gefordert. Darüber hinaus sind Kinder in diesem Alter noch kaum in der Lage, sich länger selbst zu beschäftigen und möchten, dass die Eltern mit ihnen spielen. Insbesondere viele Mütter frustriert in dieser Zeit, dass es schwer möglich ist, die Wohnung nur halbwegs sauber zu halten – von Spielzeug wie Essensresten. Einjährige oder zweijährige Kinder sind auch bei älteren Geschwistern als Spielkameraden noch nicht sehr beliebt: sie machen viel kaputt, was die Größeren gebaut haben – und das führt regelmäßig zu Geschrei.

Als Fazit kann man sagen, dass Kinder im Krippenalter ihre Eltern fordern – und gerade eine akute Trotzphase kann wirklich anstrengend sein. Auf der anderen Seite ist das Kind begierig, zu lernen und sucht noch oft die Nähe der Eltern, um zu schmusen und ist in seinen Bewegungen und seinem Wesen oft sehr süß. Das macht die Phase im Alter von einem bis drei Jahren zu einer, die für Kind und Eltern sehr intensiv ist – mit vielen großen und kleinen Freuden, aber auch zahlreichen Frustmomenten.

Kinder im Kindergartenalter – die goldenen Jahre?

Viele Eltern schwärmen im Nachhinein vom Kindergartenalter, einige gehen sogar soweit, die Phase zwischen 4 und 6 Jahren als die „goldenen Jahre“ zu bezeichnen. Kinder sind in diesem Alter inzwischen schon recht verständig und man kann Deals mit ihnen eingehen, nach der Art „wenn du, dann …“. Das ist in vielen Situationen sehr hilfreich. In dieser Phase sind Kinder noch immer neugierig und lieben ihre Eltern von ganzem Herzen, aber sie sind auch unabhängiger und können sich alleine oder mit anderen Kindern beschäftigen. Dies gibt Eltern bisher nie gekannte Freiheiten. Die Schule mit dem dazugehörigen Stress und ihren Beschränkungen, was Ferien angeht, spielt noch keine Rolle, die Trotzphase ist weitgehend ausgestanden. Insofern hat das Leben mit einem Kind zwischen 4 und 6 Jahren viele schöne Seiten.

In einigen Situationen ist das Leben mit einem Kind im Kindergartenalter aber auch fordernder als mit kleinen Kindern. Zwar ist ein Kind in dieser Phase Argumenten und Deals durchaus zugänglich, hat aber schon oft eine recht klare eigene Meinung und Ansprüche. In diesem Alter weiß ein Kind schon sehr genau, was es gibt und was andere haben. Dies kann schon zu heftigen Diskussionen führen.

Aber generell genießen viele Eltern das Zusammenleben mit Kindern im Kindergartenalter – oder sie wissen diese Phase im Nachhinein zu schätzen.

Kind im Schulalter – der Ernst des Lebens beginnt

Bei den meisten Kindern verläuft der Eintritt in die Schule relativ unproblematisch – und dennoch bringt er große Veränderungen für die ganze Familie. Auf einmal wird von außen – der Schule – mit den Hausaufgaben etwas gefordert, das auf das Familienleben Einfluss nimmt. Je nach Kind, Schule und Bundesland kann so schon in der Grundschule Einiges an Druck auf ein Kind ausgeübt werden. Dieser nimmt in vielen Familien vor dem Eintritt in die weiterführende Schule und nach deren Start noch einmal deutlich zu.

Die Schule nimmt erheblichen Einfluss auf das Familienleben – oft gibt es keine Ganztagsschule und so muss in vielen Familien die Kinderbetreuung neu geregelt werden. Ein Kind muss am Nachmittag, in vielen Fällen aber auch am Abend oder am Wochenende Hausaufgaben machen oder lernen. Die Urlaube der Familie müssen sich ab sofort nach den Schulferien richten.

Das Leben mit einem Schulkind hat jedoch auch viele Vorteile. Schulkinder sind verständiger als Kleinkinder, dazu bereits recht selbständig, körperlich fit und oft vielseitig interessiert. Viel mehr gemeinsame Unternehmungen sind nun möglich: Kinder haben Spaß an Besichtigungen, wenn sie ihren Interessen entsprechen. Auch ein Ausflug in eine Stadt kann Freude machen und bei Wanderungen sind sie in der Lage, mitzuhalten. Fernreisen wissen Kinder in diesem Alter ebenso zu schätzen – es darf gerne etwas Neues, Unbekanntes sein. Man kann in diesem Alter viel mit seinen Kindern unternehmen, aber gegen den Willen des eigenen Kinds ist das schwierig. Schulkinder wissen, was sie wollen und was nicht, lassen aber meist mit sich reden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass man mit Schulkindern viele Möglichkeiten für Unternehmungen und gemeinsame Erlebnisse hat. Allerdings nur in den Grenzen, die einem das Schulsystem lässt.

Ein Kind in der Pubertät – der Respekt der Eltern ist groß

Nahezu alle Eltern haben Respekt vor der Pubertät. Meist fängt es schon in der Trotzphase an, dass Eltern denken „wie das erst in der Pubertät werden soll“. In der Pubertät haben Kinder zwar schon beachtliche geistige Fähigkeiten, sind in vielen Situationen aber auch von Gefühlen und Hormonen gesteuert, was Eltern mitunter am Geisteszustand ihres Nachwuchses zweifeln lässt.

Aber es muss nicht so schlimm kommen wie befürchtet. Inzwischen soll es immer häufiger der Fall sein, dass die große Konfrontation zwischen Kindern und Eltern ausbleibt und seitens der Kinder mehr Verständnis für die Situation der Eltern besteht – und umgekehrt ebenso. Es ist in dieser Phase wichtig für Kinder, ihren eigenen Weg zu finden und sich von den Eltern abzugrenzen. Von den Eltern erwarten Kinder, dass sie ihnen beistehen und sie beraten, aber nicht aus ihrer Eltern-Rolle herausfallen. Eltern sollten weiterhin Regeln vorgeben, die für pubertierende Kinder gleichzeitig Reibungsfläche, aber auch Orientierung und Halt darstellen. Hier sind die Anforderungen an die Eltern hoch. Generell können Eltern Kinder in der Pubertät kaum noch erziehen. Sie profitieren stattdessen von den Grundlagen, die sie in den Jahren zuvor gelegt haben – oder auch nicht. Hier kommt auch das Zitat vom Anfang wieder ins Spiel: „große Kinder – große Sorgen“. Kinder haben in der Pubertät viele Freiheiten – sie sind mobil und häufig ohne die Eltern unterwegs. Dies führt bei vielen Eltern zu Sorgen, was denn passiert oder geschehen könnte. Aber zum Glück sind diese Befürchtungen in den meisten Fällen unbegründet.

Wenn das Zusammenleben zwischen Eltern und Kind klappt, dann sind Kinder für Eltern Partner bei Unternehmungen und Reisen und Jugendliche, die ihre Eltern unterstützen können, was den Haushalt und die Betreuung der jüngeren Geschwister angeht. Als Eltern sollte man jedoch nichts für selbstverständlich hinnehmen und immer auch die Bedürfnisse des Jugendlichen nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung im Hinterkopf haben.

Es gibt einige schöne Zitate zum Thema Pubertät, dieses von Mark Twain ist unserer Meinung nach besonders treffend: „Als ich 14 Jahre alt war, war mein Vater für mich so dumm, dass ich ihn kaum ertragen konnte. Aber als ich 21 Jahre wurde, war ich doch erstaunt, wie viel der alte Mann in sieben Jahren dazu gelernt hatte.“ Die Pubertät ist eine Phase, durch die Eltern „durch“ müssen – und irgendwann ist auch sie vorbei.

Fazit – welche Phase im Leben eines Kindes ist die schönste, welche die anstrengendste?

Körperlich extrem anstrengend ist mit Sicherheit das Leben mit einem Baby und einem noch jungen Kleinkind mit Nächten, in denen man wenig Schlaf findet. Nervlich belastend empfinden Eltern häufig das Trotzalter und die Pubertät. Auch die Schul-Laufbahn der Kinder bringt für Eltern eigene Herausforderungen mit sich.

Welches ist die schönste Phase? Das kommt auch auf die Eltern an. Ziehen Sie ein süßes kleines Kind vor oder eines, mit dem sie viel gemeinsam erleben können?

Zusammenfassend hat jede Phase im Leben eines Kindes ihre schönen Seiten und ihre eigenen Herausforderungen. Am meisten Freude mit ihren Kindern haben die Eltern, die aus der jeweiligen Phase das Beste zu machen versuchen und die Zeit mit ihrem Kind so gut wie möglich zu genießen – Augenblick für Augenblick.

Generell eine gute Einstellung für das Leben mit Kindern.

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