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Null Bock auf Schule – Was Eltern tun können

Spätestens mit der Pubertät geht es meist los und die Schule wird zum echten Ätzfaktor fürs Kind, das fast schon keines mehr ist. Gerade dann, wenn das Lernen besonders wichtig ist, hat unser Nachwuchs Null Bock auf Schule. Die Schulmüdigkeit kann viele Gründe haben.

Das Wichtigste für Eltern: Nur keine Panik! Die Null-Bock-Phase dauert in der Regel nicht ewig. Klar sollte aber auch sein, dass Druck und Sanktionen hier nur wenig ausrichten können, denn die Gedanken sind frei – gerade, wenn es ums Lernen geht. Hilfreich ist dagegen jede nur denkbare Form von Zuspruch und Motivation fürs Kind, um ihm die Schule wieder etwas schmackhafter zu machen.

 

Wo ist sie hin, die Lust am Lernen?

Selbst wenn Ihr Kind in der Grundschule ein noch so begeisterter Schüler war, gerne gelernt und freiwillig seine Hausaufgaben gemacht hat – die Schulmüdigkeit trifft irgendwann fast jeden Teenager. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich gelagert. So hat eine Umfrage der DAK, die im Jahre 2011 veröffentlicht wurde, ergeben, dass mehr als 43% der Schüler zwischen 11 und 18 Jahren unter Schulunlust in Kombination mit depressiven Verstimmungen litten. Über 22% hatten keinen Bock auf Schule, bleiben aber auch von depressiven Stimmungen verschont. 

  • Die Erziehungswissenschaft sieht mehrere Gründe für die Entwicklung der Schulmüdigkeit, als einer der Hauptgründe wird Frust durch demoralisierende Erfahrungen angesehen. Schüler, die immer wieder mit frustrierten und teilweise unfähigen Lehrern konfrontiert werden, sich über- oder unterfordert fühlen oder in zu großen Klassen allzu oft unbeachtet bleiben, haben irgendwann die Nase voll und handeln dann ganz „menschgemäß“. Wenn wir uns in einer ständig unbefriedigenden und belastenden Situation finden, verlieren wir erst alle Motivation und steigen irgendwann aus – aus der Schulunlust kann dann die Schulverweigerung werden. Über dieses Phänomen haben wir schon ausgiebig berichtet.
  • Auslöser der Schulunlust können allerdings auch private Probleme, bzw. eine Überforderung im häuslichen Umfeld sein. Wer ständig auf seine kleinen Geschwister aufpassen muss oder als Partnerersatz für den alleinerziehenden Elternteil herhalten muss, der setzt irgendwann Prioritäten und steigt aus einer der vielen Aufgaben aus. Häufig fällt die Wahl dann auf die Schule, die ohnehin wenig Spaß macht.
  • Schließlich kann die Null-Bock-Phase auch ein Druckmittel sein. Eltern, die allzu sehr auf Leistung pochen und den Schulnoten übermäßig viel Bedeutung beimessen, fordern es fast heraus: Das Kind geht in passiven Widerstand, oft ohne es selbst bewusst zu merken. Die Schulunlust kann auch entstehen, wenn das Kind schlichtweg auf der „falschen“ Schule ist. Wer sich auf dem Gymnasium ständig abmüht und dennoch nur unterdurchschnittliche Leistungen bringt, gibt irgendwann auf. Umso schlimmer wird die Unlust dann, wenn die Eltern meckern, statt zu ermutigen.

 

Hilfe und Motivation durch die Eltern

Zum Glück müssen auch schwierige Lebenssituationen nicht dauerhaft in die Null-Bock-Phase führen. Stellen Sie fest, dass Ihr Kind mehr und mehr die Lust an der Schule verliert und vielleicht sogar in eine depressive Stimmung rutscht, sollten Sie frühzeitig einschreiten. Wie immer sollte der erste Schritt das Gespräch sein. Versuchen Sie, den Gründen für das Null-Bock-Gefühl auf die Spur zu kommen, am besten gemeinsam mit Ihrem Kind. Wichtig ist, dass sie schnell reagieren, denn hat sich das Null-Bock-Gefühl manifestiert, kann es zum Schule schwänzen und schließlich zur Schulverweigerung kommen.

Lässt sich die Schulunlust des Kindes nicht auf eine Ursache zurückführen, bzw. kann diese Ursache nicht beseitigt werden – zum Beispiel durch einen Klassen- oder Schulwechsel oder andere Maßnahmen – dann können Eltern nur das Übliche tun, um ihr Kind in dieser Situation zu begleiten und zu unterstützen: Motivieren und Zuwendung geben - gar nicht so leicht, bei einem Teenager in der Pubertät. Folgender Umgang mit dem Kind und seiner Schulunlust versprechen Aussicht auf Erfolg:

  • Zeigen Sie Ihrem Kind Anerkennung, wann immer es sie verdient hat und zwar nicht nur, wenn es um schulische Erfolge geht. Achten Sie dabei darauf, dass Teenager empfindlich sind und passen Sie das Lob, bzw. die Belohnung an sein Alter und seinen Gemütszustand an. Der total coolen Vierzehnjährigen sollten Sie nicht gerade eine neue Barbie schenken, wenn sie eine gute Leistung erbracht hat; angemessener ist ein neuer Lip Gloss oder ein Gutschein fürs Kino.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seinen Schulalltag und die Routine am Nachmittag. Gerade wenn man ohnehin keinen Bock hat, ist Langeweile tödlich. Vielleicht finden Sie zusammen einen Weg zum spielerischen Lernen.
  • Stumpfes auswendig lernen ist öde, das wissen wir alle. Schaffen Sie Motivation, indem Sie den Lernstoff praktisch verankern. Bei kleineren Kindern ist das einfacher als bei Älteren – wer es sich leisten kann, kann dann die Aussicht auf eine Schülerreise verheißen, wenn sich die Englisch- oder Französischkenntnisse im nächsten Halbjahr um eine Note verbessern. Oder zahlen Sie die Kinokarten für Filme, die sich Ihr Kind in der Originalsprache ansieht.
  • Stecken Sie Ziele, bzw. sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind das tut. Gerade dann, wenn das Kind das Gefühl hat, es wird ihm alles zu viel und es kann das Pensum gar nicht schaffen, erleichtern Etappenziele das Lernen und sorgen für mehr Motivation.
  • Regen Sie an, dass Ihr Kind gemeinsam mit Freunden lernt. Dies steigert oft die Motivation. Schaffen Sie gemeinsame Anreize für beide Mitglieder der Lerngruppe.

Leidet Ihr Kind unter Schulunlust, dann braucht es Ihre Hilfe. Allerdings sollten Sie ihm jetzt nicht jede Hürde abnehmen. Gerade im Teenageralter ist auch Eigenverantwortlichkeit angesagt. Ihr Kind muss schon selbst etwas Initiative zeigen und dabei mithelfen, die Schulunlust zu überwinden. Mitunter kann es auch heilsam sein, das Kind eine Niederlage erleben zu lassen. Dann sollten Sie aber keinesfalls mit erhobenem Zeigefinger und „das hab ich Dir ja gleich gesagt“ reagieren, sondern für Ihr Kind da sein und es unterstützen.