„Popel essen ist eklig und außerdem hochgradig ungesund“. Diese Meinung zieht sich durch Generationen von Eltern, die sie an ihre Kinder weitergeben. Eine Studie aus Amerika am MIT und auch die Mediziner der Harvard-Universität beziehen dazu eindeutig Stellung – mit einer überraschenden Neuigkeit. Denn Popel essen ist gesund!
Popel essen – Ist das ungesund?
Popel in der Nase bestehen aus getrocknetem Schleim, der dazu da ist, die Atemluft zu befeuchten und zu entstauben. Im vorderen Teil der Nase trocknet der Schleim schnell aus und wird zum Popel. Der wiederum behindert das freie Atmen und weckt den Impuls, ihn zu entfernen. Kinder sind in dieser Hinsicht pragmatisch und benutzen gerne den Finger, um die Nasenwege frei zu kriegen. Und lassen den unappetitlichen Klumpen anschließend allzu gern im Mund verschwinden.
Was ist drin im Popel?
Eigentlich ist der Popel ein Abfallprodukt des Körpers aus getrocknetem Schleim, Härchen und Staubpartikeln. Doch das ist noch nicht alles! Er enthält außerdem jede Menge an Bakterien und sogenannte Speichel-Mucine, die Zähne und Schleimhäute dabei unterstützen, einen wirksamen Immunschutz aufzubauen. Der kanadische Biochemiker Professor Scott Napper setzt noch eins drauf: Durch die Stärkung des Immunsystems können sogar Allergien verhindert werden. Ein Indiz dafür, dass Popel gut für uns sind, ist laut Napper schon der süßliche Geschmack. Denn er signalisiert dem Körper, dass der trockene Schleimklumpen bedenkenlos verzehrt werden kann. Wenn Kinder also ihren eigenen Popel essen, tun sie ihrem Körper durchaus etwas Gutes und unterstützen und stärken ihn. Das gilt übrigens nicht nur für Popel, sondern allgemein für Dreck oder Erde, die sich Kinder gern in den Mund stecken.
Popeln in der Öffentlichkeit
Das öffentliche Popeln ist nicht gern gesehen. Wenn ein Mensch – sei es Kind oder Erwachsener – sich das Resultat dann auch noch in den Mund steckt, ist das ein echter Tabubruch, der bei den Zuschauern Ekelgefühle hervorruft. Ein Weg, wie Eltern ihren Kindern zum einen den Gesellschaftsknigge nahebringen und ihm andererseits die Stärkung des körpereigenen Immunsystems zugestehen, besteht durch Reden und Erklären. Machen Sie Ihrem Kind begreiflich, dass Popeln und Popel essen an und für sich nichts Schlimmes sind, dass aber andere Menschen das eklig finden. Und Ihr Kind deshalb den zweifelhaften Genuss lieber nicht in der Öffentlichkeit zelebriert.
Wenn Popeln zum Zwang wird
Kaum zu glauben, aber Popeln und Popel essen kann auch zum Zwang werden. Die Medizin spricht dann von der sogenannten Rhinotillexomanie. Das zwanghafte in der Nase bohren schadet vor allem der Nasenscheidewand, die durch spitze Fingernägel und eine ständige Manipulation verletzt werden kann. Die Folge ist häufiges Nasenbluten. Durch die verletzte Haut können Bakterien von den Fingerkuppen in den Blutkreislauf gelangen und es kann zu einer Infektion kommen. Der Zwang zum Nasenbohren ist in der Regel ein Symptom, bzw. eine Begleiterscheinung für eine andere psychische Erkrankung oder Hypernervosität. Bohrt Ihr Kind allzu häufig in der Nase, wird es sich in den meisten Fällen um eine schlechte Angewohnheit handeln – und die kann es sich mit viel Geduld Ihrerseits auch wieder abgewöhnen.